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Veranstaltungsberichte

Unauffällige Helden in Trnava

von Gabriela Tibenská

Schülerprojekt Unauffällige Helden im Kampf gegen den Kommunismus

Das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Slowakei unterstützt seit 17 Jahren das Schülerprojekt Unauffällige Helden im Kampf gegen den Kommunismus, dessen Ziel es ist, Geschichten unbekannter Helden im Kampf gegen das totalitäre Regime zu entdecken, ihnen Interesse und Solidarität zu zeigen und auf diesem Weg jene Epoche der Geschichte kennenzulernen, über die viele Slowaken nur sehr wenig wissen. Junge Menschen lernen zugleich, mit Zeitzeugen und ihren Angehörigen zu kommunizieren, mit Archivmaterialien zu arbeiten, eine Lebensgeschichte zu verfassen und ihre Erkenntnisse vor Mitschülern und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die öffentliche Präsentation findet im Rahmen einer feierlichen Konferenz im Monat November statt, wenn wir den Jahrestag der Samtenen Revolution ’89 gedenken. Im Jahr 2025 gipfelte das Projekt Unauffällige Helden in einer Konferenz in Trnava, in den wunderschönen Räumlichkeiten des Ján-Palárik-Theaters.

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Am Vorabend der Konferenz, am 13. November 2025, fand eine Diskussion zum Thema Dem Leid einen Sinn geben statt. Die Schülervertreter Jakub und Tamara von Gymnasien in Košice und Žilina diskutierten mit dem Regisseur Kamil Žiška, dem Historiker František Neupauer sowie mit Dr. Marco Arndt, dem Leiter der Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Slowakei und in Tschechien. Arndt schilderte den Anwesenden die Geschichte seines Vaters – eines politischen Gefangenen in der ehemaligen DDR. Die Repressionen, denen er als junger Mensch ausgesetzt war, ähnelten in vieler Hinsicht dem, was die Unauffälligen Helden in der Slowakei erlebt hatten. Am Ende der Diskussion sagte er:

„In der ganzen Welt erleben wir die Rückkehr von Diktaturen und autoritären Regimen. (…) Wir wissen, dass wir Werte erst dann wirklich schätzen, wenn wir sie verlieren. Wenn wir uns jedoch der Vergangenheit öffnen und sie erforschen – so wie ihr es tut –, dann lernen wir aus ihr und tun etwas dafür, dass sie sich nicht wiederholt. Und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr bereit seid, diese Geschichten zu erforschen und aufzuschreiben.“

Am Freitag, dem 14. November 2025, kamen zum 17. Jahrgang der Schülerkonferenz Unauffällige Helden über 40 Schülerinnen und Schüler aus slowakischen Regionen und aus Slowenien zusammen, begleitet von ihren Lehrern. „Wir enthüllen Lebensgeschichten, die uns daran erinnern, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein Geschenk, das Erinnerung und Respekt verlangt… Dieses Treffen ist mehr als nur eine schulische Präsentation – es ist eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“, sagte Dominika Semaňáková, Vorsitzende des Vereins Unauffällige Helden, bei der Eröffnung der Konferenz.

Auch Jozef Viskupič, Vorsitzender des Selbstverwaltungsregion Trnava, wandte sich an die Anwesenden. Er dankte den Schülern für ihr Interesse an Themen der Vergangenheit und erinnerte an die Bedeutung der Studentenbewegungen – sowohl damals als auch heute. Marco Arndt betonte, wie wichtig es sei, sich mit der Zeit des kommunistischen Regimes zu befassen, „damit Rechtsstaat und Demokratie wiederhergestellt werden können. Wir erweisen den Opfern die Ehre und benennen klar auch die Täter, damit die Geschichte nicht verfälscht werden kann.“ Das Verständnis der Vergangenheit helfe, die Risiken zu erkennen, die die Demokratie bedrohen, und sei ein Schutzmechanismus für die Zukunft.

Der slowenische Botschafter in der Slowakei, Stanislav Raščan, nahm zusammen mit zwei ehemaligen Abgeordneten des slowenischen Parlaments an der Konferenz teil. Er betonte die gemeinsame Erfahrung Sloweniens und der Slowakei mit dem totalitären Regime und die Notwendigkeit, über diese Themen zu sprechen. Ebenfalls anwesend war Peter Sandtner, Vorsitzender der Konföderation der politischen Gefangenen der Slowakei, sowie Vertreter der Selbstverwaltung in Trnava. Zu den Anwesenden sprach auch Miriam Lexmann, MdEP. Sie hob die Rolle der Frauen hervor, deren Ehemänner verfolgt wurden, und erinnerte zudem an die Heldinnen der heutigen Zeit in der vom Krieg heimgesuchten Ukraine.

Die Geschichte der 104-jährigen Ordensschwester Maria Blanka Balonová, unter deren Schirmherrschaft die Konferenz stattfand, stellte der Autor und Projektleiter František Neupauer vor. Schwester Maria Blanka überlebte die gewaltsame Auflösung der Ordensgemeinschaften, die sich in der Slowakei vor 75 Jahren ereignete.

Die Geschichten, die Schülerinnen und Schüler auf der Konferenz präsentierten, entstanden im Laufe mehrmonatiger Forschungsarbeit, bei Treffen mit Zeitzeugen und ihren Familien, beim Besuch von Archiven, beim Studium von Dokumenten, Chroniken und zahlreicher Veröffentlichungen, unter anderem des Instituts des Nationalen Gedenkens. Jedes Team stellte eine Persönlichkeit vor, die während der kommunistischen Zeit einem moralischen oder persönlichen Risiko ausgesetzt war, verfolgt oder inhaftiert wurde.
„Die Geschichte unserer Heldin Antónia hilft uns zu verstehen, wie tief das Regime in das Leben einzelner Menschen eingriff und wie schwer es war, innere Freiheit zu bewahren, als Glaube und Überzeugung bestraft wurden. Ihr Leben beweist, dass auch ein gewöhnlicher Mensch Träger außergewöhnlichen Mutes und geistiger Stärke sein kann. Sie zeigt, dass man auch in Stille und Demut der Ungerechtigkeit widerstehen und die Menschlichkeit bewahren kann“, sagten die Schülerinnen Simona und Helena aus Žilina über ihre Heldin.

„Mit unserer Arbeit wollen wir den Menschen einen Spiegel vorhalten, die das Leid der Opfer des kommunistischen Regimes leugnen und seine Ideale verteidigen oder verherrlichen. Denn gerade unsere Helden kämpften für grundlegende Menschenrechte und Freiheiten, wie beispielsweise die Meinungsfreiheit, auf die sich heute viele der Leugner berufen… Beim Schreiben unserer Arbeit haben wir neue Erkenntnisse gewonnen und uns die Zeit vergegenwärtigt, in der unsere Eltern und Großeltern lebten und aufwuchsen. Durch die Präsentation unserer Arbeit für die Schüler unseres Gymnasiums haben wir ihnen dieses wichtige Thema, das unsere jüngste Vergangenheit betrifft, nähergebracht und sie darüber aufgeklärt“, erklärten die Autoren einer weiteren Geschichte, die Gymnasiasten Richard und Mária.
Ein Beweis dafür, wie sehr die Teilnahme an diesem Projekt junge Menschen prägen kann, sind auch die Organisatoren der Konferenz Dominika und Juraj, die beide als Schüler selbst Geschichten verfasst haben und heute anderen jungen Menschen bei dieser wertvollen Aktivität helfen. Dominika Semaňáková wurde inzwischen Vorsitzende des Vereins Unauffällige Helden, und Juraj Kasarda ist ein engagierter ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Die präsentierten Geschichten wurden von einer fünfköpfigen Fachjury bewertet. Dieses Jahr wurde auch ein besonderer Preis verliehen – ein Besuch des Europäischen Parlaments, als Geschenk von Miriam Lexmann, MdEP.
Zum Abschluss der Konferenz versammelten sich die Teilnehmer am Denkmal der zu Unrecht Verfolgten zu einer Gedenkfeier, die von der Konföderation der politischen Gefangenen der Slowakei vorbereitet wurde.
Das Projekt Unauffällige Helden im Kampf gegen den Kommunismus ist das älteste Projekt in den Visegrád-Ländern, das jungen Menschen Dokumente und Erinnerungen über ehemalige politische Gefangene und Verfolgte aus der Zeit von 1948–1989 vermittelt.
Organisiert wird es vom Verein Unauffällige Helden in Zusammenarbeit mit der Konföderation der politischen Gefangenen der Slowakei, unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Hochschule St. Elisabeth. In diesem Jahr unterstützte das Projekt auch die Selbstverwaltungsregion Trnava, wodurch die regionale Sichtbarkeit der Veranstaltung gestärkt wurde.

 

František Neupauer, Verein Unauffällige Helden

Gabriela Tibenska, Konrad-Adenauer-Stiftung, Büro Slowakei

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Kontakt

Gabriela Tibenská

Gabriela Tibenská
Projektkoordinatorin
gabriela.tibenska@kas.de

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