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Ehrliche Arbeit

Rüdiger Safranski im Gespräch mit Norbert Blüm

Zum Auftakt der Römerbaddialoge im denkmalgeschützten historischen Hofsaal des Grandhotels Römerbad Badenweiler war Norbert Blüm zu Gast bei Rüdiger Safranski. „Ehrliche Arbeit“ lautet der Titel seines neuen Buches in dem er sich leidenschaftlich für eine solidarische Gesellschaft einsetzt, die das Kunststück vollbringt, Selbstverantwortung und Mitverantwortung auszubalancieren und die Arbeit wieder in den Mittelpunkt rückt.

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Ehrliche Arbeit ist mehr als Broterwerb, sie ist wesentlicher Teil menschlicher Selbstverwirklichung und bedarf der Anerkennung und Wertschätzung. Wir befinden uns in einer „kulturellen Krise der Anerkennung“, meinte Blüm. Zwar drohe die klassische Arbeit in der Produktion auszugehen; die Arbeit im Umgang mit anderen Menschen jedoch, von Hannah Arendt „Handlungen“ genannt, sei nahezu unerschöpflich. Eine Neubewertung dieser Arbeit, beispielsweise der Kindererziehung, sei unabdingbar.

Der liberalistische Dreiklang von Deregulierung, Privatisierung und Kostensenkung habe die Welt in eine Sackgasse geführt. Geld regiere die Welt. Realwirtschaft und Finanzwirtschaft haben sich voneinander entkoppelt. Spekulation und die Orientierung an Börsenkurs, Shareholder Values und Cashflow seien an die Stelle von nachhaltigem Wirtschaften und Investitionen getreten. Der „Homo Oeconomicus“ denke nicht mehr in Generationen. Bei Blüms ehemaligen Arbeitgeber Opel haben sich in 20 Jahren 15 Chefs die Klinke in die Hand gegeben. Die Arbeiter werden nur noch als lästiger Kostenfaktor betrachtet.

Im Kampf der Systeme: Kapitalismus gegen Sozialismus, habe der Kapitalismus noch beweisen müssen, dass er auch sozialer ist als sein Konkurrent. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges habe sich der Kapitalismus entfesselt. Der Sozialstaat sei von den Anhängern eines liberalistischen Wirtschaftssystems als unbezahlbar und entbehrlich verunglimpft worden. Nie habe sich eine Wissenschaft mehr blamiert als die Volkswirtschaftler, die ahnungslos in die globale Krise geschlittert seien.

Mit Sozialismus habe er nichts am Hut, betonte Blüm, mit Kapitalismus aber auch nichts! Beide fußen auf materialistischen Menschenbildern. Auf der Basis der christlichen Soziallehre plädiert Blüm dagegen für einen dritten Weg, die solidarische Gesellschaft, die subsidiär aufgebaut ist und auf Gegenleistung beruht. Eine Renaissance der sozialen Marktwirtschaft, die wieder stärker auf einen handlungsfähigen Staat, auf unternehmerische Verantwortung und Haftung sowie auf Gerechtigkeit und der Sozialverpflichtung des Eigentums baut.

Blüm sprach sich für das Modell „Eigentum in Unternehmerhand“ aus. Auch ein gesetzlicher Mindestlohn sei erforderlich, wenn die Menschen nicht mehr von ihrer Arbeit leben können. Auf europäischer Ebene sei eine gemeinsame Europäische Ordnungspolitik unabdingbar, um ein verbindliches Regelwerk für den Finanzkapitalismus

festzulegen. Ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ lehnt Norbert Blüm dagegen als ungerecht ab, weil es dem Prinzip Leistung für Gegenleistung widerspreche.

Der Generationenvertrag als Grundlage der gesetzlichen Rentenversicherung habe ebenso wenig ausgedient wie der Sozialstaat. Beide haben sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise bewährt.

Thomas Wolf

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Leiter Regionalbüro Südbaden des Politisches Bildungsforums Baden-Württemberg

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