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Länderberichte

Polarisierung und Antisystem in der Slowakei

von Pavol Kosnáč, Hugo Gloss

Neue Publikation des DEKK Instituts, 2025

Misstrauen gegenüber dem System und Polarisierung sind bis zu einem gewissen Grad gesunde Tendenzen, aber wenn sie ein bestimmtes Maß überschreiten, hat das Land ein Stabilitätsproblem und steht möglicherweise vor radikalen Veränderungen. Die Slowakei hat damit gute Erfahrungen gemacht und ein Großteil der Bevölkerung erinnert sich noch lebhaft daran - das Land erlebte 1989 einen radikalen Systemwandel. Das Ziel der Autoren ist es nicht, Menschen zu stigmatisieren, die dem System nicht vertrauen. Die Autoren sehen das Anwachsen von Polarisierung und Systemfeindlichkeit als Symptom für reale oder wahrgenommene Probleme des Systems, die untersucht und angegangen werden müssen. Mit diesem Ziel, und keinem anderen, wurde diese Studie erstellt.

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Laut dem V-DEM-Projekt ist die Slowakei heute das zweitstärkst polarisierte Land Europas. An erster Stelle steht Ungarn, an dritter Stelle Polen. In der gleichen Messung belegte die Tschechische Republik den 18. Platz von 29 gemessenen europäischen Ländern.

 

• Der Edelman Polarization Score ist eine andere Methode zur Messung der Polarisierung, die auf globaler Ebene Meinungsumfragen nutzt. Die Slowakei landete erneut auf dem zweiten Platz – zwischen Argentinien (1.) und Kolumbien (3.). Die Tschechische Republik belegte den 7. Platz von 30 untersuchten Ländern.

 

• Eine hohe Polarisierung verursacht zahlreiche negative gesellschaftliche Phänomene, darunter eine Verringerung des sozialen Zusammenhalts und des Vertrauens. Sie behindert Zusammenarbeit und Priorisierung, schädigt Beziehungen und wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung aus.

 

• 36 % der Menschen in der Slowakei kennen persönlich eine oder mehrere Personen, deren Meinungen sich in den letzten Jahren so stark verändert haben, dass sie die Anwendung von Gewalt gegen Meinungsgegner befürworten.

 

• 71,3 % der Befragten haben niemals eine Beziehung wegen unterschiedlicher Ansichten abgebrochen, doch 10,1 % haben den Kontakt zu einem Freund abgebrochen, 8,8 % zu einem Arbeitskollegen, 6,5 % zu weiteren Familienmitgliedern, 2 % zu Geschwistern und 1 % sogar zu den Eltern. Familien erwiesen sich somit als am widerstandsfähigsten.

 

• Ungefähr die Hälfte der Menschen in der Slowakei glaubt, dass die Opposition dem Land absichtlich schadet. Eine ähnliche Anzahl denkt dasselbe über die Koalition. Etwa ein Viertel glaubt, dass beide gleichermaßen schaden – auch wenn sie diese Partei wählen. Das deutet bei den Befragten auf eine gewisse Resignation oder Zynismus hin.

 

• Der antisytemische Sentiment ist die Überzeugung, dass das „System“, in dem man lebt, sich nicht für das persönliche Wohlergehen interessiert oder einem sogar absichtlich schadet. Mit dieser Ansicht identifizieren sich 52,5 % der Menschen.

 

• Der antisytemische Sentiment wird auch durch Nostalgie gegenüber dem Sozialismus gestärkt. Fast zwei Drittel (64,8 %) der Menschen glauben, dass das Leben im Sozialismus besser war als heute. Und 18,2 % meinen, dass die Slowakei zivilisatorisch zum Osten gehört.

 

Lesen Sie mehr in der beigefügten Publikation.

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Kontakt

Tamara Zajacová

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Office- und Kommunikationsmanagerin
tamara.zajacova@kas.de

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