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Thüringer Bildungspolitik. Stand und Perspektiven.

Welche Weichen muss Thüringen stellen, um einen Lehrermangel zu vermeiden?

Eisenacher Gespräch

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Zu einem bildungspolitischen Forum hatte das Bildungswerk am 9. Oktober in Eisenach eingeladen. Dabei ging es standen neben generellen Betrachtungen insbesondere der sich abzeichnende Lehrermangel im Mittelpunkt. Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands TLV Rolf Busch verwies auf die Aktivitäten seines Verbandes bezüglich des sich abzeichnenden Mangels und warnte vor einem Kollaps, die darauf abzielten, die im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vereinbarten Einstellungsgrößen, einzufordern und nicht einem finanziellen Vorbehalt anheim zu stellen. Neben den vielen unterschiedlichen Berechnungsgrößen über mögliche Lehrereinstellungen bzw. Mangel oder Überhang verdeutlichte Rolf Busch das grundsätzliche Dilemma bei der Feststellung des Lehrerbedarfs. So sind bei einem statistisch ermittelten Lehrerüberhang bereits alle Lehrer, die an Thillm, Sonderprojekte oder Kulturministerium abgeordnete Lehrer ebenso enthalten, wie über 1.000 Lehrer, die sich in der Freistellungsphase der Altersteilzeit befinden. In dieser Hinsicht forderte Busch vehement, dass zwischen Planstellen und tatsächlich in den Schulen vorhandenen Lehrern unterschieden werden müsste. Gleichwohl sieht Busch auch die finanziellen Probleme des Freistaats Thüringen, dennoch forderte er wirklichkeitsnahe Betrachtungen der Herausforderung. Darüber hinaus kritisierte er den immer noch vorhandenen Unterrichtsausfall und die laut Kultusministerium unbekannte Größe des realen Bedarfs, welcher nach Ansicht des TLV leicht ermittelt werden könnte. In dieser Hinsicht sieht er auch die Zusammenlegung von Schulamtsbereichen kritisch, da Lehrermangel in einzelnen Regionen über Abordnungen noch weiterer Distanz kompensiert werden können. Außerdem verdeutlichte er, dass das hohe Durchschnittsalter der Thüringer Lehrerinnen und Lehrer zu einem natürlich höheren Krankenstand führt und Phänomene wie Burn out zunähmen. Zusätzlich erschwert die mangelnde altersmäßige Durchmischung des Lehrkörpers gegenseitiges Lernen von Lehrergenerationen und Innovationsfähigkeit.

Als Antwort auf das Statement von Rolf Busch zeigte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Verständnis für die Kritik von Rolf Busch, auch wenn er diese nicht so fundamental gelten lassen wollt. Zweifelsohne sei die Berechnung von Bedarf über Planstellen nicht realistisch, doch gebe es tatsächlich große regionale Unterschiede mit Mangel und Überhang. Darüber hinaus ist die erzielte Einigung über Einstellungskorridore angesichts des finanziellen Konsolidierungsdrucks in Thüringen ein guter Kompromiss. Kritik übte er an der Tatsache, dass nach wie vor viele Lehrer nicht als Lehrer arbeiteten und mit anderen Aufgaben betraut sind. Gerade die Reformprojekte des Kultusministeriums erwiesen sich hierbei als an falscher stelle kapazitätsbindend. Ähnlich wie Busch forderte er mehr Kompetenz für die Schulen selbst, ihren Bedarf festzustellen und auch entsprechend personalverantwortlich handeln zu können.

Michael Hose, Junge Unions-Vorsitzender in Erfurt und Lehramtsstudent im Referendariat, kritisierte ebenfalls die mangelnde Wahrnehmung des Lehrernotstands an manchen Schulen, verwies jedoch dabei auch auf die Tatsache, dass dies kein Phänomen der aktuellen Legislatur mit SPD-geführten Ministerium sei, sondern auch viele Versäumnisse unter CDU-Kultusministern vorkamen und in dieser Hinsicht die aktuelle Ministeriumsspitze vorangegangene Wege fortsetzte. Aus seinem Schulalltag berichtete er, dass viele ältere KollegInnen sehr froh über die ReferendarInnen als Bereicherung seien und er als Referendar bereits voll eingesetzt werde, da er entsprechend gebraucht würde. Dabei äußerte er auch Unzufriedenheit über Aufzeigung von Perspektiven für mögliche junge Lehrer, da erst kurzfristig über Einstellungen im Ministerium entschieden würde und die Schulen keinen Einfluss nehmen können. Er zeichnete hierbei ein schwieriges Bild vieler Lehramtsanwärter, welche dann häufig in die Nachbarbundesländer im Westen ausweichen würden, wo neben Perspektiven auch Verbeamtungsmöglichkeiten bestünden. Diese abgewanderten jungen Lehrer, würde man nur schwer wieder zurückholen können. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er kritisch, dass die von der Spitze des Kultusministeriums politisch gewollten und geförderten Gemeinschaftsschulen bessere Möglichkeiten hätten. Aus persönlichen Gesprächen und Erfahrungen mit anderen Referendaren sei ihm bekannt, dass Schulleiter von Ganztagesschulen autonom und mit langen Vorlaufzeiten Einstellungszusagen geben könnten, wodurch diese Schulform hinsichtlich Planungssicherheit und Ressourcen privilegiert würden.

In der anschließend von Christian Hirte MdB moderierten Diskussion brachten sich viele Lehrerinnen und Lehrer aus dem Publikum ein und schilderten ihre Alltagsnöte. Wichtigste Forderung alle anwesenden PädagogInnen war, dass Schule Kontinuität braucht und nicht permante Unruhe durch neue Schulformen, Projekte etc. entstehe. Dass die Qualität der Thüringer schulen gut sei bewiesen die Rankings, jedoch sei ein Gegensteuern zum Lehrermangel notwendig.

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