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Veranstaltungsberichte

Christliches Leben in Thüringen – Welche Botschaft hat Papst Benedikt XVI hinterlassen?

von Maja Eib

Dornburger Gespräch „Was unsere Gesellschaft zusammenhält" Teil 5

Vortrag und Diskussion

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Am 5. Oktober wurde im Camburger Rathaus die Vortragsreihe „Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ der Konrad Adenauer Stiftung e.V. mit dem Dornburger Gespräch zum Papstbesuch fortgesetzt.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister der VG-Dornburg-Camburg, Herrn Moritz und der Bildungswerksleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung Maja Eib dienten die Vorträgen von Dr. Esther-Maria Wedler, Pfarrerin aus Weimar, und Dr. Kurt Herzberg, Leiter des Koordinierungsbüros für den Papstbesuch im Bistum Erfurt und Landesgeschäftsführer des Familienbundes der Katholiken im Freistaat Thüringen, als Vorlage für das Gespräch mit den Teilnehmer über die Botschaften des deutschen Papstes für das christliche Leben in Thüringen.

„Wir leben in einem Land, das durch Säkularisierung und Entchristlichung gekennzeichnet ist. Dennoch kann man eine große Sehnsucht nach Vergewisserung und Lebenssinn beobachten. Angesichts dieser Situation sind die christlichen Kirchen nicht nur zu einem kritischen Selbstwahrnehmungsprozess herausgefordert, sondern auch zur Suche nach neuen Formen der Verkündigung, die gerade auch mit konfessionslosen Menschen das Gespräch über Gott, über Fragen des Glaubens und der eigenen Lebensbewältigung ermöglichen. Der Besuch von Papst Benedikt XVI. erweckt großes Interesse in Kirchen und Gesellschaft. Ich erhoffe mir Impulse für den Dialog der Kirchen auf dem Weg zur Einheit und für das Gespräch zwischen Christen und den Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens sind,“ erklärte Dr. Wedler bei ihrem Vortrag zu ihren Erwartungen an den Papstbesuch, gerade auch in Hinblick auf die Ökumene.

Sie machte am Anfang Ihres Beitrags deutlich, dass der Traditionsabfall nach zwei Diktaturen verheerend ist. Der christliche Glaube ist längst ein Sinnangebot unter vielen geworden. In Thüringen gehören nur noch 25% der Bevölkerung einer der großen Kirchen an.

Wedler würdigte die Entscheidung des Papstes als historisches Ereignis Repräsentanten der EKD am symbolträchtigen Ort des Augustinerklosters zu begegnen. Gleichfalls fehlten aber in der Ökumene der Symbole die der Begriffe, so Wedler. Beim Kolloquium im Kapitelsaal betonte Papst Benedikt XVI. die Wichtigkeit von Luthers leidenschaftlicher Suche nach dem gnädigen Gott. Die Frage allerdings, ob der Reformator sich aus Sicht des Vatikans von seiner Leidenschaft auf einen Irrweg treiben ließ oder den Christen eine Wahrheit eröffnete, war von Benedikt XVI. nicht einmal gestellt worden. Wedler wünschte sich, dass gerade in Anbetracht immer weniger werdenden Christen in der aktuellen gesellschaftlichen Situation ein Signal des sich gegenseitigen im Glauben bekräftigen steht. Die Rede vor dem Bundestag aber auch die Folgetermine waren gefüllt von vielen zurückbleibenden Fragen und Anregungen zum Weiterdenken. Wedler sah viele drängende Fragen nicht aufgenommen.

Aus Sicht der katholischen Kirche betonte Dr. Herzberg, das die Wahl der Besuchsorte, wie das Erfurter Priesterseminar, Augustinerkloster und Eichsfeld, als Würdigung des Widerstandes während der Diktaturen, des Wirkens Martin Luthers und der Volkskirche verstanden werden kann: „Ich gehe davon aus, dass der Papstbesuch die Christen vor Ort in ihrem Glauben stärken wird – weit über die Besuchstage hinaus. Natürlich wünschen wir uns auch eine „Botschaft“ an die Menschen, die nicht an Gott glauben, die aber mit uns Christen in dieser Region leben und unsere Gesellschaft mitgestalten.“ Herzberg nahm in seinen Ausführungen drei Punkte auf, die er im Papstbesuch ganz persönlich wahrgenommen hat. Die Bedeutung der Freiheit, Ökumene und der Glauben heute unter den Bedingungen der Freiheit. Herzberg sieht die Bedeutung der Papstbotschaft insbesondere darin, was der Papst wem gesagt hat. Wann hat er die Christen und wann die Nichtchristen angesprochen? Herzberg ist davon überzeugt, dass allein die Wahl der Orte eine Aussage beinhaltet. Erfurt und das Eichfeld steht für die ganze ehemalige DDR und beinhaltete eine Würdigung der Leistungen der Christen insbesondere die Standhaftigkeit in Zeiten der Bedrängnis. Darüber hinaus steht Etzelsbach für die Lebendigkeit der Volkskirche, die Mut machen soll. Papst Benedikt ging in seiner Predigt in Erfurt genauer auf die neu erworbene Freiheit ein: „Wir alle sind davon überzeugt, dass die neue Freiheit neue Würde und Möglichkeiten …. geschaffen hat“. Es gibt ein mehr an Möglichkeiten den Glauben aktiv leben zu können. Gleichfalls bedeutet die Freiheit nicht Beliebigkeit. Aufgabe der Christen in unserer heutigen Zeit ist es mehr denn je die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit wach zu halten und durch das eigene Dasein Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen zu leben. Papst Benedikt fordert mit diesen Aussagen ein Entscheidungschristentum. - „Da wo Gott ist, ist Zukunft“ - Herzberg ging nach diesen Ausführungen auch noch einmal auf das Thema Ökumene ein. Er betonte, dass durchaus in den Gesprächen, die der Papst geführt hat, die Würdigung Luthers immer wieder deutlich wurde. Die Erwartungshaltung in der Frage der Ökumene war vor dem Papstbesuch unwahrscheinlich hoch, wenn nicht sogar übersteigert. Das Maß für die Ökumene ist das Evangelium und die gelebten Gemeinsamkeiten. Herzberg machte deutlich, dass auch die orthodoxen Christen nicht vergessen werden dürfen. Dennoch haben sich aber auch für Herzberg mehr Fragen als Antworten aufgetan.

Der Schirmherr und Moderator des Gesprächs Dr. Mario Voigt MdL, der den Papstbesuch als Impuls und positives Signal für die christlichen Werte wertete, nahm in der ersten Fragerunde das Thema „Wie Christen und Nicht-Christen heute mit einer Botschaft noch erreicht werden können“ als erstes auf. Zudem standen Fragen der heutigen Gestalt von Kirche in unserer Gesellschaft, das gesellschaftliche Engagement von Christen für Gerechtigkeit, der Lebensschutz, die Zukunft der Schöpfung sowie der Familie im Mittelpunkt. Viele Teilnehmer, darunter Pfarrer und Kirchenräte, diskutieren gleichfalls, wie angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen die kirchlichen Strukturen aufrecht erhalten und Laien verstärkt in geistliche Aufgaben eingebunden werden können. Dabei wurde an die Verantwortung jedes einzelnen Christen appelliert, der für den Zusammenhalt in der Gesellschaft wesentlich ist.

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