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Die Sonne hat vier Ecken - Günter Ullmann – eine Biografie

von Helmut Kranz

Grenzlandgespräch

Lesung und Gespräch

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Nach einer kurzen Begrüßung durch Ben Thustek, den pädagogischen Leiter des Grenzlandmuseums Eichsfeld und den einleitenden Worten von Helmut Kranz zur Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Bildungswerk in Erfurt stellt dieser den Zuhörern den Schriftsteller und Publizisten Udo Scheer in einer Kurzvita vor.

Udo Scheer liest nun aus seinem neuen Buch „Die Sonne hat vier Ecken“, einer Biografie des Greizer Lyrikers Günter Ullmann (1946-2009). Ullmann selbst wollte immer nur schreiben und nie wirklich ein politischer Mensch sein, jedoch zwangen ihn die Umstände in der DDR und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn dazu. Dabei erwies sich der Prager Frühling im Jahr 1968, die Niederschlagung der Demokratiebewegung, als ein Schlüsselerlebnis, welches ihn nicht mehr losließ.

Sowohl in der Musik als auch in der Literatur und der Malerei sucht Ullmann Möglichkeiten sich der erzwungen Konformität der DDR-Gesellschaft zu entziehen. Vom Staat werden jedoch jegliche derartige Versuche unterdrückt: seine Band verboten, die Bewerbung an der Kunstfachhochschule mit der Begründung, dass seine Malerei entartet und dekadent sei, abgelehnt und auch Schreiben tut er nahezu ausschließlich für die Schublade. Außerdem geraten Ullmann und seine Freunde, unter ihnen Jürgen Fuchs und Lutz Rathenow, immer mehr ins Visier des MfS. Von Manfred Ibrahim Böhme, einem angeblich guten Freund, werden sie ausgespitzelt, was auch zur Ausbürgerung von Jürgen Fuchs führt. Augrund des steigenden Drucks durch die Zersetzungsmaßnahmen der Stasi, Überwachung und Verhöre, verschlechtert sich der psychische Zustand Ullmanns in den späten 1970er Jahren dramatisch; er wird manisch-depressiv und hat Wahnvorstellungen.

Als eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten aus Isolation und Wahn, erweist sich für den sensiblen Künstler das Schreiben von Kindergedichten. Kindergedichte, so Udo Scheer, waren Günter Ullmanns „innere Insel“, das Eintauchen in die glücklichste Zeit seines Lebens. Durch diese Gedichte gelangt er zu Bekanntheit in der BRD, da sie Mitte der 1980er Jahre in westdeutschen Schulbüchern veröffentlicht werden.

Während er zu DDR-Zeiten immer wieder versuchte politisch Position zu beziehen und sich 1989 auch an den Greizer Montagsdemonstrationen beteiligte konzentrierte sich Ullmann nach dem Ende der DDR vollständig auf seine künstlerische Tätigkeit. Am 9. Mai 2009, genau zehn Jahre nach seinem Freund Jürgen Fuchs, stirbt er an den Spätfolgen der Zersetzungsstrategie der Stasi.

Nach der Lesung beantwortet Udo Scheer noch Fragen aus dem interessierten Publikum. Hierbei ging es vor allem um sein Leben und um die Motivation für das Buch.

Sein „Leben im Gegenstrom“, wie er es selbst bezeichnet, beginnt damit, dass seine Familie 1960 mit dem damals 9jährigen Udo in die DDR zieht. Er absolviert zwar in Jena ein Ingenieurstudium, doch auch für ihn ist die Schriftstellerei das eigentliche Ziel. Nicht nur wird ihm die Veröffentlichung verboten, ein Stasioffizier schreibt sogar seine Diplomarbeit über ihn, den „gefährlichsten Schriftsteller im Bezirk Gera“.

Als Motivation für diese Ullmann-Biografie, wie auch für die vorherige Biografie über Jürgen Fuchs, sieht Scheer den Wunsch die Zeitgeschichte bewusst zu halten. Dafür seien Biografien ein besonders geeignetes Mittel, da sich die Geschichte in ihnen besonders prägnant widerspiegelt.

Herr Kranz bedankt sich bei Herrn Scheer für die sehr informative Lesung, bei den Zuhörern für die anspruchsvolle Diskussionsrunde und schließt um 20.45 Uhr die Veranstaltung.

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