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Der Krieg hat uns geprägt

Wie Kinder den Zweiten Weltkrieg erlebten

Die Generation der Kriegskinder: Zwischen 1930 und 1945 geboren. Sie gingen durch alle Schrecken des Krieges mit Bomben, Flucht, Vertreibung, Hunger und dem Verlust von Angehörigen und trugen zum Wiederaufbau in der schwierigen Nachkriegszeit bei.

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Der Krieg hat uns geprägt -

Wie Kinder den Zweiten Weltkrieg erleben.

Prof. Margarete Dörr, Jahrgang 1928, war Gymnasiallehrerin und Fachleiterin für Geschichte am Seminar für Studienreferendare in Stuttgart und Heilbronn. Mehr als zehn Jahre erforschte sie die Kriegserfahrungen der Frauen. Für ihr Buch „Wer die Zeit nicht miterlebt hat...“ Frauenerfahrungen im Zweiten Weltkrieg (1998) wurde sie im Jahr 2000 zur Frau des Jahres ernannt und 2001 mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

An die hundert Gäste folgten der Einladung der Konrad-Adenauer Stiftung Freiburg Freiburg und hörten Frau Prof. Margarete Dörr, die ihre Dokumentation: „Der Krieg hat uns geprägt“ Wie Kinder den zweiten Weltkrieg erlebten vorstellte, aufmerksam zu. Ein großer Teil der Gäste hatte den Krieg selbst als Kind miterlebt.

Fast 15 Millionen Kriegskinder, die Jahrgänge von 1930-1945, leben heute in Deutschland. Jedes vierte Kind verlor im Krieg seinen Vater, jedes sechste Kind einen Bruder oder eine Schwester, 100.000 Kinder mussten den Verlust beider Eltern verkraften. Hinter diesen nüchternen Zahlen verbergen sich individuelle Leidensgeschichten und erschütternde Schicksale.

Viele Kriegskinder haben lange geschwiegen, manche schweigen bis zum heutigen Tage. Sie scheuen davor zurück, ihre schrecklichen Kriegserlebnisse wieder „aufzuwühlen“.

Wer sich mit dem Leiden der Kriegskinder beschäftigt, setzt sich dem Verdacht aus, die Verbrechen des Nationalsozialismus oder das Leid der Verfolgten relativieren zu wollen. Margarete Dörr widerspricht energisch. „Kinder sind immer Opfer. Für die Taten ihrer Eltern können sie nicht verantwortlich gemacht werden. Nirgends wird der Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges deutlicher, als an den Leiden, die er zahllosen unschuldigen Kindern zugefügt hat.“ So kann man ihr Buch auch als Manifest gegen Krieg und Totalitarismus lesen.

Der Historikern ist es in fast 10-jähriger akribischer Arbeit gelungen, der Generation der Kriegskinder eine Stimme zu geben. 5oo Berichte hat die ehemalige Gymnasiallehrerin gesammelt, dokumentiert und im Lichte der Geschichtsforschung kommentiert. Unzählige Tagebücher, Briefe, und andere Dokumente hat sie zusätzlich ausgewertet. Mit mehr als 100 Zeitzeugen hat sie ausführliche Gespräche geführt. Entstanden ist kein Buch über die Kriegskinder sondern ein Buch von Kriegskindern.

Die Erfahrungen dieser Generation lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Manche, die das Glück hatten, auf dem Lande aufzuwachsen, haben weite Teile des Krieges nur als ein „fernes Erdeben“ erlebt. Andere waren in den Großstädten dem schrecklichen Bombenkrieg ausgesetzt. Viele waren auf der Flucht vor den heranrückenden Truppen oder sind aus ihrer Heimat vertrieben worden. In der sowjetisch besetzten Zone fanden sich Kriegskinder, die gerade der braunen Diktatur entronnen waren, in der roten Diktatur wieder. Zahllose Kinder mussten mit dem Verlust des Vaters oder anderer Familienangehöriger fertig werden. Nach dem Krieg dann halfen dann die Trümmerkinder beim Wiederaufbau Deutschlands und erlebten die „Besatzer“, die Soldaten der Alliierten. Dies sind nur einige wenige Aspekte, die Margarete Dörr in ihrem Werk beleuchtet. Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Erfahrungen warnt Margarete Dörr vor pauschalen Urteilen. Jedes Kriegskind ist auf die eine oder andere Art vom Krieg geprägt, aber die Prägungen fallen sehr unterschiedlich aus. Nicht wenige sind buchstäblich durch die Hölle gelangen und haben es dennoch geschafft, ihr Leben zu meistern und glückliche und zufriedene Menschen zu werden. Andere leiden an den Spätfolgen ihrer Erlebnisse, die sie oft erst im Alter wieder einholen.

Mit dem Kapitel: „Gelebte Versöhnung“ endet das Buch hoffnungsvoll. Dörr berichtet von Kriegskindern, die sich nach dem Kriege für die Versöhnung mit den Verfolgten des NS-Regimes oder mit den ehemaligen Kriegsgegnern engagieren. Wie aus „Erbfeinden“ Freunde werden, zeigt das Beispiel der deutsch-französischen Beziehungen.

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