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Veranstaltungsberichte

9. Erfurter Europagespräch

POLEN - Die europäische Ratspräsidentschaft und die Beziehungen zu Deutschland

Vortrag und Gespräch

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Anlässlich der erstmaligen Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch die Republik Polen waren beim 9. Erfurter Europagespräch des Polnischen Instituts Leipzig, des Europäischen Informationszentrums Erfurt und des Bildungswerks Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung die Deutsch-Polnischen Beziehungen Thema der Veranstaltung.

Der polnische Botschafter in Deutschland S.E. Dr. Marek Prawda diskutierte, moderiert von Prof. Dr. Eckart Stratenschulte, mit der Thüringer Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chefin der Staatskanzlei Marion Walsmann, MdL über Polen und Deutschland in Europa sowie die Ziele der polnischen EU-Ratspräsidentschaft. In dieser Hinsicht betonte Botschafter Prawda die kontinuierliche Verbesserung der Deutsch-Polnischen Beziehungen, die sich über die deutsche Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft und starke wirtschaftliche Kontakte entwickeln. Gleichwohl gäbe es Probleme mit unsynchron ablaufenden Entwicklungen auf nationalstaatlicher Ebene. Darüber hinaus bestehe immer noch ein großes Ausbaupotenzial, die sehr guten Beziehungen zwischen beiden Ländern bei den Bürgerinnen und Bürgern ins Bewusstsein zu rufen. Selbstredend hätten die nationalen Gedächtnisse noch immer Ressentiments gespeichert, die jedoch nach seiner Wahrnehmung rapide abnehmen. Der Ausbau der Beziehungen und Kontakte unterhalb offizieller Ebenen muss daher weiter forciert und gefördert werden.

Ministerin Walsmann stellte in ihren Ausführungen hervor, dass Thüringen auch als nicht direkt grenzendes Bundesland an Polen großes Interesse an Beziehungen nach Polen auf allen Ebenen habe und stolz darauf ist, dass gerade der Freistaat zu Beginn der polnischen Ratspräsidentschaft von Botschafter Prawda besucht wird. Zu den herausragenden Kontakten zählt die langjährige Partnerschaft zur Region Malapolska sowie das traditionsreiche Weimarer Dreieck. Außerdem sei die Solidarnosc-Bewegung auch für die DDR-Opposition ein Katalysator zur Abstreifung der kommunistischen Diktatur gewesen, welche 1989 gerade auch in Thüringen ein Zentrum hatte.

Befragt nach den Zielen der polnischen EU-Ratspräsidentschaft äußerte Botschafter Prawda, dass die unbestritten schwierige Zeit der EU mit positiven Akzenten versehen werden muss. Polen sei zweifellos ein großer Profiteur des EU-Beitritts und die Zustimmungswerte der Bevölkerung steigen kontinuierlich, so dass gerade Polen großes Interesse an einem Ausbau der Integration und einer positiven EU-Darstellung hat. Dazu gehörten weiterer Abbau von Barrieren auf dem Binnenmarkt, einheitliche Standards bei Internetpolitik als auch die Debatte zur finanziellen Ausstattung der EU in der Zukunft, um die Kohäsionsfonds und Investitionen verlässlich planen zu können.

In den anschließenden Fragen interessierten sich die Gäste besonders zum Verhältnis der Länder, Arbeitsmigration und Fragen des Weimarer Dreiecks, die Botschafter Prawda kompetent und unaufgeregt beantwortete.

Nach einem kleinen Empfang, zu welchem die Leiterin des Polnischen Instituts Leipig Agnieszka Surwiłło-Hahn herzlich einlud, übernahm der Kabarettist Steffen Möller das Zepter und stimmte die Gäste in einem einstündigen Vortrag als Migrationsberater für Polen auf die Eigenheiten des Nachbarlandes ein. Steffen Möller, welcher seit den 90er Jahren in Polen lebt und durch eine Fernsehserie als deutscher Bauer die Sympathien der Polen eroberte, fungiert dabei als perfekter Brückenbauer zwischen polnischen und deutschen Befindlichkeiten, der Vorurteile geschickt humoristisch auflöst und somit gerade in Polen erfolgreiche Verständigungsarbeit leistet. In einer Mischung aus Sprach- und Landeskundekurs legte Möller Unterschiede dar, die mit gegenseitigem Interesse leicht zu überwinden sind. Jenseits von polnischer Grammatik und Vortrag mit Esprit riss Möller die Gäste mit, so dass deutlich wurde, wie einfach deutsch-polnische Nachbarschaft sein kann.

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