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Filmvorführung und Gespräch

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Am Abend des 7.10.2010 fand im Apoldaer Kulturzentrum Am Schloss eine Filmvorführung und Gespräch mit dem Regisseur und Schauspieler Stefan Weinert statt. Nach der Begrüßung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung und dem stellv. Apoldaer Bürgermeister Volker Heerdegen begann die Filmvorführung. Der 84minütige Dokumentarfilm, welcher 2009 vielfach prämiert wurde, betrachtet 5 Schicksale ehemaliger DDR-Bürger, die aufgrund DDR-kritischer Einstellung und versuchter Republikflucht in das Visier der Staatssicherheit gerieten und inhaftiert wurden.

Die Einzelschicksale beschreiben Personen mit verschiedenen sozialen Hintergründen, die als Lehrer, Filmschaffende, homosexuelle Restaurantfachleute und Landwirte arbeiteten oder über den Lebenspartner den Weg in die Kritik am DDR-System fanden. Die persönlichen Schilderungen der Zeitzeugen weckten bei den Zuhörern viele Assoziationen zum eigenen Werdegang, wodurch die Bilder aus dem Stasi-Haftanstalten mit den Erfahrungsbereichten zur psychischen Folter noch fühlbarer erscheinen als im prämierten Film „Das Leben der Anderen“. Die subjektiven Eindrücke der dargestellten Personen, die die DDR schließlich als durch die Bundesrepublik freigekaufte Häftlinge verlassen durften ergeben ein Gesamtbild, dass eine nachträgliche Weichzeichnung oder Verklärung der DDR nicht zulässt.

Nach Ende des Films schilderte Stefan Weinert seine Motive und Arbeit zum Filmprojekt, bei der er ausführte, dass gerade seine West-Sozialisation in Köln, die Paris oder Amsterdam näher sieht als Ostdeutschland ihn und vielen seiner Generation mit viel Unkenntnis über den Vereinigungsprozess zurückließ. Darüber hinaus konstatierte er auch einen unkritischen Umgang vieler Westmedien vor und nach der Wiedervereinigung mit der Diktatur in der DDR, was er auch bei der mangelnden Resonanz bei Förderanfragen für sein Projekt verspürte und daher selbst finanziert ist. Den Kontakt zu den Opfern stellte er über die Birthler-Behörde her, wobei in dezenter Zusammenarbeit über mehr als ein Jahr die Interviews entstanden, welche das Gesamtbild des Filmes erschaffen. Bedrückend blieb für ihn die offensichtliche Spätschädigung der ehemaligen Verfolgten, welche bis hin zur vollständigen Berufsunfähigkeit von dieser Zeit gezeichnet sind.

Das Publikum begrüßte einhellig die Arbeit des Regisseurs, da er endlich den Opfern der DDR eine Stimme verleiht, während die Täter häufig durch Sonderversorgungs-Renten bzw. Integration in SED-Nachfolgeorganisationen besser gestellt sind und öffentlichkeitswirksam das DDR-Unrecht relativieren zu versuchen. Viele Gäste blieben noch lange nach Veranstaltungsende um im Austausch mit dem Regisseur ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnis zu teilen.

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Der stellv. Bürgermeister Apoldas Volker Heerdegen, Regisseur Stefan Weinert und Daniel Braun Wiss. MA des BWK Erfurt bei der Veranstaltung Bildungswerk Erfurt

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