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Veranstaltungsberichte

Das Wichtigste ist der Mut - Konrad Adenauer - In Verantwortung für Deutschland und Europa

von Elisabeth Helbig
Vortrag, Gespräch und Ausstellungseröffnung

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Am 11.12. veranstaltete das Politische Bildungsforum Thüringen zusammen mit der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus und der Edith-Stein-Schule einen Vortrag und Gesprächsabend zum Thema „Das Wichtigste ist der Mut – Konrad Adenauer- In Verantwortung für Deutschland und Europa“ mit anschließender Eröffnung der gleich-namigen Ausstellung.

Nach Begrüßungsworten durch den Schulleiter Sven Voigt und den Tagungsleiter des PBF Tim Segler folgte ein interessanter Beitrag des Leipziger Universitätsprofessors Prof. Dr. Ulrich von Hehl zum Thema Konrad Adenauer und dessen Beitrag zur europäischen Einheit. Adenauer habe einen maßgeblichen Anteil am Aufbau eines westdeutschen Kernstaats und demokratischer Strukturen gehabt. Dass die Bundesrepublik Deutschland so aufgeblüht sei, sei vor allem Adenauers Werk, so von Hehl. Seine Staatsmännische Größe habe darin bestanden, dass er mit all den Über-forderungen und Herausforderungen der Nachkriegszeit und des Ost-Westkonflikts zurecht kam und darüber hinaus Antworten und Lösungen gefunden habe. Auch die Westdeutschen hätten unter ihm ihren Frieden mit der Demokratie machen können. Von Hehl bezeichnete diese als autoritäshungrig und verwies darauf, dass Adenauer es geschafft habe, einen parlamentarischen und autoritären Regierungsstil zu vereinen, in dem sich diese beiden Richtungen nicht ausschlossen, sondern vielmehr ergänzten. Dabei war und ist Konrad Adenauer keinesfalls unumstritten. So habe er sich zwar seiner nationalen Aufgaben stark verpflichtet gefühlt, dennoch sei er immer ein Realist geblieben. Die Sicherheit und der Wohlstand des ihm anvertrauten Teilstaats sei dabei immer das höchste Gut gewesen. Hätte er wählen müssen, zwischen Freiheit und Einheit, dann hätte er immer die Freiheit gewählt, so von Hehl. Schon als Oberbürgermeister von Köln habe Adenauer ein bemerkenswertes Fingerspitzengefühl für Politik und Wirtschaft entwickelt, welches ihn auch später noch prägte. Als Gründungsvater der CDU habe er aber auch maßgeblich dazu beigetragen die Gräben zwischen den Konfessionen zu überbrücken und eine gemeinsame Politik zu ermöglichen. Nicht zuletzt dadurch habe er die CDU zur stärksten Partei gemacht.

Adenauer habe fest mit einer Einigung Deutschlands gerechnet, dennoch sei er sich sicher gewe-sen diesen bedeutsamen Wandel nicht mehr persönlich mitzuerleben. Er habe aber fest daran geglaubt, dass eines Tages der Geist über die rohe Gewalt siegen werde. Auch zur Einigung Europas habe er deutliche Ansichten vertreten. Seiner Meinung nach könne Europa nur dann eine Rolle in der Welt spielen, wenn es mit einer Stimme spreche. Er habe an die „Vereinigten Staaten von Europa“ geglaubt und dadurch einen dauerhaften Frieden erhofft. Abschließend schlussfol-gerte von Hehl deshalb, dass Konrad Adenauer ein Gründungsvater der Europäischen Integration gewesen sei und vermutlich auch mehr für Deutschland getan habe, als der Gründer des Kaiserreichs. Zumindest für Westdeutschland.

Anschließend leitete Dr. Corinna Franz, Geschäftsführerin der Stiftung Konrad-Adenauer-Haus eine Diskussion mit Prof. Dr. von Hehl und der Bundestagsabgeordneten Antje Tillmann ein. Auch sie verwies in ihren Einleitungsworten auf die besondere Rolle Adenauers im Prozess der Europäi-schen Integration und Einheit. Im darauffolgenden Gespräch berichtete Antje Tillmann von ihrer biographischen Brücke zum Thema. Sie stamme gebürtig aus Neuss und stehe noch immer in Kontakt zur Tochter Konrad Adenauers. Franz fragte daraufhin was sie persönlich am Menschen Konrad Adenauer imponiere. Tillmann entgegnete daraufhin dass sie es beindruckend fände, dass Adenauer trotz aller Widerstände die Deutsche Integration Europas immer vorangetrieben habe. Diese Integration sei dann nahezu bedingungslos akzeptiert worden und sei bis zu Finanzkrise völlig unbestritten gewesen. Erst dann habe sich Unmut ergeben und das Konzept Europa sei in die Kritik geraten. Heute sei eine gewisse Europamüdigkeit eingetreten so Tillmann, diese sei jedoch nicht bei den Jugendlichen zu finden, sondern vielmehr in der Generation der über Vierzigjährigen. In Europa herrsche noch immer die Frage nach Krieg und Frieden vor, nicht zuletzt durch den Konflikt mit Russland. Dieser sei nur dann zu lösen, wenn auch weiterhin ein Zusammenhalt stattfinde. Man dürfe Europa nicht weiter nur auf einen Wirtschaftsverbund reduzieren, sondern müsse verstärkt an einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik arbeiten.

Daraufhin stellte Franz die Frage an von Hehl, wie er die Rolle Russlands zu Adenauers Zeiten bewerten würde. Dieser hatte seinerzeit gesagt, wenn man mit Russland verhandle, müsse man stark sein. Von Hehl verwies darauf, dass es früher nicht einzig um Russland gegangen sei, sondern um die gesamte Sowjetunion. Adenauer habe vor allem versucht zu verhandeln, um ein auskömmliches Verhalten mit der Regierung nach Stalin zu erzielen. Nicht zuletzt für die Kriegsgefangenen die nach Kriegsende noch immer in russischer Gefangenschaft waren. Dennoch sei auch Adenauer zu dem Schluss gekommen, dass es in der Politik keine Freundschaften gebe, sondern nur gemeinsame Interessen. Daraus ergab sich schließlich die Frage, wie man heute mit Russland umgehen müsse. Von Hehl erwiderte daraufhin, dass es ein gewachsenes schwieriges Verhältnis sei, da man in Westdeutschland früher keinerlei Berührung mit Russland gehabt habe und heute sehr viel gegenseitiges Unwissen vorherrsche. Dennoch habe Russland eine massive Verletzung des Völkerrechts begangen, die so nicht hingenommen werden könne. Man müsse also weiterhin versuchen auf Augenhöhe zu diskutieren.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum gab es sehr ambitionierte Fragen von Seiten der Schülerschaft. So kam beispielsweise die Frage auf, inwiefern der europäische Frieden durch rechtspopulistische Parteien wie die AfD gefährdet sei. Diese Frage wurde durch das Podium dadurch beantwortet, das man dadurch nicht in Panik verfallen solle, es vielmehr immer Ränder gebe. Die AfD sei jedoch eine größere Schwierigkeit für Europa als Extremisten, da sie das Gerüst allgemein in Frage stelle. Man müsse immer wieder ins Bewusstsein rücken, was die Vorteile seien, die durch Europa entstehen. Natürlich seien in der Vergangenheit auch Fehler gemacht worden, man müsse Reformen auf den Weg bringen, die nicht zuletzt auch Länder sanktionierten, die wiederholt Vereinbarungen gebrochen hätten. Von Hehl ergänzte diese Antwort dadurch, dass es ein Fehler gewesen sei Länder mit finanziellen Schwächen in die EU aufzunehmen. Dies sei nun aber geschehen und man müsse mit ruhiger Vernunft überlegen, wie man mit diesen Fehlern umgehe.

Nach einer sehr interessanten Diskussion mit unterschiedlichsten Fragen wurde der offizielle Teil mit einer Einladung zu einem kleinen Empfang durch Michael Witt, stellvertretender Leiter des Schulfördervereins beendet. Der Einladung kamen die Gäste gern nach und führten ihre Gespräche bei einem sehr liebevoll durch den Förderverein hergerichtetem Buffet fort.

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Maja Eib

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Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

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