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Veranstaltungsberichte

Unsichtbare Wunden

Politische Traumatisierung und Repression in der DDR

Vortrag mit Gespräch

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Das erste Schmalkalder Gespräch im Jahr 2009 stand im Zeichen des 20. Jubiläums der Friedlichen Revolution in der DDR und der Aufarbeitung der Diktatur. Der traditionelle Schirmherr der Schmalkalder Gespräche, der CDU-Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Jens Goebel stellte die Bedeutung der Aufarbeitung der Folgen der DDR-Diktatur dar, wenn aktuell ehemalige DDR-Täter, Funktionäre über die SED-Nachfolgepartei das Unrecht relativieren möchten.

Bernhard Schauer von der Hugo-Dornhofer-Stiftung schloss sich den Ausführungen an und verdeutlichte den DDR-Herrschaftscharakter anhand des Schicksals von Hugo Dornhofer.Totalitäre Staaten und Diktaturen verfolgen einen absoluten Machtanspruch, der mit Repressions- als auch staatlichen Erziehungsmitteln durchgesetzt wird. Auch die DDR stand in dieser Herrschaftstradition, wobei sich die angewandten Mittel über die Jahrzehnte von willkürlichen Maximalstrafen und physischer Bedrohung zu ausgeklügelter psychischer Repression wandelte.

Dr. Karl-Heinz Bomberg, Psychotherapeut, Liedermacher und Arzt aus Berlin, der selbst 3 Monate inhaftiert war, stellte das System der Unterdrückung und erzwungener Konformität in seinem Vortrag dar. Dabei begann er mit einem kurzen historischen Abriss zur DDR-Repression über theoretische Grundlagen von Psychologie und Therapie, um Folgen und Krankheitsbilder als Folge von Unfreiheit und Haft erklären zu können. In diesem Zusammenhang ließ er auch konkrete Schilderungen ehemaliger Häftlinge, eigene Hafterfahrungen als auch „normale“ Repressionserlebnisse einfließen. Seine Quellen waren dabei hauptsächlich eigene Patienten, die er als Psychotherapeut behandelt. Zu diesem Aspekt wies er besonders darauf hin, dass Verdrängungsmechanismen wie auch pathologisch normale Verzögerungen die Krankheitssymptome erst weit später auftreten lassen, wodurch gerade länger zurückliegend therapeutische Maßnahmen ansetzen müssen.

Bei seinen Ausführungen verdeutlichte er ebenfalls, dass nicht nur Opfer konkreter „Zersetzungsmaßnahmen“ durch die Staatssicherheit psychosomatische Schädigungen erlitten, sondern gleichfalls Gleichschaltungsdruck Verhaltensmuster erzeugt, die heute ein Leben in freier Gesellschaft erheblich beeinträchtigen. Daher warb Karl-Heinz Bomberg für gezieltere Aufarbeitung in diesem Bereich und auch den Mut der ehemaligen DDR-Bürger, sich entsprechend zu öffnen. Abschließend spielte der Referent drei Lieder, die sich mit seiner persönlichen Aufarbeitung von Verfolgung und Haft in der DDR auseinandersetzten.

Die Zuschauer waren sehr beeindruckt vom Vortrag und blieben noch weit über das Veranstaltungsende hinaus, um Dr. Bomberg weitere Fragen zu stellen.

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