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Je länger wir uns mit einer Person beschäftigen, um so mehr Facetten entdecken wir an ihr. Elisabeth von Thüringen macht da keine Ausnahme. Aus bunten eindimensionalen Heiligenbildchen wird eine Person mit Ecken und Kanten, mit liebenswürdigen und zugleich fremden Zügen. Als Heilige, als Vorbild im Glauben verehrt, stellt sie uns die Frage: Entdeckt ihr das Antlitz Jesu Christi in den Gesichtern der Notleidenden? Nehmt ihr den Schöpfer wahr in dem notleidenden Mitgeschöpf?

Ob „Unterschicht“ oder „neue Armut“: Es ist das alte Klagelied, das auch die Bibel kennt, von den Armen, die immer ärmer werden. Von denen am Rande, die immer wieder in den Blick gerückt werden müssen. Alte Menschen, Kranke, Pflegebedürftige, Sterbende, Kinder. Wie wir mit den Schwächsten umgehen, daran wird sich zeigen, wie menschlich und wie zukunftsfähig unser Land ist.

Mit Elisabeth werden in besondere Weise die Werke der Barmherzigkeit in Verbindung gebracht. Das Wort „Barmherzigkeit“ klingt zwar altmodisch, antiquiert, die Sache ist aktuell geblieben, findet Resonanz. Doch was meinen wir, woran denken wir, wenn wir von Barmherzigkeit reden?

Landesbischof Dr. Christoph Kähler

wurde 1944 geboren. Nach dem Abitur absolvierte er 1962-1964 eine Lehre als Elektromonteur und 1964-1969 ein Studium der Theologie in Jena, Greifswald, Jena sowie Naumburg. 1969-1977 wirkte er als Forschungsstudent und Assistent an der Theologischen Fakultät Jena. 1977-1981 war Kähler Pfarrer in Leipzig, gleichzeitig Lehrbeauftragter sowie Dozent für Neues Testament am Theologischen Seminar Leipzig (1990: Kirchliche Hochschule).

Im Zuge der Zusammenführung der Kirchlichen Hochschule Leipzig mit der Theologischen Fakultät wurde er 1992 Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig, 1994-1996 Dekan der Theologischen Fakultät und 1997-2001 Prorektor für Lehre und Studium der Universität Leipzig. Seit 2001 ist Dr. Kähler Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, zugleich seit 2003 stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Anlässlich des Elisabethjahres verfasste er den Beitrag „Mehr als Rosen. Brot. Elisabeth von Thüringen heute“, in: Heinz Josef Algermissen / Martin Hein / Christoph Kähler / Joachim Wanke: Mehr als Brot und Rosen. Elisabeth von Thüringen heute. Mit einem Lebensbild von Christian Feldmann und Abbildungen aus der Kunst, Freiburg/Basel/Wien 2007, S. 35-47.

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