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Veranstaltungsberichte

"DIE MIT DEM SPATEN“ Bausoldaten in der DDR

Vortrag und Gespräch

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Bausoldaten in der DDR, Leben und ihre Motive und die Regionalgeschichte dazu im Eichsfeld waren das Thema in einer Veranstaltung der traditionellen Gesprächsreihe des PBF Thüringen der KAS im Grenzlandmuseum Eichsfeld.

Der Pädagogische Leiter des Grenzlandmuseums Eichsfeld freute sich auch auf die Regionalgeschichte der Veranstaltung und verwies auf den großen Militarisierungsgrad der DDR in welchem die Bausoldaten eine Nische finden konnten, diese jedoch auch mit Nachteilen verbunden gewesen sei.

Der ehemalige Bausoldat Krysztof Gregosz, der die Veranstaltung als Zeitzeuge und Unterstützer auch in ihrer Vorbereitung begleitet hatte, nutze gleichfalls die Gelegenheit, einleitende Worte an die Gäste zu richten unter denen sich viele ehemalige Bausoldaten befanden.

Danach begann Dr. Holger Richter, ehemaliger Bausoldat und heute als Psychologe tätig, mit seinem Vortrag aus seinem Buch „Güllenbuch“, welches sich mit seiner Zeit als Bausoldat Ende der 80er Jahre beschäftigte. Darin beschreibt er den Drill und Repressalien seitens der Offiziere aber auch den subversiven Widerstand der Bausoldaten, die sich solidarisierten und die Hilfe des Pfar-rers vor Ort. Das Buch gipfelt in einem illegalen Aufruf von Bausoldaten, die sich mit Beginn der Friedlichen Revolution selbst entlassen.

Felix Tasch konzentrierte sich in seinem Vortrag basierend auf seiner Masterarbeit insbesondere auf die Rolle der Katholischen Kirche in der DDR bzw. dem Eichsfeld und den möglichen Einfluß auf Bausoldaten. Felix Tasch konstatierte, dass die Katholische Kirche als doppelte Diaspora in der DDR, atheistischer Staat und evangelische Mehrheitskirche, die Konfrontation mit dem Staat vermied und eher auf die Aufrechterhaltung und ungestörten Ausübung der Seelsorge und Sakramentsspende konzentriert war.

Hinsichtlich der Bausoldaten war weniger die Propagierung des Dienstes Teil der Aktivitäten der Kirche als dessen Bekanntmachung, denn die Einführung des Bausoldatendienstes 1964 wurde öffentlich kaum erwähnt.

Holger Richter sekundierte, dass auch in den Jungen Gemeinden und durch Geistliche der Evangelischen Kirche diese Information gegeben wurde.

Felix Tasch konnte für seine Arbeit verschiedene Eichsfelder Bausoldaten interviewen und nach ihren Motiven befragen, welche von Ablehnung der DDR, Pazifismus und religiösen Motiven geleitet waren.

In der anschließenden Diskussion mit dem TLZ-Redakteur und ehemaligen Bausoldaten Jürgen Backhaus wurden viele Facetten des Bausoldatendienstes erörtert, wobei sich die ehemaligen Bausoldaten im Publikum rege beteiligten. Dabei wurde deutlich, dass abhängig vom Zeitraum und Ort auch unterschiedliche Erfahrungen im Dienst gemacht worden sind. In der Diskussion wurde ebenfalls thematisiert, inwieweit der Einfluss der Katholischen Kirche im Eichsfeld die Zahl der Bausoldaten im Verhältnis zum Rest der DDR ansteigen ließ.

Felix Tasch konnte dafür statistisch keine Belege finden.

Dies verwunderte einige Teilnehmer, da die Ablehnung der Jugendweihe im Eichsfeld bis zu 70 % betrug.

Allerdings gab Felix Tasch hier zu bedenken, dass die Katholische Kirche in diesem Zusammenhang aktiv einwirkte, jedoch im vertrauten Umfeld des Eichsfeld passierte, wodurch Solidarität und Unterstützung unter den „sturen“ Eichsfeldern möglich war. Bausoldaten waren jedoch in der Regel sehr weit von ihren Heimatorten mit nur geringen Urlaubsmöglichkeiten eingesetzt, wodurch einerseits moralische Unterstützung schwierig war und darüber hin-aus die Tätigkeit der Kirche im Eichsfeld selbst unbeeinflusst blieb.

Im Laufe der Diskussion und des Gesprächs gab es viele Zeitzeugenbeiträge und Erfahrungsaustäusche, die noch lange nach Veranstaltungsende vertieft wurden.

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