Die Veranstaltung brachte politische Entscheidungsträger, Migrationsexpertinnen, humanitäre Fachkräfte, Wissenschaftler sowie Vertreterinnen internationaler Organisationen wie IGAD, UNHCR und der Weltbank zusammen. In Diskussionsrunden und vertiefenden Fachpanels wurden über zwei Tage hinweg zentrale Themen wie das regionale Flüchtlingsmanagement, klimabedingte Mobilität, finanzielle Inklusion und Arbeitsmobilität, die regionalen Auswirkungen der Krise im Sudan, Migranten- und Menschenhandel entlang der östlichen und nördlichen Routen sowie innovative Finanzierungsmechanismen für Migrationssteuerung behandelt.
Susan Natumanya, Projektmanagerin des KAS RP SIPODI Ostafrika, eröffnete die Konferenz und betonte die Notwendigkeit, Migration nicht ausschließlich als Krise zu betrachten, sondern innovative Strategien zu entwickeln, die Migration zu einer Quelle von Resilienz, wirtschaftlicher Teilhabe und geteilter Verantwortung machen – selbst in Anbetracht begrenzten Ressourcen. Kizitos Okisai, Senior Legal Officer beim UNHCR-Regionalbüro für Ost- und Südafrika, präsentierte eindringliche Statistiken, die die enormen Herausforderungen für Aufnahmeländer wie Kenia, Uganda und Äthiopien verdeutlichten. Rodgers Mutende, stellvertretender Direktor des National Coordination Mechanism on Migration in Kenia, brachte die nationale Perspektive ein, bekräftigte Kenias Engagement für die Aufnahme von Vertriebenen und hob die Grundprinzipien von Gleichheit und Antidiskriminierung hervor.
Selma Sassi, Sonderberichterstatterin für Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und Migranten der Afrikanischen Kommission für Menschen- und Völkerrechte, hielt die Keynote. Sie betonte, dass Migration durch Recht, Kooperation, Solidarität und geteilte Verantwortung – nicht durch Angst - gesteuert werden müsse. Sie beschrieb erzwungene Mobilität als Überlebensstrategie, wenn Staaten ihren Schutzpflichten nicht nachkommen, und rief zu globalen Antworten auf Grundlage rechtlicher Prinzipien und menschlicher Würde statt zu Ausgrenzung oder Pushbacks auf.
Das erste Panel, moderiert von Enguday Meskele, Country Officer bei Independent Diplomat Ethiopia, umfasste Kizitos Okisai, Senior Legal Officer beim UNHCR Regionalbüro für Ost- und Südafrika, Daba Lamessa, Direktorin für Sicherheit bei der RRS Ethiopia, und Prof. Bonaventure Rutinwa, stellvertretender Vizekanzler für akademische Angelegenheiten an der Universität Daressalam. Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung von Solidarität als strategische Antwort, hoben die Ressourcenbeschränkungen der Region hervor, obwohl sie die größten Flüchtlingspopulationen beherberge, und diskutierten über rechtliche Rahmen wie die IGAD-Djibouti Erklärung, die Kampala Declaration und die ostafrikanische Flüchtlingsstrategie. Sie unterschieden zwischen finanzieller und physischer Beteiligung, lobten Äthiopiens inklusive Flüchtlingspolitik und warnten, dass nachlassende globale Unterstützung die Nachhaltigkeit regionaler Bemühungen substantiell gefährde.
Das zweite Panel bestand aus Nikki Stouman, Programmkoordinatorin für Wissen und Politik beim Global Centre for Climate Mobility, Andrew Harper, Sonderberater für Klimafragen beim UNHCR, Dr. Hannes Einsporn, Experte für Migration der Robert Bosch Stiftung, Dr. Joyce Takaindisa, Migrations- und Klimasicherheitsspezialistin bei der Alliance for Bioversity International, James Dalamiah, Migration Officer der kanadischen Hochkommission in Nairobi, und Innocent Ndahiriwe, Koordinator für Migration der IGAD. Sie untersuchten, wie der Klimawandel die menschliche Mobilität in Ostafrika und am Horn von Afrika vorantreibt. Die Diskussion unterstrich Mobilität als Resilienzstrategie statt als Scheitern der Anpassung, hob die zunehmende interne und grenzüberschreitende Vertreibung, Familientrennung, Land-Stadt-Migration sowie sich überschneidende Klima-, Konflikt- und wirtschaftliche Belastungen hervor. Die Sprecher wiesen auf Risiken wie geschlechtsspezifische Gewalt, irreguläre Migration und rechtliche Schutzlücken hin und betonten die Notwendigkeit inklusiver Ansätze.
Dr. Sonia Plaza, Senior Economist der Weltbank, hob die Rolle von finanzieller Inklusion, Arbeitsmobilität und Rücküberweisungen bei der Unterstützung von Flüchtlingen sowie den aufnehmenden Gemeinden in Ostafrika und am Horn von Afrika hervor. Sie präsentierte das Projekt „De-risking, Inclusion, and Value Enhancement of Pastoral Economies in the Horn of Africa“ (DRIVE), das Resilienz durch Viehversicherungen, Sparansätze und Investitionen stärkt, und diskutierte Pilotprojekte in Uganda zur Förderung der finanziellen Inklusion von Flüchtlingen. Dr. Plaza betonte, dass Mikroversicherungen, genderinklusive Gestaltung und verbesserte regulatorische Rahmen Verwundbarkeit reduzieren und helfen können, von Abhängigkeit von Hilfsleistungen zu nachhaltigen Lebensgrundlagen überzugehen.
Grazia Paoleri, Senior Technical Advisor für die EU bei der Flüchtlingshilfe in Uganda und Beraterin bei WEglobal Uganda, betonte, dass die Krisen im Sudan und Südsudan zu enormer Vertreibung geführt haben, was erheblichen Druck auf die Regionen Ostafrika und Horn von Afrika angesichts anhaltender Finanzierungsknappheit ausübe. Sie wies darauf hin, dass diese Herausforderungen soziale Spannungen, Unsicherheit, Umweltzerstörung und ein erhöhtes Risiko von Schmuggel verschärft haben, während sie zudem anmerkte, dass die Reaktionen der Regierungen weiterhin weitgehend reaktiv blieben. Indem sie Migration als langfristige strukturelle Realität darstellte, forderte sie dazu auf, Migration und Vertreibung als ein Entwicklungsproblem zu behandeln, regionale Zusammenarbeit zu stärken, innovative Finanzierungsmechanismen zu nutzen und humanitäre sowie Friedensbemühungen für nachhaltige Lösungen zu stärken.
Das letzte Panel, bestehend aus Barbara Salcher, Dialogkoordinatorin des ICMPD/Khartoum Process, Sandro Donati, Crime Prevention & Criminal Justice Officer, UNODC, Hervé Jamet, Regionaldirektor beim Operational Centre Khartoum, Rogers Mutende, stellvertretender Direktor des National Coordination Mechanism on Migration Kenia, und Johanna Bögel, Regionalkoordinatorin der GIZ Kenia, diskutierte den zunehmenden Migrantenschmuggel und Menschenhandel entlang der östlichen und nördlichen Routen, angetrieben durch organisierte kriminelle Netzwerke. Sie hoben die lückenhafte Strafverfolgung und hohe Raten erneuter Ausbeutung aufgrund schwacher Reintegration und finanzieller Belastungen hervor. Das Panel empfahl stärkere rechtliche Maßnahmen, verbesserte grenzüberschreitende Zusammenarbeit und umfassende Reintegration einschließlich finanzieller Unterstützung, um Ausbeutung zu verhindern und Strukturen des Menschenhandels zu aufzubrechen.
Am zweiten Tag stellte Dr. Margaret Monyani, Executive Director der OLAM Africa, das OLAM-Policy Brief mit dem Titel „Who Moves, who stays and who decides?“ vor, das die tiefgreifende Veränderung menschlicher Mobilität in Ostafrika und am Horn von Afrika untersucht.
Jim Van Moorsel vom Mixed Migration Centre (MMC) präsentierte einen Vortrag über Klimamobilität. Seine Präsentation betonte die operative Veränderung, die erforderlich sei, um klimabedingte Vertreibung zu bewältigen: von reaktiver humanitärer Hilfe hin zu proaktivem, evidenzbasiertem und antizipatorischem Handeln.
Darauf folgte eine Präsentation von Grazia Paoleri, die sich auf drei miteinander verbundene Themen konzentrierte: innovative Finanzierungsmechanismen, strategische Partnerschaften und finanzielle Inklusion für vertriebene Bevölkerungsgruppen. Sie untersuchte wesentliche Wege zur Transformation des Umgangs mit den Herausforderungen von Vertreibung in der Region.
In ihren Schlussbemerkungen betonte Susan Natumanya, Projektmanagerin des KAS RP SIPODI Ostafrika, die Bedeutung von gemeinsamem und innovativem Denken und die Möglichkeit, die Herausforderungen der Migration in Chancen für Resilienz und gemeinsamen Wohlstand in Ostafrika und am Horn von Afrika zu verwandeln. Sie lobte außerdem die Teilnehmenden für ihre engagierten Diskussionen.
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