Festveranstaltung „20 Jahre Mauerfall“ - Politisches Bildungsforum Thüringen
Veranstaltungsberichte
In ihren Eröffnungsreden betonten die Leiterin des Bildungswerks Erfurt, Alexandra Mehnert, und Hildigund Neubert beide das große Glück der Freiheit, welches sich auch in ihren Biographien seit 1990 widerspiegelt. Der Mauerfall war eine Zäsur in der deutschen und europäischen Geschichte, welche in einzigartig friedlicher Weise verwirklicht werden konnte.
Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht stellte in ihrem Vortrag die Arbeit als Pfarrerin und den Mut der Menschen 1989 in den Mittelpunkt. Darüber hinaus berichtete Sie über ihre Motive als Mitautorin des „Briefs aus Weimar“ zur Erneuerung der OST-CDU und verschwieg auch nicht die Ängste vor einer „chinesischen Lösung“ in der DDR, die dennoch die Menschen nicht mehr von ihren Forderungen nach Freiheit und Demokratie abhielt. „Aus dem Gefühl der Angst sei ein Gefühl des Selbstbewusstseins und auch des Gottvertrauens erwachsen“.
Freya Klier, 1988 aus der DDR zwangsausgebürgerte Oppositionelle, thematisierte in ihrem Redebeitrag die Außensicht aus der Bundesrepublik Deutschland heraus auf die DDR, wobei sie besonders die Schönfärbung der DDR durch Medien und linke politische Akteure kritisierte, welche die Opposition negierten, um gute politische Beziehungen zu den DDR-Machthabern zu erhalten.
Dr. Johannes Gerster, 1989 innenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, beschrieb die unglaubliche Dynamik der Ereignisse, welche Bundeskanzler Helmut Kohl richtig einzuschätzen und danach zu handeln vermochte. Dabei verschwieg er auch nicht die Ängste der Freunde und Verbündeten der Bundesrepublik Deutschland. So musste insbesondere Israel überzeugt werden, dass ein wiedervereinigtes Deutschland keine Gefahr für den jüdischen Staat darstellt. In diesem Zusammenhang reiste er mehrmals nach Israel als Sprecher der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe. Dennoch blieb auch für ihn der Mauerfall und die Wiedervereinigung ein Wunder, das er nicht zu Lebzeiten erwartet hätte.
In der anschließend von der stellvertretenden Chefredakteurin der Thüringischen Landeszeitung Gerlinde Sommer geleiteten Podiumsdiskussion wurde neben den geschichtlichen Ereignissen auch die Aufgaben in Gegenwart und Zukunft diskutiert, wozu insbesondere die Vermittlung an die nächsten Generationen gehört. Alle Podiumsteilnehmer waren sich in der Einzigartigkeit des Jahres 1989/90 für Deutschland und die Welt einig. Der Koloss aus SED und Staatssicherheit wankte und fiel, gestürzt durch den Mut und Freiheitswillen der Bürger, so dass alle Referenten und Gäste unisono urteilten „Das Beste an der DDR war ihr Ende“.