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Veranstaltungsberichte

Transatlantischer Dialog

von Maja Eib

Teil 8: Umwelt- und Energiepolitik im Vergleich

Veranstaltungsreihe zu gesellschaftspolitischen Fragen in Deutschland und den USA

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Bereits lange vor den tragischen Ereignissen in Japan plante das Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung Erfurt den nunmehr achten Teil seiner „Veranstaltungsreihe zu gesellschaftspolitischen Fragen in Deutschland und den USA“. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass das Thema „Umwelt und Energiepolitik im Vergleich“ die derzeitige gesellschaftliche und politische Debatte nicht hätte besser aufgreifen können.

Interessant sollte es werden an diesem Abend des 06. April 2011, an dem zwei grundständig unterschiedliche Positionen aufeinander zu treffen schienen.

Die Begegnungsstätte der Kleinen Synagoge Erfurt bot den Gästen dafür ein ganz besonderes Umfeld.

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James Seward

Der Amerikaner James Seward vom US-Generalkonsulat Leipzig, der für die USA das Wort übernahm, betonte gleich zu Beginn die wichtige Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA. Keine Nation sei demnach in der Lage, die aktuellen Umweltprobleme allein zu bekämpfen. Man habe gerade in der Energiepolitik also gar keine andere Wahl, als zusammenzuarbeiten.

Anders als oftmals angenommen, gäbe es in den Vereinigten Staaten außerdem schon seit längerer Zeit umweltpolitische Bewegungen. Bereits Theodore Roosevelt habe mit der Errichtung des ersten Nationalparks den Grundstein für einen bewussteren Umgang mit der Natur gelegt. Der erste Auslöser für das Umdenken im Bereich des Energiebedarfs habe es in den USA mit der Ölkrise 1973 gegeben.

Bei allen Bemühungen machte Seward aber auch auf ein amerikanisches Problem aufmerksam. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stehe die Bevölkerung staatlichen Eingriffen oftmals sehr kritisch gegenüber. Fast schon altertümlich sei diese Situation, sagte der US-Amerikaner. Das wichtigste in der Energie– und Umweltpolitik sei die Einstellung der Bevölkerung. Nur wenn die Mehrheit dahinter stehe, würde ein Wechsel hin zu mehr erneuerbaren Energien auch wirklich funktionieren.

Eine Umfrage, auf die sich Seward bezog, verdeutlichte diese Aussage. Demnach waren 56% der Befragten der Meinung, dass die Regierung bereits zu viel eingreife. Nur 38% befürworteten stärkere Interventionen.

Durch Sewards Ausführungen wurde das eigentliche Problem der USA deutlich – die Einstellung der Bürger. Der Konsul sieht darin großes Potential für die Entwicklung der Energiepolitik hin zu mehr Umweltfreundlichkeit, gab aber zugleich auch zu, dass die Amerikaner sich sehr stark an ihr Auto gewöhnt hätten, und sie dort zu wenigen Abstrichen bereit wären.

Gerade aufgrund der aktuellen Lage in Japan nahm er außerdem Bezug auf die Atompolitik der US-Regierung. Auch wenn Präsident Barack Obama ein Gremium zur Überprüfung der Atomkraftwerke einsetze, und die Regierung aus den Vorfällen in Japan Rückschlüsse auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit ziehen werde, so werde die USA nichtsdestotrotz weiter an der Kernkraft festhalten.

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Jan Burck

Die deutsche Position erläuterte an diesem Abend der Germanwatch Referent für deutsche Energie- und Klimapolitik, Jan Burck.

Nach einem Blick auf die Entwicklung der Stromversorgung in Deutschland, wonach die Kernkraft seit den 70er Jahren als wichtiger Energielieferant genutzt werde, und der Einsatz von Kohlekraftwerken über die Jahre hinweg aufgrund hoher CO2 Emissionen immer mehr in die Kritik geraten sei, sei Deutschland heute auf einem Weg hin zu mehr erneuerbaren Energien. Derzeitig hätten diese bereits einen Anteil von 17% am Gesamtvolumen, erklärte Burck. An den heutigen CO2 Emissionen würden allein 50% nur vom Stromverbrauch ausgehen, sodass der Referent gerade in diesem Bereich hohe Einsparpotentiale sieht.

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Hertmut Kaczmarek

Der Moderator des Abends, Hartmut Kaczmarek von der TLZ, sorgte nach den Ausführungen der beiden Referenten für eine anregende Diskussion. Die geteilten Meinungen zum Thema Energie– und Umweltpolitik wurden dadurch augenscheinlich.

Auf eine Frage, wie James Seward die amerikanische Energiepolitik in Anbetracht der Deutschen beurteile, betonte er das hohe Ansehen, das die deutschen Ansätze in den USA genießen. Wiederrum sei aber ein direkter Vergleich gar nicht möglich, sagte Seward, da allein der Bundesstaat Montana schon der Größe Deutschlands entspräche. Massentransportmittel beziehungsweise die Beförderung von Strom über weite Entfernungen aus Solargebieten an der Grenze Mexikos seien technologisch bisher kaum möglich. Aber gerade der Reichtum an freien Flächen mache die Bedingungen für eine fortschreitende Entwicklung von erneuerbaren Energien in den USA noch besser möglich, als es in Deutschland der Fall sei, wandte Jan Burck ein. Sehe man Deutschland im Kontext der Europäischen Union, sei man außerdem auf einem vergleichbaren Level mit den USA.

Auch im Publikum wiederholte sich die Meinung Sewards, wonach ein großes Problem in der zentralen Stromerzeugung im Zusammenhang mit dem dezentralen Strombedarf bestehe. Indessen sei es mit dem Einsatz von Gleichstromleitungen heute möglich, elektrische Energie auch über weitere Entfernungen mit geringen Verlustraten zu übertragen, führte der Germanwatch Referent Burck entgegen.

Des Weiteren stellte sich für einen Gast die Frage, warum Erdwärme bei den jetzigen Energiekonzepten so wenig Erwähnung finde. Nach Aussage Burcks wäre es möglich, zwischen 5 und 20 Prozent des Energiebedarfs auf lange Zeit durch Erdwärme abzudecken. Diese sei allerdings nicht ganz risikofrei zu betrachten, nachdem es schon zu einigen Absenkungen gekommen sei. Seward sprach sogar von Erdbeben, die sich durch die Förderung von Erdwärme in Kalifornien häuften.

Ebenso spielte die Wasserkraft eine tragende Rolle in der Debatte. Diese sei allerdings schon weitestgehend ausgeschöpft, meinte Burck. Deutschlands größtes Pumpspeicherwerk, die Goldisthalsperre in Thüringen, fand in diesem Zusammenhang Erwähnung. Nach Jan Burck sei es in diesem Bereich nur durch Entwicklung neuer Technologien möglich, weitere Fortschritte zu erzielen. Insbesondere sprach er in diesem Zusammenhang von neuen Möglichkeiten zur Speicherung nicht benötigten Stroms. Ohnehin sei derzeitig eine der Hauptschwierigkeiten fehlende Speichertechnologie, wenn es um Erneuerbare Energien gehe. Nur durch konsequente Arbeit in der Forschung könne auch der Strombedarf von Großbetrieben zu den Hauptlastzeiten garantiert werden.

Nicht zuletzt bleibt bei aller Betrachtung insbesondere die Kostenfrage. Gerade dort sei die amerikanische Bevölkerung sehr sensibel, merkte James Seward an. Man habe große Angst, der Wirtschaft zu schaden. Auch nach Burcks Auffassung läge einerseits Druck auf der Wirtschaft durch steigende Preise und der Frage der Versorgungssicherheit. Anderseits müsse man aber auch die Chancen betrachten, in dem die Forschung ausgebaut und neue Jobs sowie Unternehmen rund um die Bereiche der erneuerbaren Energien entstehen würden.

Dass die Diskussion um die Energie– und Umweltpolitik auch nach der Veranstaltung kein Ende finden würde, war bereits zu Beginn klar. Das eigentliche Ziel aber, interessierten Bürgern die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Länder USA und Deutschland im Bereich der Umwelt- und Energiepolitik aufzuzeigen, gelang vollkommen. tw

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