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Veranstaltungsberichte

„Die Zukunft des Alters“ Teil 2 - Zukunftsmodelle und Ideen in der Diskussion

Tagung zum Thema "Zukunft des Alters" mit Impulsreferaten zu den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft in Infrastruktur, Versorgung und Erwerbsleben und Vorstellung von Projekten, die Lösungsansätze zur Thematik bieten

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Die interessierten Gäste der Tagung kamen bereits vor Beginn schon zu vielen Gesprächen zusammen, da ihre Tätigkeiten bzw. Aktivitäten viele Schnittpunkte im Sozialen bzw. Seniorenbereich aufwiesen.

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Minister Trautvetter
Das Eröffnungsreferat des Thüringer Bau- und Verkehrsministers Andreas Trautvetter im Teil der Fachvorträge der Tagung war von Beginn an durch die Darstellung der Handlungsanweisung für Staat, Bürger und ehrenamtliches Engagement gekennzeichnet. In diesem Sinne begann er auch seinen Vortrag, den er dem „dominierenden gesellschaftlichen Thema des 21. Jahrhunderts“ widmete. Zur Verdeutlichung der Problematik verglich er Deutschland mit Kanada, dass mit 30 Mio. eine Einwohnerzahl aufweist, die mit der Deutschlands in der 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts identisch wäre. Allerdings gab Andreas Trautvetter zu bedenken, dass Siedlungsform und Infrastrukturkosten nicht vergleichbar sind, wodurch die Einwohnerzahl erhebliche Zukunftsrisiken für Erhalt der Infrastruktur und Versorgungssicherheit birgt.

Gerade im Rückbau und ÖPNV und Infrastrukturplanung mahnte er verwaltungsgrenzenübergreifende Lösungen an. Darüber hinaus verdeutlichte Minister Trautvetter, dass der ländliche Bereich für seine Existenz auf mehr Ehrenamtlichkeit angewiesen sein wird und auch das Steigen der Versorgungskosten als sichere Annahme gilt.

Im zweiten Vortrag stellte Herr Ronald Runge von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen die Herausforderungen und bereits getroffenen Maßnahmen zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Thüringen vor. Dabei ging er auch auf die unterschiedlichen Bedarfe von Fach- und Allgemeinärzten ein. Wichtigste Maßnahme war laut Runge, dass in Kooperation mit der Landesregierung ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der FSU-Jena eingerichtet wurde. Zudem werden Ärzte in anderen Ländern, hierbei besonders in Österreich angeworben. Außerdem hat die Kassenärztliche Vereinigung bereits selbst Praxen eingerichtet und Ärzte angestellt, die selbständig keine wirtschaftlichen Risiken eingehen. Hauptprobleme bleiben die unterschiedliche Vergütung in Ost-West, Facharztüberangebot, Überalterung der Ärzteschaft und fehlende Allgemeinmediziner im ländlichen Bereich. Nur eine Verstärkung der bisherigen Maßnahmen kann Abhilfe schaffen. Generell müssen aber auch systemische Änderungen des Gesundheitswesens in Betracht gezogen werden.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit Erfurt Herr Klaus-Peter Hansen prognostizierte einen baldigen Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft. Auch die Anzahl der unversorgten Bewerber auf Lehrstellen werde bald gegen null tendieren. Es wird also eher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lehrstellen und Bewerbern herrschen, dementsprechend kann auch ein Wettbewerb der Arbeitgeber um Lehrlinge erwartet werden. Darüber hinaus deutete Herr Hansen die Erhöhung des Renteneintrittsalters eher als arbeitsmarktpolitische Bestandssicherungsmaßnahme von Know-How und Arbeitskräften als Rentenkürzung.

In seinen Diagrammen der Präsentation zeigte Herr Hansen wie schon Minister Trautvetter die demografische Entwicklung, wodurch er zukünftig viele Potenziale für ältere Beschäftigte sieht. Voraussetzung sei hierfür aber kontinuierliche Weiterbildung, da in der aktuellen Arbeitswelt die Halbwertzeit von Wissen stetig geringer wird. Generell misst Herr Hansen beruflicher Fort- und Weiterbildung viel Bedeutung bei. Darüber hinaus sieht er aber auch in Zuwanderung eine unausweichliche Option zur Erreichung der notwendigen Arbeitskräftequalität.

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Podiumsdiskussion moderiert von Gerlinde Sommer (TLZ)
Die anschließend von Frau Gerlinde Sommer (Stellv. Chefredakteurin der TLZ) moderierte Podiumsdiskussion sah besonders Fragen zur Zuwanderung als auch der Sicherung der ländlichen Infrastruktur im Mittelpunkt. Dabei verwiesen alle drei Referenten unisono darauf, dass der ländliche Raum hinsichtlich Versorgungskosten und hierdurch abnehmende Attraktivität mehr ehrenamtliche Anstrengungen erfordert als auch höhere Anreize für Arbeitskräfte schaffen muss.

Im zweiten Teil der Tagung erfolgten fünf Projektvorstellungen, welche Wohnformen, aktive Freizeitgestaltung, Unternehmensführung, seniorenorientierte Produktgestaltung sowie modern Heimformen beinhalteten. Genauere Information konnten zusätzlich an Ständen der Projekte im Tagungsraum nachgefragt werden. Mit den zusätzlich ausstellenden Sozialeinrichtungen und Verbänden ergaben sich angeregte Gespräche, wodurch der Austausch der verschiedenen Träger und Verantwortlichen befördert wurde.

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Dialog der Generationen - Gerhard Richter, Ludwig Kendzia, Mario Voigt
Im letzten Teil der Tagung wurde die Notwendigkeit der Kooperation und Solidarität der Generationen verdeutlicht, aber auch teilweise unterschiedliche Auffassungen dargelegt. In einem Streitgespräch zwischen Gerhard Richter (Vorsitzender der Senioren Union Thüringen) und Mario Voigt (Vorsitzender der Jungen Union Thüringen), das von Ludwig Kendzia (Antenne Thüringen) moderiert wurde, kamen neben diesen Positionsaustausch, der neben der Diskussion der aktuellen Rentenerhöhung und der Polemik des Altbundespräsidenten Herzog auch die Frage eines ordnungspolitischen Modellwechsels zur Sprache. Das solidarische Bürgergeld, welches von Thüringens Ministerpräsident Althaus entwickelt wurde, ist nach Ansicht von Mario Voigt durchaus eine Alternative, um mehr Generationengerechtigkeit, aber auch bessere Finanzierung zu gewährleisten. Beide Streitpartner unterstrichen aber auch, dass Dissens in Detailfragen bleiben wird.

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Podiumsdiskussion moderiert von Ulli Sondermann-Becker (MDR)
Die anschließende Podiumsdiskussion, die von Ulli Sondermann-Becker (MDR) moderiert wurde, sah neben Mario Voigt auch Henry Worm, MdL, Norbert Pößel (Landsenioren e.V.) und Sandro Witt (DGB-Jugend) als Diskutanten vor. Im Aufgreifen des Streitgesprächs wurde einerseits die nicht zielführende Aufhetzung der Generationen gegeneinander befürwortet, jedoch gleichfalls unterschiedliche Lösungsmodelle angeboten. Mario Voigt plädierte wiederholt für den Systemwechsel zum Bürgergeld und sah gleichzeitig in der Rentendiskussion ein Versagen der heutigen Generation von 45-60, die die Familie als soziales Sicherungssystem aushöhlten bzw. diskreditierten und nun vor einem Kraftakt zur Bewahrung der sozialen Sicherungssysteme stehen. Henry Worm verwies auf zukünftige Probleme der Alterssicherung, verdeutlichte aber, dass der Staat sich weiterhin seiner Verantwortung bewusst sei. Her Pößel bemängelte in der Diskussion, dass der Gegensatz zwischen den Generationen zu stark im Mittelpunkt stände und stellte die Lebensleistung der Älteren und ihre noch heute geleistete Familienunterstützung ins Zentrum. Herr Witt von der DGB-Jugend verwies auf Gewerkschaftspositionen und forderte mehr staatliche Eingriffe für Generationengerechtigkeit, was jedoch von der Mehrzahl der Diskutanten zurückgewiesen wurde. Abschließend verdeutlichten alle Podiumsteilnehmer noch einmal ihre Positionen und riefen zu mehr Lösungen und Taten als zu polemischen Kontroversen auf.

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