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Veranstaltungsberichte

Gemeinsame Werte: Christdemokratie und indigene Völker

Workshop

Am 6. und 7. März fand in Santa Cruz de la Sierra, Bolivien, ein Workshop zum Thema "Gemeinsame Werte: Christdemokratie und indigene Völker" statt. Die Veranstaltung wurde vom PPI zusammen mit der ODCA organisiert. Verterter zahlreicher Parteien nahmen an dem Workshop teil.

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Am 6. Und 7. März 2014 fand auf Einladung des Programms zur Politischen Partizipation der Indígena (PPI) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und der Christdemokratischen Organisation Amerikas (ODCA) ein Workshop zum Thema „Gemeinsame Werte – Christdemokratie und Indigene Völker in Lateinamerika“ in Santa Cruz de la Sierra, Bolivien, statt.

Am Workshop nahmen jeweils zwei Personen der Parteien der ODCA teil: eine Person, die für das indigene Thema innerhalb der Partei zuständig ist und eine Person, die für die Ideologie zuständig ist. Es waren die christdemokratischen Parteien aus Chile, Kolumbien, Costa Rica, Mexiko und Peru anwesend. Zusätzlich nahm ein Partner der KAS aus Guatemala, das zentralamerikanische Institut für Politikwissenschaft (INCEP) teil sowie Vertreter der Jugendabteilung der ODCA (JODCA) aus Chile und Mexiko.

Vorgeschichte

Im letzten Jahr, am 9. und 10. September 2013, fand in Mexiko ein Workshop mit dem Titel “Politische Kommunikation: Wie spreche ich indigene Wähler an?“ statt. Das Ziel dieses Workshops war es zu analysieren, wie man die Parteien für Vertreter der indigenen Völker attraktiv machen kann und wie man das indigene Thema innerhalb der Partei besser kommunizieren kann. Folgende Schlussfolgerungen ergaben sich aus dem Workshop: 1. Es ist wichtig Parteistrukturen für Indigene zu schaffen, bzw. zu stärken, wenn eine Partei sich stärker mit diesem Thema auseinandersetzen will. 2. Werte als gemeinsamer Nenner sind von großer Bedeutung für die Verbindung von christdemokratischen Parteien und indigenen Völkern.

Die Parteistrukturen betreffend, sowie die politische Kommunikation mit Indigenen, haben Spezialisten der Organisation der politischen Berater Lateinamerikas (OCPLA) ein Dokument mit dem Namen „Modelle zur Implementierung von Strukturen von Indigenen in den Parteien der ODCA, um die politische Kommunikation mit Indigenen in Lateinamerika zu erleichtern“ erarbeitet. Dieses kann als Referenzdokument genutzt werden. Das Dokument zeigt eine effiziente Kommunikation mit der indigenen Welt auf, unter anderem bezüglich der Wahlkampagnen in indigenen Gebieten. Diese Themen können besser von Parteien mit expliziten indigenen Strukturen behandelt werden. Einige Modelle dieser genannten Strukturen werden im Dokument umrissen.

Aufgrund der zweiten Schlussfolgerung des Workshops in Mexiko, wurde außerdem ein Dokument über die gemeinsamen Werte von Christdemokraten und Indigenen in Lateinamerika in Auftrag gegeben.

Ziele des Workshops

Das Regionalprogramm PPI und die ODCA hatten zuvor verschiedene Ziele für den Workshop festgelegt: 1. Was sind die gemeinsamen – und die unterschiedlichen – Werte der Christdemokratie und der indigenen Völker in Lateinamerika? 2. Das Arbeitspapier über die politische Kommunikation mit Indigenen “Modelos de Implementación de Áreas de Atención Indígena en los Partidos de la ODCA para Facilitar la Comunicación Política Hacia los Pueblos Indígenas de América Latina” überarbeiten und diesem zustimmen. 3. Das Papier über gemeinsame Werte “Valores Comunes – Democracia Cristiana y Pueblos Indígenas de América Latina” überarbeiten und diesem zustimmen. 4. Diskutieren, ob diese beiden Dokumente zu einem Dokument zusammengefügt werden sollten.

Vortrag über die Beziehung zwischen indigenen Völkern und politischen Parteien

Im ersten Teil des Workshops, hielt der ehemalige Vizepräsident Boliviens und Aymara, Víctor Hugo Cárdenas, einen Vortrag über die Beziehung zwischen indigenen Völkern und politischen Parteien. Cárdenas zufolge spreche man seit den 90er Jahren von einer Inklusion der Indigenen in die Politik. Jedoch sei diese Inklusion nicht mehr als eine Instrumentalisierung und Cárdenas bezeichnete sie als kolonisierend. Die Politik sei weiterhin nicht indigen. Und auch wenn viele indigene Rechte existieren, so tun sie dies meist nur auf dem Papier. Aus diesen Gründen sei die Beziehung zwischen den indigenen Völkern und den politischen Parteien, bis auf wenige Ausnahmen, eher schlecht.

Außerdem erschienen einige indigene Praktiken für die politischen Parteien undemokratisch. So beispielsweise die Kollektivwahl. Diese widerspreche dem westlichen Verständnis der allgemeinen, freien, gleichen, direkten und geheimen Wahl.

Cárdenas zufolge benötigt man daher einen gemeinsamen Nenner, oder einen gemeinsamen Raum, sodass man mit den „kolonialistischen“ Praktiken abschließen und interkulturelle Praktiken entwickeln kann.

Dokumente

Nach dem Vortrag wurde zunächst das Dokument über Parteistrukturen und politische Kommunikation diskutiert. Hierbei wurde besonders hervorgehoben, dass es nicht allein darum gehe, indigene Wählerstimmen zu gewinnen, sondern vor allem darum, die Verbindung von den Parteien zur indigenen Welt herzustellen. Dafür müssten die Parteien mit den indigenen Völkern „auf Augenhöhe“ zusammenarbeiten. Ein solcher erster Schritt könnte auf Gemeindeebene gemacht werden. Es ist zu beachten, dass es sich beim besprochenen Dokument um ein Referenzpapier handelt und dies stets verbesserungsfähig ist.

Dann wurde das Dokument über die gemeinsamen Werte diskutiert. Das Dokument bezieht sich insbesondere auf die Werte Freiheit, Solidarität und Brüderlichkeit. Dabei war es schwierig, sich auf eine Definition für „Solidarität“ zu einigen. Während der Ausdruck bei einigen vor allem die Konnotation Sozialleistungen hervorrief, bedeutete er für andere Gastfreundschaft und gegenseitige Unterstützung. Man wurde sich bewusst, dass sowohl „Solidarität“, als auch „Freiheit“ sehr unterschiedlich interpretiert werden können. So habe insbesondere die „Freiheit“ eine sehr individualistische Konnotation. Brüderlichkeit hingegen sei ein Ausdruck der Kollektivität und Gemeinschaftlichkeit. Insbesondere dieser letzte Begriff verbinde den christlichen Humanismus und die Werte der Indigenen.

Arbeitsgruppen

Um den gemeinsamen Nenner, bzw. die gemeinsamen Räume, die von Víctor Hugo Cárdenas genannt wurden, zu identifizieren, teilten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Identifizierung (weiterer) gemeinsamer Werte. Sie haben unter anderem folgende Werte als gemeinsame Werte herausgestellt: Gemeinschaft, Subsidiarität, Selbst- und Mitverantwortlichkeit, Brüderlichkeit, Zusammenhalt der Gesellschaft, Gemeinwohl, u.a.

Die zweite Gruppe beschäftigte sich damit, die „gemeinsamen Räume“ zu identifizieren. Also wie erreicht man es, dass die politischen Parteien sich mit den indigenen Völkern verbinden. Hierbei scheint eine dezentrale Struktur der Partei wichtig. Ein allgemeiner Rat der Indigenen in der Partei wäre wünschenswert. Die Arbeitsgruppe legte verschiedene Schritte fest, die zu einer Verbindung mit den indigenen Völkern führen sollen: 1. Interesse an der indigenen Thematik stärken, 2. Seinen Gesprächspartner und dessen Bedürfnisse kennen, 3. Hypothesen aufstellen und diese verifizieren, 4. Handlungsmöglichkeiten entwerfen, 5. Diese Handlungsmöglichkeiten präsentieren und gemeinsam mit den indigenen Völkern Entscheidungen treffen. Es sei besonders wichtig, niemandem seine eigene Ideologie aufzuoktroyieren. Daher müssten gemeinsame Räume geschaffen werden, die verschiedene Bräuche, Traditionen und Handlungsweisen anerkennen.

Schlussfolgerungen

In der abschließenden Diskussion wurde insbesondere herausgestellt, dass es wichtig ist, die indigene politische Vision des gemeinschaftlichen Lebens zu hören und zu kennen.

Um Verbindungen mit den indigenen Völkern zu schaffen, benötige es kontinuierliches Reden und Handeln. Die politischen Parteien müssten sich fragen, was sie wirklich für indigene Völker getan haben und müssten selbstkritisch sein. Es werde schwierig sein, die gemeinsamen Räume aufzubauen, insbesondere aufgrund der Geschichte. Diese habe Misstrauen der indigenen Völker gegenüber den westlichen Strukturen geschaffen. Umso wichtiger sei die schon genannte Kontinuität in der Zusammenarbeit.

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