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Veranstaltungsberichte

Soziale Marktwirtschaft: Nur mit uneingeschränkter Menschenwürde

von Julia Rieger

Talk im Bahnhof

Die Soziale Marktwirtschaft ist eine der Grundfeste, auf der unsere Gesellschaft steht. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sie zum Wiederaufbau und zum Wirtschaftswunder beigetragen – doch wo steht die Soziale Marktwirtschaft heute? Wie kann sie angesichts von globalen Herausforderungen zukunftsfähig gestaltet werden? Und welche Rolle spielt unser Menschenbild dabei?

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Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Talk im Bahnhof in Krefeld. Zu Gast war Prof. Dr. Dr. Elmar Nass, Professor für Wirtschafts- und Sozialethik. Zuerst begrüßte Simone Habig, die Leiterin des Regionalbüros Rheinland die Gäste und zeigte die Vielschichtigkeit der Sozialen Marktwirtschaft auf: „Hinter ihr steht eine sozialethische Grundlage und damit auch eine Verantwortung.“

Die soziale Frage anders stellen
Der Schirmherr des Abends Ansgar Heveling MdB unternahm in seinem Grußwort eine Zeitreise. Die soziale Frage habe sich schon mit dem Beginn der Industrialisierung gestellt: „Wenn sich die Wirtschaft verändert, tritt die soziale Frage wieder auf. Wir brauchen neue Antworten auf die soziale Frage.“ Inspiration für diese Antworten will Elmar Nass liefern, es sei wichtig, dass sich die Politik mit diesen Fragen beschäftige. Die Aufgabe der Sozialethik sei es, Leuchttürme zu erstellen: „Wir wollen zum Nachdenken anregen, wie Ethik umgesetzt werden kann.“

Wirtschaftsordnung, Menschenbild und die Idee des Zusammenlebens
Auch die Soziale Marktwirtschaft sei eine Marktwirtschaft, die sich kritischen Stimmen stellen müsse. Besonders wichtig ist das Menschenbild, das in einer Marktwirtschaft vorherrscht – in einer „freien, zügellosen“ Marktwirtschaft ginge es nur darum, den sozialen Frieden zu wahren, ohne dass sich wirklich für die Schwachen interessiert würde. Auch in einer Kollektivwirtschaft gäbe es keine absolute Würde des Menschen, da diese von der herrschenden Partei zugesprochen werde. Die soziale Marktwirtschaft vertrete ein anderes Menschenbild: „Es gibt eine soziale Verantwortung der Stärkeren gegenüber den Schwächeren – die Idee der unbedingten Menschenwürde.“ Dieses Verantwortungsgerüst sei existentiell.

„Die Menschenwürde hat jeder Mensch, weil er ein Mensch ist“
Das zeige sich auch in der Idee des Zusammenlebens: In kollektivistischen Planwirtschaften strebten die in Anonymität lebenden Menschen nach Zugehörigkeit. Die eigene Identität würde dabei oft an der Exklusion anderer Gruppen gebildet. In der Sozialen Marktwirtschaft ginge es um Zusammenhalt, um unterschiedliche Gruppen, die sich schätzen und stärken. Daran müsse eine Gesellschaft arbeiten. Die Soziale Marktwirtschaft sei aber keine Utopie: „Sie vertritt ein Ideal und Ziel, aber sie setzt an der Realität an.“

Herausforderungen: Europäische Marktwirtschaft und Umwelt
Anschließend spricht Nass über Herausforderungen, vor denen die Soziale Marktwirtschaft steht und stellt sie auch zur Diskussion mit Ansgar Heveling und den Gästen. Durch die individuellen Wirtschaftssysteme in Europa sei es schwierig, eine einheitliche Linie zu finden: „Als Europa haben wir die Verantwortung. Wir können keine Geschäfte mit Ländern machen, wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird.“ Auch die Vereinbarkeit von freier Wirtschaft und Umweltschutz sei wichtig. Auch der Wohnungsmarkt und die Mietpreisbremse werden von den Gästen diskutiert. Doch für Nass stehen die Werte im Fokus der Herausforderungen.

„Wir brauchen einen festen Wertekonsens“
Da die Kirchen immer weniger Anhänger hätten, müsse die Wertebasis auch außerhalb des christlichen Menschenbildes diskutiert werden  um eine feste Basis zu haben, die Angriffe fernhält. Die Soziale Marktwirtschaft sei eine ausgezeichnete Form und ein gutes Modell der Wirtschaftsordnung, denn „sie verbindet die Vorteile des Marktes und die unbedingte Menschenwürde.“ Trotzdem dürfe man sich nicht sicher sein, dass das Modell bleibe wie es ist. Es müsse ein streitbarer Austausch in der Gesellschaft passieren – denn nur so kämen neue Ideen auf.
 

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Kontakt

Simone Gerhards

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Leiterin Regionalbüro Rheinland, Politisches Bildungsforum NRW

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