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Veranstaltungsberichte

Die Droge Crystal Meth: Herausforderung für Politik, Polizei, Präventionsarbeit

von Elisabeth Helbig
Vortrag und Gespräch

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Zu einem Informations- und Gesprächsabend lud das PBF der KAS am 1. Dezember 2014 in die Stadtbibliothek Greiz ein, um über die Droge Crystal Meth, deren Wirkung, Gefährlichkeit und die aktuelle Lage in Thüringen zu informieren. Der Polizeibeamte Sören Fröhlich von der Polizeiinspektion Saale-Orla referierte ehrenamtlich zum Thema und konnte durch die unmittelbare Nachbarschaft seines Schutzbereichs zu Greiz auch viele lokale Informationen geben. Sören Fröhlich stellte zunächst die Substanz, Historie und Konsumformen vor und gab zu bedenken, dass Crystal Meth unabhängig von sozialer Herkunft und Status einen Siegeszug angetreten habe, so dass selbst im ländlich geprägten Ostthüringen kaum eine kleine Ortschaft noch ohne Konsumenten oder Dealer sei. Die besondere Attraktivität und Gefährlichkeit liege darin, dass Crystal Meth eine Droge sei, die zunächst die Anforderungen an eine Leistungsgesellschaft unterstützt. So sind Leistungssteigerung, starke Aufmerksamkeit und geringe Ermüdungserscheinungen mit Appetitlosigkeit ein Charakteristikum. Darüber hinaus führe dies gerade bei jungen Frauen zu der Versuchung, auf diese Weise die körperliche Attraktivität über die Erreichung des Idealgewichts zu verbessern. Die Leistungssteigerung ist jedoch nur temporär, da bei Langzeitkonsum psychische Schäden aufgrund pathologischer Veränderungen des Gehirns eintreten, die nicht selten im vollständigen sozialen Absturz enden, der über Arbeitsplatzverlust bis hin zur Obdachlosigkeit voranschreiten kann. Von Crystal Meth seien insbesondere die nahen Gebiete zu Tschechien betroffen, da dort der Besitz nicht strafbar und sehr billig sei, was aus einer generellen Liberalisierung von Drogenkonsum herrührt. Dies sei das beste Indiz dafür, dass Drogenfreigabe, die auch in Deutschland diskutiert wird, definitiv der falsche Ansatz sei. Besonders eindrücklich untermauert wurden in der Veranstaltung die Ausführungen durch die Erfahrungsberichte eines ehemaligen Crystal Meth Konsumenten, der Sören Fröhlich begleitete, und aus seiner siebenjährigen Suchtzeit berichtete und ebenfalls für die Fragen des Publikums zur Verfügung stand.

Barbara Sonder und Michael Pfortner von der Suchtberatung der Diakonie Greiz erläuterten in Ihren Vorträgen zunächst die Arbeitsweise der Suchtberatung, welche gerade auch Angehörige einbezieht. Dazu beschrieben sie den schwierigen Umgang mit Crystal Meth Konsumenten, die aufgrund der Wirkung der Droge häufig nur unter erschwerten Bedingungen unterstützbar sind. Darüber hinaus erörterten sie die sozialen Verwerfungen vieler Konsumenten, die neben den schweren gesundheitlichen Schäden häufig ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. Das Publikum interessierte sich in vielfältiger Weise für das Thema wozu auch die direkte Spürbarkeit der Beschaffungskriminalität in der Region gehört, welche über ein hohes Maß an Eigentumsdelikten stattfindet. Der im Publikum sitzende Leiter der Geraer Kriminalpolizei erläuterte dazu Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des Drogenhandels, welcher aufgrund der Nähe zu Tschechien im sogenannten „Ameisenschmuggel“ stattfindet, so dass viele Konsumenten und Kleindealer unterwegs sind, die wiederum nur geringe Mengen schmuggeln, was für die auf strukturelle Zerschlagung von großen Netzwerken ausgelegte Arbeit der Kripospezialisten, kaum zu bewältigen ist. In den vielfältigen Diskussionen, die sich bis hin auf lokale Situationsfragen erstreckten, konnten die Experten wie der ehemalige Konsument viele Informationen geben und Aufklärungsarbeit leisten, welche vom moderierenden Landtagsabgeordneten Christian Tischner auch als sehr bereichernd für seine eigene Arbeit im Thüringer Parlament bezeichnet wurde. Abschließend hielt er fest, dass Suchtberatung und Polizei jedoch immer erst die wichtigen Ansprechpartner werden, wenn der Konsum und der Einstieg in den Abstieg stattgefunden hat. Daher sind gerade Aufklärungs- und Präventionsarbeit sehr wichtig.

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Kontakt

Daniel Braun

Daniel Braun

Leiter des Auslandsbüros Nordmazedonien und Kosovo

daniel.braun@kas.de +389 (2) 3217075 +389 (2) 3217076

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