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Veranstaltungsberichte

„Ständige Vertretung: Meine Jahre in Ost-Berlin“

Lesung und Gespräch

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Der ehemalige Ständige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der DDR Dr. Hans-Otto Bräutigam begann die Veranstaltung mit Lesung von 3 Kapiteln aus seinen Memoiren „Ständige Vertretung: Meine Jahre in Ost-Berlin“.

Diese behandelten den Einzug der Ständigen Vertretung 1974 in ein provisorisches Hotel und der kurz vorher erfolgte Rücktritt Bundeskanzler Brandts, aufgrund der Guillaume-Affäre. Zudem beschrieb er die erfolgten Bitten durch DDR-Bürger um Hilfe bei der Ausreise. Danach las er aus dem Kapitel zum Besuch Bundeskanzler Schmidts 1981 in Güstrow und beschrieb die Aktivitäten von Stasi und Sicherheitsorganen zur Abschirmung des Besuches, damit Helmut Schmidt nicht ähnlich bejubelt werden konnte, wie 1970 Willy Brandt in Erfurt. Abschließend beschrieb er den Ablauf Leipziger Messen als unwirkliche Propagandaveranstaltung, die die DDR als weltoffenes Land darstellen sollten, gleichzeitig den Zugang von DDR-Bürgern aber einschränkten. Dabei ging er besonders auf die abschließenden Besuche des Generalsekretärs Honecker und der DDR-Führungsriege bei einem Unternehmen der Bundesrepublik ein.

In der anschließenden Diskussion fragten die Teilnehmer insbesondere nach seinen Erlebnissen mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Franz Josef Strauß, Oskar Lafontaine und Manfred Stolpe, inwieweit er Ihre Rolle einschätzen bzw. Motive für Ihre Aktivitäten sehen konnte. Dr. Bräutigam beantwortete diese Fragen nach seinen persönlichen Eindrücken und vermied Spekulationen. Darüber hinaus interessierte die Gäste nach der Möglichkeit der Hilfe der Ständigen Vertretung bei der Ausreise von DDR-Bürgern und Kontakt zu Oppositionsgruppen. In diesem Zusammenhang erwähnte Dr. Bräutigam die Zusammenarbeit mit dem Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, welcher als Vermittler bei der Ausreise von DDR-Bürgern auftrat. Dennoch betonte Herr Dr. Bräutigam, dass es nie Ziel der Bundesregierung und Ständigen Vertretung war, zur Ausreise zu ermutigen, da sie die Probleme in der DDR verschärfte und stets Kollisionen mit der Staatssicherheit verursachte, die offen die Vertretung überwachte und abhörte und sogar einen inoffiziellen Mitarbeiter in den abhörsicheren Raum einschleusen konnte. Aus diesem Grund wurde aktiv auch keine Unterstützung von Dissidenten und Oppositionsgruppen betrieben, da man sich der Beschattung durch die Staatssicherheit bewusst war und somit Kontaktaufnahmen auch die Oppositionellen gefährden konnten. In diesem Zusammenhang verwies Herr Dr. Bräutigam auf den perfekten Täuschungs- und Überwachungsapparat, der geschickt viele realen Lagen in der DDR verschleierte. So nahm Herr Dr. Bräutigam bei seinem Ausscheiden als Ständiger Vertreter 1988 nicht an, dass bereits ein Jahr später eine „Friedliche Revolution“ beginnen könnte. Die Wiedervereinigung erlebte er als UN-Botschafter der Bundesrepublik in New York, was er sehr bedauerte, da er bei diesem historischen Ereignis, auf das er auch hingearbeitet hatte, gern in Deutschland gewesen wäre.

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