Veranstaltungsberichte
Anlässlich des 20. Jahrestags der Wiedererlangung Deutschlands staatlicher Einheit am 3. Oktober lud das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Vortrags- und Gesprächsabend unter dem Thema „Sind wir endlich zusammengewachsen? Ein Rückblick auf 20 Jahre Deutsche Einheit“ nach Arnstadt.
Mit besonderem Augenmerk auf die innerdeutsche Solidarität las die Autorin und Regisseurin Freya Klier am Abend des 7. September aus ihrem Rundfunkessay „Die Deutsche Einheit – eine politische Sturzgeburt?“, in dem das noch immer währende gegenseitige Misstrauen der neuen und alten Bundesländer untereinander wie auch die unabstreitbare Existenz von „Einheitsfehlern“, die in der schwierigen Anfangsphase nach der Deutschen Wiedervereinigung begangen worden sind, thematisiert wurde. Klier sprach unter anderem die noch aktuelle Problematik der Besetzung von Schlüsselpositionen mit ehemaligen SED- und Staatssicherheitfunktionären an, wobei die Lage nach der Zeit der Deutschen Einheit diesbezüglich „eindeutig verkannt worden sei“ und „Verwerfungen“ in der von vielen Veränderungen geprägten Zeit bis heute nachwirken. Hier kam die zentrale Frage auf, über welche Zeiträume sich noch Verhaltensmuster einer Diktatur, nach deren Ende, halten.
Nach nunmehr 20 Jahren Deutscher Einheit stellte sich in dieser Veranstaltung, zu der auch sehr viele junge Erwachsene den Weg gefunden hatten, die Frage: „Sind wir wieder ein Volk?“. Alle Anwesenden vertraten die Ansicht, dass sich in den zwei Jahrzehnten seit der Deutschen Einheit ein Zusammenwachsen von Ost und West feststellen lässt, jedoch bestünden immer noch Vorurteile zwischen den alten und den neuen Bundesländern, die beiderseitig noch überwunden werden müssen. Zwar bleibe die heutige deutsch-deutsche Realität daher weiterhin ein Thema, doch äußerten einige Anwesende, das zwischen Nord und Süd doch ebenso Unterschiede existierten.
Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Frauen- und Familienzentrum Arnstadt statt, dessen Vertreter Heinz Dechert die Gäste begrüßte.
Der Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski moderierte unter Einbringung eigener Anmerkungen und Erfahrungen den Abend und unterstrich die Wichtigkeit der schulischen Aufklärung über das „perfide System der DDR“. Dabei verwies er noch einmal auf die Notwendigkeit der Bildungs- und Aufklärungsarbeit Freya Kliers, denn „wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit verstehen.“
In der weit über eine Stunde gehenden Diskussionsrunde zeigte sich das Publikum sehr interessiert und offen, wobei alle Anwesenden ihre persönlichen Erfahrungen sowohl mit dem DDR-Staatsapparat als auch mit der heute noch bestehenden Ost-West-Mentalität berichteten. So wurden neben individuellen Erfahrungen auch viele Facetten der vergangenen 20 Jahre erörtert, wie beispielsweise zur Treuhand.