Die Veranstaltung wurde von Nils Wörmer, Leiter des RP SIPODI Ostafrika, eröffnet. In seiner Begrüßung betonte er die enge Verflechtung von Politik und Wirtschaft. Er betonte, dass Begriffe wie Geoökonomie, Geopolitik und Geostrategie, die zunehmend in akademischen Debatten präsent sind, stets im Kontext der ostafrikanischen Realität interpretiert und angewendet werden sollten.
Im Anschluss leitete Leah Eryenyu, Teamleiterin, Lerninitiative des Bündnis für geschlechtergerechte Wirtschaft, die Podiumsdiskussion. Zuerst führte Raymond Mujuni, stellvertretender Direktor, Afrikanisches Institut für investigativen Journalismus, in das Thema ein. Er führte aus, dass das rasante wirtschaftliche Wachstum in Ostafrika zunehmend Druck auf die politischen Systeme und die technischen Kapazitäten in der gesamten Region ausübt. Zwar bietet dieses Wachstum große Chancen, gleichzeitig werden jedoch erhebliche strukturelle Herausforderungen deutlich. Dies trifft vor allem für die EAC-Mitgliedsstaaten zu, die keinen Zugang zum Meer haben. Ihre Abhängigkeit von benachbarten Küstenstaaten für den Zugang zu internationalen Märkten macht eine regionale Integration zwar unverzichtbar, gestaltet sie jedoch zugleich äußerst komplex. Er betonte, dass die Häfen in Kenia und Tansania, die als zentrale Umschlagplätze für den ostafrikanischen Handel fungieren, bereits an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten oder diese überschreiten. Sollte das derzeitige Wachstum anhalten, könnten sie voraussichtlich innerhalb des nächsten Jahres nicht mehr in der Lage sein, die Exportmengen der Binnenstaaten zu bewältigen. Daraus ergibt sich ein strategischer wirtschaftlicher Anreiz für die Küstenstaaten, verstärkt in regionale Stabilität und den Ausbau von Infrastruktur zu investieren. Obwohl europäische Länder nach wie vor zu den bedeutendsten Abnehmern afrikanischer Exporte gehören, orientieren sich viele afrikanische Staaten zunehmend an neuen Partnern wie China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar. Diese sich wandelnden Handelsbeziehungen werden die zukünftige Entwicklung des Kontinents und seine globale Positionierung maßgeblich beeinflussen.
Es folgten Kommentare von Angelo Izama, Analyst, Journalist und Stratege, sowie von Daniel Bwambale, stellvertretender Direktor, Alternative Dispute Resolution (ADR) und Andrew Rugasira, Ökonom und Unternehmer. Die Diskussion betonte die Notwendigkeit, dass ostafrikanische Staaten stärker kooperieren statt konkurrieren, insbesondere im Bereich der Infrastrukturentwicklung. Gemeinsame Projekte wie die East African Crude Oil Pipeline und die Standard Gauge Railway wurden als zentrale Vorhaben genannt, die die Region auch künftig gemeinsam vorantreiben sollte. Die Redner unterstrichen zudem die Bedeutung einer Diversifizierung der Exportwege und Logistikkorridore. Dazu zählen Investitionen in den Luftverkehr, Binnenhäfen („Dry Ports“) und wirtschaftliche Sonderzonen, um die Abhängigkeit von den Seehäfen in Mombasa und Daressalam zu verringern und die wirtschaftliche Stabilität der Region zu stärken. Darüber hinaus wurde zu politischer Stabilität sowie zur Förderung digitaler Wirtschaftsmodelle genannt, um die Geschäftskosten innerhalb der Region nachhaltig zu senken.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion tauschten sich die Diskussionsteilnehmenden mit dem Publikum aus.
Leah Eryenyu schloss die Veranstaltung mit dem Fazit, dass eine deutliche Lücke zwischen den Ambitionen der EAC und der aktuellen Realität bestehe. Der wirtschaftliche Druck, politische Spannungen und strukturelle Defizite, müssen dringend adressiert werden, um echten regionalen Fortschritt zu ermöglichen.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Abendempfang, bei dem sich die Teilnehmenden informell austauschen und vernetzen konnten.
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