Das Symposium mit dem Titel „Geopolitik, Geoökonomie und Machtprojektion in Ostafrika“ brachte Sicherheitsexperten, Diplomaten, Wissenschaftler und Praktiker aus aller Welt zu hochrangigen, vertraulichen Diskussionen zusammen. Im Mittelpunkt standen die geopolitischen und geoökonomischen Besonderheiten des Horns von Afrika sowie intraregionale Dynamiken vor dem Hintergrund einer sich wandelnden globalen politischen und sicherheitspolitischen Lage.
Die Veranstaltung, an der Sicherheitsexperten aus Afrika, Asien und Europa, darunter fünf deutsche parlamentarische Fachreferenten, teilnahmen, wurde von Nils Wörmer, Direktor der KAS RP SIPODI EA, eröffnet, der die strategische Bedeutung des Horns von Afrika und die Notwendigkeit regionaler Zusammenarbeit hervorhob. Die Eröffnungsredner waren Heiko Nitzschke, Heiko Nitzschke, Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amtes für das Horn von Afrika, der auf die zentrale Rolle des Multilateralismus hinwies, und Abdishakur Hussein, der Dr. A. Korir Sing'Oei, Staatssekretär im Außenministerium, vertrat. Abdishakur erörterte die sich wandelnden geopolitischen und wirtschaftlichen Dynamiken – von der traditionellen Hard-Security-Dynamik über die Blue Economy und maritime Streitigkeiten, einschließlich der zunehmenden Forderung der Binnenstaaten nach uneingeschränktem Zugang zu Seehäfen, bis hin zu neuen strategischen Rivalitäten im Bereich der Infrastrukturentwicklung.
Die erste Podiumsdiskussion mit Dr. Christian E. Rieck, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam, Magnus Taylor, stellvertretender Projektleiter für das Horn von Afrika bei der International Crisis Group, und Raymond Mujuni, stellvertretender Direktor des African Institute for Investigative Journalism, untersuchte, wie geografische Faktoren globale Machtverhältnisse, politische Allianzen und territoriale Interessen beeinflussen und wie wirtschaftliche Faktoren und politische Maßnahmen die internationalen Beziehungen prägen und die globalen Märkte beeinflussen.
Anschließend diskutierte die zweite Podiumsrunde regionale Sicherheitsdynamiken und externe Reaktionen. Das Panel bestand aus Dr. Gerrit Kurtz, Wissenschaftler bei der Stiftung Wirtschaft und Politik (SWP), Dr. Hassan Khannenje, Direktor des HORN Institute for Strategic Studies, und Dr. Zohra Mohammed Omar, Mitarbeiterin des Instituts für politische und strategische Studien am CERD. Dr. Khannenje betonte, dass in einer zunehmend vernetzten Welt niemand wirklich sicher ist, wenn bestimmte Regionen instabil bleiben; daher tragen wir alle gemeinsam Verantwortung für die globale Sicherheit, egal wie weit entfernt diese Gebiete auch erscheinen mögen. Die Vorstellung, dass afrikanische Probleme ausschließlich mit afrikanischen Lösungen angegangen werden sollten, muss überdacht werden. Die Podiumsteilnehmer betonten, dass Afrika nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um diese Probleme unabhängig zu lösen, und dass wir vor allem die Bedeutung gegenseitiger Unterstützung und Zusammenarbeit anerkennen müssen.
Die dritte Podiumsdiskussion konzentrierte sich auf die ostafrikanische Küste als westliche Grenze des indopazifischen Raums. Die Podiumsdiskussion bestand aus Commodore Jay Tarriela Ph.D., Sprecher der philippinischen Küstenwache, Jan-Ole Voß, stellvertretender Leiter des Kenia-Büros der KAS, und Dr. Elijah N. Munyi, Associate Fellow am Mashariki Research and Policy Centre. Sie untersuchten, wie Ostafrika zunehmend in die Machtkonflikte im Indopazifik, insbesondere zwischen den USA und China, verwickelt wird. Die Diskussion beleuchtete Chinas wachsenden strategischen und wirtschaftlichen Einfluss, die Reaktion der USA auf diesen Wettbewerb und den daraus resultierenden Druck auf die ostafrikanischen Staaten. Insgesamt betonte das Panel die zunehmende strategische Bedeutung der Region und die schwierigen Entscheidungen, vor denen die Länder angesichts des sich verschärfenden externen Wettbewerbs stehen.
Das vierte Panel untersuchte, wie wichtige Akteure im Nahen Osten – Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und die Türkei – ihre politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Rolle am Horn von Afrika ausbauen. Es beleuchtete den wirtschaftlichen und religiösen Einfluss Saudi-Arabiens, den hybriden kommerziell-militärischen Ansatz der Vereinigten Arabischen Emirate, die Vermittlungsbemühungen Katars und das zunehmende sicherheitspolitische Engagement der Türkei. Die Diskussion unterstrich den sich verschärfenden Wettbewerb am Golf und dessen Auswirkungen auf die regionale Regierungsführung und Stabilität. Diese Podiumsdiskussion bestand aus Philipp Dienstbier, Direktor des Golfstaatenprogramms der KAS, Laurence Jost vom Institut für Kriegsforschung der Universität Potsdam, Michael W. Wilson, Senior Researcher der Gulf Research Center Foundation, und Ibrahim Abdirahman Rage, Forschungskoordinator des Heritage Institute for Policy Studies.
Die fünfte Podiumsdiskussion, an der Wolf Christian Paes, Senior Fellow für bewaffnete Konflikte am International Institute for Strategic Studies (IISS), Ahmed Yusuf Hersi, politischer Berater und Experte für präventive Diplomatie, maritime Governance und regionale Sicherheit, sowie Dr. Colin D. Robinson, Dozent für Kriegsstudien an der Cranefield University, teilnahmen, befasste sich mit den zunehmenden Sicherheitsbedrohungen im Roten Meer, darunter Angriffe der Huthi-Rebellen und kriminelle maritime Netzwerke. Die Diskussion befasste sich mit den Auswirkungen auf die globale Schifffahrt, der Unzulänglichkeit internationaler Reaktionen und der Frage, wie Piraterie, Terrorismus und Schmuggel mit regionaler Instabilität zusammenhängen. Außerdem wurde die Notwendigkeit einer stärkeren Kapazitätsbildung und Koordinierung zwischen den Küstenstaaten hervorgehoben. Wolf Christian Paes merkte an, dass die Region politisch vor einer entscheidenden Frage stehe: „Wie geht es jetzt weiter?“ Trotz der stärksten Streitkräfte der Welt ist es den USA nicht gelungen, die Huthis zu besiegen. Auch Afrika, darunter Länder wie Kenia und Äthiopien, verfügt nicht über die Kapazitäten, um den Huthis entgegenzutreten, was die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Lösung unterstreicht.
Die letzte Podiumsdiskussion, an der Lidet Tadesse, Leiterin der Abteilung „Inklusive Regierungsführung und Rechenschaftspflicht“ des European Centre for Development Policy Management (ECDPM), Heiko Nitzschke und Dr. Ivan Klyszcz, Wissenschaftler für Internationale Beziehungen und russische Außenpolitik, teilnahmen, befasste sich mit der Frage, wie die EU, Deutschland und Russland ihr Engagement am Horn von Afrika inmitten der sich wandelnden Weltpolitik gestalten. Die Podiumsdiskussion hob die Bemühungen der EU hervor, Governance, Stabilität und geopolitische Interessen in Einklang zu bringen, sowie die Anpassungen Deutschlands nach der Zeitenwende und das Ziel, Stabilität zu unterstützen, ohne die Rivalität zwischen den Großmächten zu verschärfen, und Russlands ressourcenorientierte Diplomatie und wie seine internationale Isolation zukünftige Partnerschaften beeinflussen könnte. In seinen Ausführungen betonte Ivan U. Kłyszcz den Zusammenhang zwischen den russischen Bergbauinteressen am Horn von Afrika und der Außenpolitik des Kremls. Mit dem Aufbau neuer Bergbaupartnerschaften versucht Moskau, internationale Isolation zu vermeiden und seine anhaltende Relevanz als wirtschaftlicher Akteur zu untermauern.
Das Symposium endete mit einer Abschlussrede von Nils Wörmer, der sich bei den Mitarbeitern der KAS bedankte, die Podiumsteilnehmer für ihre anregenden Diskussionen lobte und den Teilnehmern für ihre Zeit dankte, die sie für die Teilnahme, das Lernen und den Austausch von Erkenntnissen aufgewendet hatten.
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