„Wir haben aus Zufall überlebt […] Unser Glück war, dass uns niemand wollte“
So einfach und doch so unfassbar begründet Dr. Eva Umlauf, dass sie das Vernichtungslager Auschwitz/ Birkenau überlebt hatte.
Die 1942 geboren Dr. Eva Umlauf ging viele Jahrzehnte nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf Spurensuche nach der ganz eigenen Geschichte. Zusammengetragen aus Erzählungen der eigenen Mutter, Nachforschungen im Archiv und Berichten von Leidensgenossen steht am Ende dieser Puzzlearbeit das Buch „ Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“. Den diesjährigen Gedenktag des 9. Novembers hat das politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen zum Anlass genommen, um in einer Digitallesung mit der Autorin, Holocaustüberlebenden und Zeitzeugin Dr. Eva Umlauf über dieses Werk ins Gespräch zu kommen.
Vorgetragen wurde die Lesung als Dialog zwischen Dr. Eva Umlauf und ihrem Begleiter Florian Duda. Am Beginn der persönlichen Spurensuche, so berichtete Umlauf, stand 2014 ein Schlaganfall. Nach Jahren eines geschäftigen und vollen Lebens als Mutter, Kinderärztin und Ehefrau war die Zeit für sie reifgewesen, sich auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit zu machen. Bei diesen aufwendigen Nachforschungen fand sie nicht nur Puzzlestücke ihrer eigenen Vergangenheit, sondern auch Leidensgenossen und alte Bekannte, die mit ihr im Zug nach Auschwitz gebracht worden waren. Aufgrund ihrer Erinnerungen konnten diese wesentlich zum Gelingen des Buches beitragen. Die ungewöhnlich hohe Zahl an Überlebenden aus diesem Zug, so erklärte Umlauf, sei der Tatsache geschuldet, dass die Gaskammern bei Ankunft des Zuges schon zerstört worden waren.
Der erste Leseauszug schilderte eindrücklich die Ankunft der damals 2-jährigen Eva Umlauf im KZ-Auschwitz und die damit verbundene Prozedur, an deren Ende die Nummer A26959 in den Arm des kleinen Mädchens eingebrannt wurde. Über die Bedeutung der Auschwitznummer als Funktion der Entmenschlichung und dem Umgang für die Überlebenden sei viel geschrieben und diskutiert worden. Am Ende entschieden sich einige Häftlinge für eine Entfernung der Nummer, andere hingegen nicht. Auch sie habe dazu ihre persönliche Antwort gefunden.
„Meine Nummer war immer schon da,[… ] sie gehört zu mir, wie jedes Muttermal, jede Falte, jede Narbe. Sie verbindet mich mit meinen Schicksalsgenossen.“
Im zweiten Teil moderierte der Abgeordnete des Thüringer Landtags Raymond Walk das Gespräch zwischen Publikum und Autorin. Zentrales Thema dieser Diskussion war die Fragen nach dem heutigen Umgang mit diesem dunklen Kapitel. Intensiv warb Umlauf dafür, sich gegen das Vergessen zu stemmen. Dabei sei jede Familie und jede Institution aufgefordert, sich individuell mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Gleichzeitig lobte Umlauf die umfangreiche Aufarbeitung, welche bereits in Schulen und in der deutschen Erinnerungskultur stattfände.