Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

„In der Provinz bin ich der Prinz ...“

Jugendkulturen in der DDR

Ausstellungseröffnung mit Harald Hauswald (Zeitzeuge und Fotograph), Dr. Peter Wurschi (Historiker), Evelin Groß MdL, Martin Kuntze (Direktor des Bildungszentrums der Thüringer Steuerverwaltung Gotha); (Eine Veranstaltung im Rahmen der „Adenauer-Gespräche“ im Lindenhof / In Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum der Thüringer Steuerverwaltung Gotha )

Asset-Herausgeber

Der Vortrag von Dr. Wurschi fesselte die Zuhörer, da er neben des wissenschaftlichen Erkenntnissen auch immer Beispiele aus der Recherche einfließen ließ, die durch Interviews mit Zeitzeugen, welche Punker, Gruftis, Heavy-Metaler oder Skinheads gekennzeichnet war. Die zitierten O-Töne gaben einerseits das Lebensgefühl dieser Subkulturen wieder und schilderten andererseits das beklemmende Gefühle der Unfreiheit im SED-Staat.

In diesem Zusammenhang verdeutlichte Dr. Wurschi die Motive der Subkulturen, die weder genuin neofaschistisch noch asozial waren, sondern ihre Jugendkultur als Abgrenzung zu den dauernd propagierten Idealbild von FDJ und sozialistischer Erziehung lebten. Daraus ableitend verdeutlichte Dr. Wurschi, dass obwohl gruppenspezifische Erkennungssymbole in Kleidung und Aussehen von Punks und anderen Subs mit den Namensvettern in Westeuropa identisch waren, das kulturelle Lebensgefühl zusätzlich politisch aufgeladen wurde. Diese Komponente unterschied die Subkulturen in Ost und West, wobei Dr. Wurschi zur Erheiterung der Zuhörer anmerkte, dass die Eltern in Ost und West wohl die Gefühle des Unbehagens über ihre Kinder gehabt haben werden. In dieser Hinsicht wies Dr. Wurschi auch darauf hin, dass die mit sozialistischen Plattitüden aufgearbeitete NS-Diktatur in der DDR Einstellungen Ordnungsvisionen hinterließ, die denen der NS-Zeit erschreckend ähnlich waren, dementsprechend das rüde Vorgehen der DDR-Sicherheitsorgane gegen die „ungewaschenen Gammler“ der Subkulturen breite Zustimmung in der Bevölkerung fand. Insofern wurde die rigide Jugend- und Erziehungspolitik, die Walter Ulbricht schon in den 60 er Jahren gegen den vergleichsweise dezenten Beat initiierte, konsequent bis in die 80 er Jahre weiter geführt.

Besonderes Interesse weckte Peter Wurschi mit häufigen Beispielen und Ereignissen, die im damaligen Bezirk Erfurt stattfanden, so dass einige Zuhörer ihre Erlebnisse im Vortrag wiedererkennen konnten. Nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung nutzten viele Gäste die Gelegenheit Herrn Hauswald und Dr. Peter Wurschi Fragen zum Kontext der Fotos sowie zu den zeitgeschichtlichen Hintergründen zu stellen.

Zurück

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber