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Veranstaltungsberichte

Islamismus - Salafismus - IS-Tourismus

Dornburger Gespräch

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Am 07.06.2016 um 19:00 fand in der Stadtbibliothek Schleiz eine Veranstaltung zum Thema „Islamismus, Salafismus, IS- Tourismus“ vor 40 interessierten Zuhörern statt. Nach einem kurzen Grußwort von Daniel Braun vom Politischen Bildungsforums Thüringen und einer Begrüßung des Landtagsabgeordneten Stefan Gruhner hielt der geladene Referent Thomas Volk, Islamwissenschaftler und Koordinator für den Islam und Religionsdialog der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Vortrag. Im Anschluss hatten die Gäste die Möglichkeit Fragen zu stellen.

Der Islam und Islamismusbewegung

Volk nahm Bezug auf die Aufdeckung der „Düsseldorfer Terrorzelle“, eine extremistische Gruppierung mit dem Ziel, Anschläge in Düsseldorf durchzuführen. Weiterhin wurde die wachsende Bedrohung durch Rückkehrer von IS-Kämpfern aus den Konfliktgebieten in die EU angesprochen. Der Islam sei eine der am schnellsten wachsenden Weltreligion mit derzeitig zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Gläubigen weltweit. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Islam eine facettenreiche und vielfältige Religion mit einer Vielzahl von Strömungen sei. Dementsprechend müsse man sich diese anschauen, um über die Beweggründe und Ursachen der zunehmenden Radikalisierung in bestimmten religiösen Kreisen Kenntnis zu erlangen. So gäbe es für die Auslegung des Korans unterschiedliche Auslegungen, die in Rechtsschulen gegliedert seien. Laut Referenten seien 8 Rechtsschulen im Islam wahrnehmbar. Neben den bekannten Konfessionen wie den Sunniten und Schiiten gäbe es noch eine Vielzahl von weiteren Splittergruppen. Pauschale Aussagen in Bezug auf den Islam seien aufgrund der Komplexität nicht möglich. Der Referent benannte 2% der Muslime als extremistisch, die als „problematisch und antidemokratisch“ anzusehen seien und für die der Islam eine Ideologie und Weltanschauung darstelle. Der Islamismus lasse sich verstehen, als dass es ein festes Weltbild nach wortgetreuer Auslegung des Korans gebe, die unbedingt umgesetzt werden müsse. Die Umwälzung bestehender gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen habe hierbei höchste Priorität.

Der sogenannte „IS“

In Bezug auf den IS nannte der Referent mehrere Beweggründe, warum sich Menschen entscheiden würden in die Gebiete zu reisen, der sogenannte „IS-Tourismus“ speise sich unter anderem aus dem Wunsch der Abgrenzung und Auflehnung der jüngeren Anhänger im Alter zwischen 15- 25, um eine Abgrenzung gegenüber der Elterngeneration durchzusetzen. Warum junge Frauen in das Gebiet des IS reisen würden, begründete Volk mit dem Aspekt der sogenannten „Dschihad-Ehen“ die eine große Anziehungskraft auf junge, sich in einer Selbstfindungsphase sich befindenden Personen ausüben würden. Die moderne Aufmachung und Rekrutierung vor allem über das Internet in den sozialen Netzwerken sei ein zentraler Aspekt, warum sich Menschen dafür entscheiden würden ihr Leben hinter sich zu lassen und ein vermeintlich besseres und gottgefälligeres Leben zu führen. Ungefähr 800 Personen aus Deutschland seien ausgereist um sich dem IS anzuschließen, 100 davon seien gestorben, 1/3 zurückgekehrt. Derzeitig gäbe es nach Volk rund 450 sogenannte „Gefährder“, die bereit dazu seien Gewalt auszuüben um ihre Überzeugungen durchzusetzen.

Salafismus

Salafisten, übersetzt „die frommen Altvorderen“, stellen innerhalb der komplexen Strömungen des Islam eine der striktesten und konservativsten Lebensweisen dar. Vorgegeben sind Regeln und eine gesellschaftliche Ordnung, wie sie bis ins 7. Jahrhundert gelebt wurde. Die Weltanschauung erkennt nur den Koran und die Scharia an und sieht sich selbst als die reinste Form der Muslime an. Bekannt wurden Salafisten in Deutschland vor allem durch die „Lies!“- Aktion, eine in den Innenstädten Deutschlands stattgefundene Verteilung deutscher Koranausgaben und durch Youtube verbreitete Prediger wie Pierre Vogel, Konvertit und bekennender Salafist. Kernelemente des politischen Salafismus seien die Einschränkung der gesellschaftlichen Pluralität, der Säkularität, Individualität und der Rechtsstaatlichkeit. Grade Konvertiten seien laut Volk gefährdet, in die salafistische Szene abzurutschen, da noch keine Festigung im Glauben bestehe und Betroffene die Situation nicht richtig einschätzen könnten.

Nach Beendigung des Vortrags wurden Fragen aus dem Publikum gestellt, die die Definition von Islamismus thematisierten. Auch die Rolle der Islamverbände in Deutschland wurde erörtert und der Bau von Moscheen angesprochen. In Wortmeldungen wurde die Besorgnis über sich bildende Parallelgesellschaften ausgesprochen und die hier in Deutschland geltende Religionsfreiheit als wichtige Errungenschaft aufgezeigt. Stefan Gruhner sprach sich in diesem Zusammenhang für mehr Offenheit und Transparenz in Bezug auf die Arbeit der Moscheen in Deutschland aus. Die Einführung der deutschen Sprache für die Predigten könne ein richtiger Schritt sein um auch Ängste und Vorurteile, die durch die Predigt in einer für sie fremden Sprache entstünden, abzubauen. Außerdem müsse sich die deutsche Gesellschaft über ihre eigene Identität Gedanken machen, was sie ausmache und definiere. Nach einem kurzen Schlusswort durch Stefan Gruhner endete die Veranstaltung.

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