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Veranstaltungsberichte

Was unsere Gesellschaft zusammenhält

"Deutschland aus der Vogel Perspektive"

Vortrag und Gespräch. Veranstaltungsreihe: „Was unsere Gesellschaft zusammenhält."

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Am 22. März 2010 eröffnete die Leiterin des Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Maja Eib eine neue Gesprächsreihe zum Thema „Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ in Camburg.

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Dr. Mario Voigt MdL und Prof. Dr. Bernhard Vogel beim Podiumsgespräch.

Nach einem Grußwort des Bürgermeisters Thomas Moritz sprach der Ehrenvorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel zu den Grundlagen Gesellschaft vor allem aus dem Blick 20 Jahre nach der Wiedervereinigung des deutschen Volkes. Der gebürtige Göttinger ist bislang der einzige Ministerpräsident, der in zwei Bundesländern regieren konnte. Von 1976 bis 1988 war er Landesvater in Rheinland-Pfalz, von 1992 bis 2003 lenkte er die Geschicke Thüringens. Damit ist Bernhard Vogel zugleich der Kabinettschef mit der längsten Amtszeit in der Geschichte der Bundesrepublik. Bernhard Vogel hat die Geschichte der Bundesrepublik von Anfang an erlebt, als Betroffener, als Zeitzeuge und als politischer Akteur. Er gehört zu der besonderen Generation von Politikern – die mit einer klaren Werthaltung, mit Engagement und der leidenschaftlichen Lust am gestalten - Geschichte geschrieben haben. Dies machte an diesem Abend auch sein engagierter Vortrag deutlich.

Bernhard Vogel beschrieb die Grundlage einer Gesellschaft wie folgt: „Es geht um den sozialen und ethischen, normativen und politischen Zusammenhalt einer stabiler werdenden Gesellschaft, ihre kulturellen Wurzeln, ihre gemeinsame Geschichte und Sprache, ihre Erfahrungen, ihre Verwirrungen, Leistungen und Zukunftserwartungen.“ Bernhard Vogel ging auf die abendländische Tradition und die drei Fundamente: die griechische Philosophie, das Alte und Neue Testament sowie die Aufklärung des 18. Jhd. ein. Die damit verbundene „Idee der Freiheit des Glaubens“ bildete dabei für ihn die Grundlage. Für ihn ist die deutsche Gesellschaft zudem eine Nation der Schicksalsgemeinschaft gemeinsam erlebter Geschichte, die auch nicht während der deutschen Teilung in Frage gestellt wurde. Die Erfahrungen der DDR sind Teil der Zusammengehörigkeit, die gleichfalls ganz Deutschland heute nach 20 Jahren der Wiedervereinigung verändert hat. Bernhard Vogel betonte, dass die Ostdeutschen zu Recht stolz auf die friedliche Revolution sein können. Ost- und Westdeutsche ermutigte er zu mehr gegenseitiger Dankbarkeit.

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Mit Dr. Mario Voigt MdL und Prof. Dr. Bernhard Vogel führten die Gäste eine angeregte Diskussion.

Folgend ging er auf die Schüsselbegriffe „Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit“ ein. Obwohl alle drei Begriffe in den Programmen der deutschen Parteien zu finden sind, werden die damit verbundenen Inhalte unterschiedlich aufgefasst. Freiheit bedeutet für Bernhard Vogel immer das die Freiheit des anderen gleichfalls einen selbst bedingt und begrenzt. Solidarität resultiert aus der Tatsache, dass kein Mensch alleine existieren kann; es entspricht der sozialen Natur des Menschen sich solidarisch zu begegnen. Dies bedeutet aktuell z.B. in der „Schulden Debatte“, dass man sich vor allem auch gegenüber der künftigen Generation solidarisch verhält. Gerechtigkeit ist gegeben, wenn jeder vor dem Gesetz gleich ist. „Gleich ist gleich und ungleich muss ungleich behandelt werden.“ Zum Fundament und dem was eine Gesellschaft zusammenhält gehört für Bernhard Vogel auch das Christliche Menschenbild, d.h. die Verantwortung vor Gott und den Menschen. Er betonte, dass der Staat für den Menschen da ist, nicht der Mensch um des Staates willen. Zudem ist für Bernhard Vogel die Soziale Marktwirtschaft unverzichtbares Fundament gelingender Gesellschaft.

Aus diesen Grundbegriffen ergeben sich Folgen für die Politik: Eigenverantwortung steht an oberster Stelle. Die Anstrengung jedes Einzelnen ist notwendig und muss sich auch lohnen. Der Staat schafft die Rahmenbedingungen, dass jeder befähigt ist, für sich und andere zu sorgen. Jedoch darf niemand ausgegrenzt werden, der Hilfe braucht. Bernhard Vogel fasste am Ende seines Vortrages die Herausforderungen zusammen, vor denen Deutschland heute politisch und gesellschaftlich steht. Eine der größten Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte ist die hohe Arbeitslosigkeit. Zu spät hat die Politik und die Gesellschaft auf die Herausforderungen, die uns die Globalisierung stellt, reagiert. Der Übergang von der Arbeits- zur Wissensgesellschaft ist noch nicht abgeschlossen. Zudem ist die Verschuldung der öffentlichen Haushalte besorgniserregend. Zukunftsthemen sind darüber hinaus die demographische Entwicklung, Umwelt- und Integrationspolitik. Er machte den Thüringern Mut, dass die Mitte Deutschlands ein Standortvorteil in sich birgt. Man darf in dieser sicherlich schwierigen Zeit nicht in Resignation verfallen, sondern muss auch die Erfolge sehen. 60 Jahre Bundesrepublik, Frieden auf dem Europäischen Kontinent, Wiederaufbau Ostdeutschlands und der geachtete Platz Deutschlands in der Völkergemeinschaft sind eine Erfolgsgeschichte.

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Nach dem Vortrag musste Prof. Dr. Vogel viele Bücher signieren.

Im Anschluss nutzen viele Teilnehmer die Möglichkeit für Fragen. Die von Dr. Mario Voigt MdL moderierte Publikumsdiskussion warf u.a. folgende Themen auf: wie kann Generationengerechtigkeit gelingen?, wie können die Staatsschulden reduziert werden?, was spricht für oder gegen eine Länderfusion Thüringen/Sachsen/Sachsen-Anhalt?

Hier finden Sie die Buchempfehlung.

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