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Energieimporte und Versorgungssicherheit. Strategien und Herausforderungen für die Zukunft

Vortrag und Gespräch

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Am 29. September war das PBF Thüringen der KAS wieder zu seiner traditionellen Gesprächsreihe mit Schirmherr Christian Hirte in Eisenach zu Gast. Dr. Antje Nötzold von der TU-Chemnitz und Mitglied im KAS-Arbeitskreis Junge Außenpolitiker referierte zu Energieversorgung und deren Herausforderungen in der Zukunft.

Antje Nötzold stellte zunächst die Entwicklung des Energieverbrauchs seit den Aufrufen des Club of Rome zu nachhaltigerem Verbrauchsverhalten in den 1970er Jahren bis in die Gegenwart dar und projizierte die Zahlen in die Zukunft. Dabei konnte aufgezeigt werden, dass trotz des Ausbaus Regenerativer Energien die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle kaum verändert ist. Die Situation wird dadurch verschärft, dass die aufstrebenden Schwellenländer dem westlichen Wachstumsmodell nacheifern, wodurch der „Energiehunger“ dieser Volkswirtschaften noch erheblich steigen wird. Trotz des Ausbaus von Regenerativen Energien auch z.B. in China wird die Nachfrage nach Öl und Gas weiter zunehmen, so dass die absehbaren begrenzten Ressourcen stetig steigender Nachfrage gegenüber stehen werden. Dies wird zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass die größten Förderstaaten wie am Persischen Golf oder Russland geschlossene staatliche Unternehmen betreiben, um die Rohstoffe zu fördern und zu vermarkten, was ausländische Investitionen nahezu ausschließt. Unter dem Aspekt der immer schwierigeren Förderbedingungen stellt dies ein zusätzliches Verknappungsrisiko dar, da die Förderung von Öl üblicherweise im Reservepuffer erfolgt, um bei unvorhergesehenen Ereignissen die weltweite Versorgung zu gewährleisten. Darüber hinaus ist durch die nationale Kontrolle kein rein marktwirtschaftliches Verhalten immer vorgezeichnet, da Energie als Mittel der Politischen Durchsetzung von Interessen genutzt werden kann. In diesem Zusammenhang ging Antje Nötzold besonders auf die derzeit angespannte Situation mit Russland ein. Dabei konstatierte sie, dass natürlich die Nutzung der Gaslieferungen für politische Ziele möglich sei, jedoch machten die russischen Staatseinkünfte des Gasexports einen so hohen Betrag aus, dass dies kaum im Sinne Russlands sei, zumal nicht einmal in Zeiten des Kalten Krieges die Sowjetunion Rohstofflieferungen als Waffe einsetzte. Dazu käme, dass Russland kaum Alternativabnehmer hätte, die ähnlich gut zahlen, da China als möglicher Kunde auch andere Versorgungsoptionen hat, wodurch keine vergleichbaren Preise erzielt werden könnten. Dazu müssten noch erhebliche Investitionen in den Pipelinebau getätigt werden. Viel wichtiger sei aus deutscher und europäischer Sicht, die Energiesolidarität auszubauen, so dass die Pipelines in beide Richtungen nutzbar sind, um im Falle selektiver russischer Gasstopps gegen einzelne Länder über die bestehenden Pipelines eine Versorgung durch europäische Länder zu ermöglichen. Bei dieser Gelegenheit stellte Antje Nötzold auch bestehende Versorgungsnetze über Asien und Europa dar und zeigte sicherheitsgefährdete Engstellen auf wie etwa die Straße von Hormus, wo etwa 50 % der Weltölproduktion per Tanker passieren muss.

In einem abschließenden Exkurs wurde das Thema Schiefergas und Fracking dargestellt, welches gerade in den USA intensiv betrieben wird. Dadurch könnten die USA in den nächsten Jahren energieautark werden, was wiederum Industrieproduktion und Investitionen erleichtert. Dabei ist davon auszugehen, dass viele Länder versuchen werden, dem Beispiel USA zu folgen. In dieser Hinsicht betonte der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte ergänzend, dass unabhängig von der Förderung in Deutschland, die er nicht pauschal kritisch betrachtet, nicht darüber nachgedacht werden müsste, die Fördertechnik mit zu entwickeln, da dies technologisches Wissen sei.

In der Diskussion interessierte die Gäste besonders die Frage der Preisentwicklung und Umwelt-schutzgesichtspunkte, die Antje Nötzold wenig optimistisch einschätzte, da der Preis weiter steigen muss unter dieser Ausgangslage und das formulierte 2grad-Ziel kaum gehalten werden könnte, da weder flächendeckend die Technologien noch die politisch durchsetzbare Bereitschaft zum Energiesparen vorhanden sei. Dennoch muss die Frage erörtert werden, ob das Verbrauchsverhalten nicht dem Grundsatz angepasst werden müsse, dass Energie nicht unbegrenzt verfügbar sein wird.

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