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Fachkonferenz

Bewaffnete Konflikte in Südasien 2012

Im Blickpunkt des sechsten Teils der renommierten Konferenz- und Publikationsreihe stehen die jüngsten Entwicklungen der politischen Konfliktherde in Südasien.

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Im Rahmen der sechsten Fachkonferenz zum Thema „Bewaffnete Konflikte in Südasien“ wurde am 2. März 2012 die vom Regionalprojekt SAARC der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit dem Institute of Peace and Conflict Studies (IPCS) in Neu-Delhi herausgegebene Anthologie „Armed Conflicts in South Asia 2008-2011“ vorgestellt. Shiv Shankar Menon, Nationaler Sicherheitsberater des indischen Premierministers, präsentierte das vierbändige Kompendium einem ausgewählten Fachpublikum und gab einen kurzen Überblick über die sicherheitspolitische Situation in Indien und Südasien.

Die Konferenzreihe „Armed Conflicts in South Asia – Bewaffnete Konflikte in Südasien“ gehört zu den Marksteinen der internationalen Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Südasien. Ziel der nunmehr sechsten Fachkonferenz, die am 1. und 2. März 2012 in Neu-Delhi stattfand, ist es, Experten aus Politik, Militär, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an einen Tisch zu bringen, um den Status Quo bewaffneter Konflikte und Friedensprozesse in der Region zu analysieren und Entwicklungsperspektiven im Hinblick auf die regionale Sicherheitsarchitektur aufzuzeigen. Seit 2008 werden die auf der Konferenz präsentierten Beiträge in dem jährlich erscheinenden Sammelband „Armed Conflicts in South Asia“ zusammengefasst und im Zuge der Veranstaltung einem breiteren Fachpublikum vorgestellt. Anlässlich des Erscheinens des vierten Bandes „Armed Conflicts in South Asia 2011“ wurden bei der diesjährigen Konferenz alle vier Ausgaben der renommierten Publikationsreihe als Anthologie „Armed Conflicts in South Asia 2008-2011“ veröffentlicht. Während dabei für Indien im Jahr 2011 vor allem Jammu und Kaschmir sowie der Nordosten des Landes und die Entwicklung des sog. Naxaliten-Konflikt im Fokus der Untersuchung stehen, widmen sich die regionalen Beiträge der diesjährigen Ausgabe vornehmlich Afghanistan sowie den post-konfliktären Szenarien in Nepal und Sri Lanka. Die Ergebnisse wurden in Panels zu Afghanistan und Pakistan, Myanmar und dem Nordosten Indiens, dem Naxaliten-Konflikt sowie den Transformationsprozessen in Jammu und Kaschmir bzw. in Nepal und Sri Lanka diskutiert.

Eingeleitet wurde der erste Konferenztag mit einer kritischen Reflektion der Entwicklung der bewaffneten Konflikte der Region in den vergangenen Jahren. Laut Prof. P.R. Chari, Mitherausgeber von „Armed Conflicts in South Asia“ und Mitbegründer von IPCS war dabei gerade das Jahr 2011 von zwei für die sicherheitspolitische Situation in Südasien besonders prägenden Ereignissen gekennzeichnet: Der arabische Frühling und der Tod Osama bin Ladens. Während die Ereignisse um den arabischen Frühling zeigten, welche politische Macht zivilgesellschaftliche Bewegungen entfalten können, verdeutlichte die Ermordung Osama bin Ladens Prof. Chari zufolge, wie anfällig die Souveränität Pakistans zum einen und wie volatil dessen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zum anderen seien. Beide Ereignisse – Ersteres mit Blick auf die zivilgesellschaftlichen Kampagnen der jüngeren Vergangenheit (z.B. die Anti-Korruptionsbewegung in Indien), das Zweite vor allem angesichts der volatilen Situation im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan sowie des anstehenden Abzugs der amerikanischen Truppen – seien für die zukünftige Sicherheitsarchitektur der Region von höchster Relevanz. Eine engere regionale Kooperation, in politischer und wirtschaftlicher ebenso wie in gesellschaftlicher Hinsicht, sei daher unabdingbar. Arvind Gupta, Generaldirektor des Institute for Defence Studies and Analysis (IDSA) schloss sich den Worten seines Vorredners an und plädierte für ein neues sicherheitspolitisches Paradigma in Südasien, zu dem sowohl die Diskussion sicherheitspolitischer Themen innerhalb der South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) als auch die Einberufung regelmäßiger Treffen auf der Ministerebene gehörten.

Shiv Shankar Menon, Nationaler Sicherheitsberater des indischen Premierministers mit der sicherheitspolitischen Situation sowohl innerhalb Indiens als auch in der Region bestens vertraut, eröffnete den zweiten Konferenztag mit einer prägnanten Analyse der jüngsten Entwicklungen in Südasien. Auch er hob die Notwendigkeit eines pradigmatischen Wandels – vor allem hinsichtlich der Indien oftmals zugeschriebenen Rolle als Hegemon – vor, betonte dabei allerdings auch, dass die Intensität der gewaltsamen Konflikte Südasiens entgegen der gängigen Wahrnehmung abgenommen hätte. Stattdessen sei vielmehr eine Verschiebung hin zu nicht-staatlichen Akteuren sowie ein Verschwimmen der Grenzen zwischen diesen und dem Staat zu erkennen. Die staatlichen Kapazitäten gegenüber diesen Herausforderungen sei begrenzt. Menon brachte zudem die Frage zur Sprache, warum Friedensprozesse als solche so selten zum Erfolg führten. Er wies darauf hin, dass es oftmals Verschiebungen der Interessenslagen denn Friedensprozesse selbst seien, die zu einer Transformation führten. Indes sei auch hier ob der Ambivalenz derartiger Faktoren Vorsicht geboten: So könne eine verbesserte wirtschaftliche Lage sowohl die Anreize erhöhen, einen Konflikt zu beenden, als auch die jeweiligen Konfliktparteien darin stärken, den Konflikt (weiter) durchzustehen.

Die schon am Vortag intensiv diskutierten Fragen, was als „bewaffneter Konflikt“ gelten könne und wie Südasien geographisch zu definieren sei, beantwortete Menon mit dem nüchternen Blick eines durch jahrzehntelange politische Praxis geschulten Experten: Zielführend sei weniger die Definition an sich, ob die eines bewaffneten Konflikts oder die eines Friedensprozesses, sondern vielmehr die Anerkennung des Prozesscharakters eines Konfliktes. Gerade bei der Einbindung von Konfliktparteien in den demokratischen Prozess würde oftmals vergessen, den sprichwörtlich nächsten Schritt zu tun. Südasien interpretierte Menon indes nicht als fest umrissene geographische Region, sondern vielmehr als konzentrische Folge von Kreisen (etwa: SAARC, SAARC plus Myanmar, SAARC plus Myanmar und Iran etc.) deren sicherheitspolitische Relevanz (für Indien bzw. die Region) mit zunehmender Distanz abnehme. Angesichts der inter-staatlichen Relevanz nahezu aller Konflikte der Region schloss auch Menon mit den Worten, dass eine Intensivierung der regionalen Kooperation absolute Priorität für Südasien habe.

Evident scheint damit, was auch schon im Zuge anderer Regionalkonferenzen in Südasien deutlich wurde: Die Möglichkeit regionaler Zusammenarbeit – sei es im Bereich der Sicherheitspolitik, im Außenhandel oder im Energiesektor – wird angesichts der gemeinsamen Herausforderungen aller Staaten der SAARC-Region zunehmend zu einer baren Notwendigkeit. Um zu vermeiden, dass sich der gegenwärtig noch vorhandene Handlungspielraum auf reine Zwänge reduziert, gilt es mittelfristig, das Thema regionale Sicherheit abseits nationaler Egoismen auch in regionalen Gremien wie z.B. der SAARC zu behandeln.

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Veranstaltungsort

Südasien

Publikation

ACSA 2012: Bewaffnete Konflikte in Südasien 2012
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Tomislav Delinić

Tomislav Delinic

Leiter der Auslandsbüros Tschechien und Slowakei

tomislav.delinic@kas.de +420 731 276 696
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