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Veranstaltungsberichte

Fertig mit dem Studium - Fertig mit Thüringen?

von Markus Ruschke
Forum Hochschulpolitik

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Im Namen der Veranstalter (RCDS Thüringen und Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.) begrüßte Daniel Braun die Gäste und Referenten. Auch die Zuschauer zu Hause vor ihren Computern wurden begrüßt, da diese Veranstaltung, wie auch die darauffolgenden hochschulpolitischen Foren in Schmalkalden (29.05.2013) und Erfurt (10.06.2013), per Live-Stream übertragen wurde. Zwar sei die Überschrift der Veranstaltung etwas provokant formuliert, aber das Thema Hochschulausbildung und der anschließende Verbleib in Thüringen sind in Zeiten des Fachkräftemangels drängende Fragen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Um dieses Thema fundiert diskutieren zu können waren vier Podiumsteilnehmer geladen. Tankred Schipanski MdB hat seinen Wahlkreis unter anderem in Ilmenau und sprach aus Sicht der Politik über das Thema. Frank Sigmund ist Geschäftsführer der IQ2B GmbH Business Angels Network. Er betreut mittelständische Unternehmen in den Bereichen Vertrieb, marketing, Personal und kaufmännische Leistung. Mit seiner Erfahrung mit Unternehmensgründungen bereicherte er das Podium. Komplettiert wurde die Veranstaltung von André Münnich und Sven Müller, die Geschäftsführer der Rapid Venture Accounting GmbH Ilmenau und schilderten, wie sie nach ihrem Studium in Thüringen zu unternehmerischen Erfolg im Freistaat gekommen sind und warum sie diesen Standort gewählt haben. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Vorsitzenden des RCDS Thüringen Younes Ouaqasse.

„Welche Hilfe bietet die Bundesregierung Studierenden, um nach dem Studium in einen Beruf zu kommen?“. Diese Frage stellte Ouqasse zu Beginn an Schipanski. Dieser betrachtete die konsequente Umsetzung des Bologna-Prozesses als große Hilfe dabei, dass Hochschulabsolventen eine Arbeitsstelle erlangen. Viele Bachelorabsolventen finden dabei schnell den Weg in die Industrie, wobei das vor allem die Absolventen von Fachhochschulen beträfe. Allerdings räumte Schipanski ein, dass die Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) in Thüringen kaum vorhanden sind. Die Bundesregierung versuche dennoch Unternehmen bei Neugründungen zu unterstützen. Hierbei steht die Politik insbesondere beratend beiseite und will Menschen ermutigen Unternehmen zu gründen. Um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken habe man sich außerdem dazu entschlossen die Residenzpflicht für Migranten zu ändern, um ausländische Hochschulabsolventen an das Land binden zu können.

Münnich vertrat anschließend die Auffassung, dass trotz guter Infrastruktur, hoher Qualität und viel Potenzial in der Wissenschaft, vor allem die Mentalität eine Rolle spielt. So seien Start-up-Unternehmen vor allem deshalb so erfolgreich in Berlin und werden dort vermehrt gegründet, weil die Menschen weniger vor Risiko zurückschrecken würden. Sigmund unterstützte diese Annahme. Dies hänge aber auch mit den vorhandenen Strukturen zusammen. So gäbe es in den alten Bundesländern seit ca. 40 Jahren Business-Angel (bereits etablierte und gefestigte Unternehmen), die ein neues Unternehmen in den ersten Jahren beraten und mit Kapital unterstützen. Diese Strukturen zur Unterstützung von neuen Unternehmen befänden sich in den neuen Ländern noch in der Entwicklungsphase.

Schipanski erwiderte, dass Thüringen über gute Rahmenbedingungen verfüge, brauche jedoch eine größere Masse an Unternehmen, die vor allem über F&E-Sektoren verfügen würden. Müller unterstützte diese Annahme und wies daraufhin, dass für die Bindung von Hochschulabsolventen vor allem Erfolgsbeispiel wichtig sind. Als Beispiel führte er Talinn an, wo viele der Studenten die Skype-Gründer zum Vorbild haben. Er nahm auch die Politik etwas aus der Verantwortung, indem er sagte, dass jeder selber für seinen Erfolg verantwortlich sei.

Das Publikum beteiligte sich an diesem Abend auch sehr intensiv an dem Gespräch. So wurden unter anderem das geringe Lohnniveau angesprochen, was als Grund für den Weggang von hochqualifiziertem Personal ausgemacht wurde und dass die hohen Mietpreise in den Städten ebenfalls zur Abwanderung beitragen würden. Schipanski verwies darauf, dass Thüringen vor allem mittelständisch geprägt sei und dadurch nicht die Löhne wie anderswo in der Bundesrepublik gezahlt werden könnten. Bezogen auf die Mietpreisproblematik machte Schipanski darauf aufmerksam, dass Thüringen über viel ländlichen Raum verfüge und die Mieten dort im Vergleich sehr gering seien. Eine Mietpreisbremse in Städten halte er daher für kontraproduktiv für die Ansiedlung in ländlichen Räumen. Siegmund ergänzte, dass sich die Einzugsgebiete durch die kurzen Fahrtwege vergrößern würden und man problemlos in Gera wohnen kann, wenn man in Jena studiert/ arbeitet. Ferner ergänzte er, dass die Unternehmen früher oder später mit ihrer Lohnentwicklung auf den Fachkräftemangel reagieren werden. Müller gab zu bedenken, dass ein Arbeitnehmer nicht nur auf das Geld schauen, sondern auch intrinsisch handeln solle.

In den Schlussbemerkungen der Podiumsteilnehmer wurde dazu ermutigt in Thüringen Unternehmen zu gründen, da gute Rahmenbedingungen vorherrschen. Daher würde man mit Beendigung des Studiums nicht mit Thüringen abschließen, sondern erst damit beginnen dieses Bundesland kennen zu lernen.

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