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Am 19. April 2007, dem 40. Todestag von Konrad Adenauer, erscheinen 42 bisher unveröffentlichte Briefe Konrad Adenauers aus seiner Zeit im Exil während des Dritten Reiches. Diese Dokumente lassen aufhorchen, denn sie zeigen den Politiker von einer wenig bekannten, sehr sensiblen Seite. Die sehr persönlichen Briefe, adressiert an die Frau seines besten Freundes Robert Pferdmenges, dokumentieren das Ausmaß seiner Niedergeschlagenheit und Verbitterung während der nationalsozialistischen Diktatur.

Mit der Machtergreifung Hitlers war Adenauer 1933 vom Amt des Kölner Oberbürgermeisters suspendiert worden. Mehrmals wurde er danach von der Gestapo verhört. Er musste um sein Leben fürchten und ging davon aus, dass er sein politisches Leben hinter sich hatte. "Das Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht ist nie deutlicher sichtbar gemacht worden als in diesen Briefen", resümiert der Historiker und Adenauer-Kenner Hans-Peter Mensing. Er wird das Buch, an dessen Herausgabe er mitgewirkt hat, vorstellen.

"Man lernt in diesen Briefen einen anderen Adenauer kennen. Der sonst eher verschlossene Mann, zum Zynismus neigend, gestattet Blicke in sein Innerstes. Nicht zuletzt das ist es, was diesen Briefband, von den Herausgebern sorgsam ediert, lesenswert macht. Der letzte Brief - ein großer Zeitsprung. Das Dritte Reich ist längst und verdientermaßen untergegangen, die Geburt der Bundesrepublik kündigt sich an. Adenauer, der noch 16 Jahre zuvor glaubte, vor den Trümmern seiner persönlichen Existenz zu stehen, wird nach der Zertrümmerung Deutschlands durch das Hitler-Regime Existenzgründer eines neuen Deutschlands sein. Bald wird er, 73-jährig, zum Bundeskanzler gewählt werden. Welche Wendung des Schicksals!"

(Günter Müchler, Deutschlandfunk)

Aus den Briefen Konrad Adenauers an Dora Pferdmenges

„Hier stürzte gestern nach all’ den Erlebnissen der letzten Wochen die Stille und Einsamkeit geradezu mit einer erdrückenden Gewalt auf mich herab trotz der Schönheit der Natur und des Zaubers der Obstblüte in dem riesigen Klostergarten!“ (27. April 1933)

„Was ich über Goethe sagen will, möchte ich in Folgendem anzudeuten versuchen: Wenn G. tiefstes Leid erfahren hätte, wieviel Mehr noch hätte er der Menschheit gegeben! Und ich will Ihnen noch zwei Namen nennen; dann stellen Sie in Gedanken das Werk dieser drei nebeneinander: Goethe, Beethoven, Rembrandt.“ (18. Oktober 1935)

„Welch’ ein Glück, daß man die Natur, die Kunst, das Reich der Gedanken und der Seele und Gott hat. – Nach allem Schweren kommt einmal die Auferstehung, die Befreiung von allem Drückenden.“ (7. April 1938)

Der Referent

Der Historiker Dr. Hans Peter Mensing ist Geschäftsführer der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf und deren langjähriger Editionsleiter. Er hat in der Vergangenheit bereits große Teile des Nachlasses Adenauers (Briefe, Aufzeichnungen etc.) herausgegeben. Als Adenauer-Experte gehörte er u.a. dem wissenschaftlichen Beirat zur ZDF-Sendereihe „Unsere Besten“ an. Zusammen mit dem „Adenauer-Paten“ Guido Knopp war er maßgeblich an der Vorbereitung der Ranking-Sendungen im November 2003 beteiligt, in denen Konrad Adenauer von den ZDF-Zuschauern mit großem Vorsprung zur wichtigsten historischen bzw. lebenden Persönlichkeit Deutschlands gewählt worden war. „Alles, was der große alte Mann für die Bundesrepublik erschaffen hat, hat bis heute Bestand“, so damals der Historiker Prof. Dr. Guido Knopp.

Organisatorische Hinweise

Das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung lädt herzlich zu dieser Buchvorstellung mit Dr. Hans Peter Mensing sowie zur Diskussion ein! Die Veranstaltung ist Teil der diesjährigen Veranstaltungsreihe "Erfurter Herbstlese". Es wird ein Eintrittspreis von 4,00 € (erm. 2,50 €) erhoben. Die Karten sind bei Buch Habel, in allen Geschäftsstellen der Thüringer Allgemeinen, den angeschlossenen Tourist-Informationen sowie an der Abendkasse zu erhalten, ebenso im Vorverkauf auf der Internetseite der Erfurter Herbstlese e.V..