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Weissrussland-Roman "Wir müssen dann fort sein"

„POLITIK UND LITERATUR“ – DIRK BRAUNS UND HANS-GEORG WIECK IM GESPRÄCH MIT POLITIK- UND LITERATURWISSENSCHAFTLERN

Lebendig, publikumsoffen, im Diskurs

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Die Politik autoritärer Systeme im Spiegel der Literatur

Lesung und Diskussion

Am 10. Januar sprachen in Jena der Autor des Romans „Wir müssen dann fort sein“ Dirk Brauns und der Diplomat Dr. Hans-Georg Wieck mit Literaturprofessorin Andrea Meyer-Fraatz und Politikprofessor Torsten Oppelland. Die Kooperationsveranstaltung zwischen dem Politischen Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellte lebendig den Diskurs zwischen Literatur und Politik her. Im Zentrum standen zwei postsowjetische Staaten: Weißrussland und die DDR.

Maja Eib: KAS-Auslandsbüro Belarus arbeitet von Litauen aus

Bei der Begrüßung informierte die Landesbeauftragte der KAS Thüringen Maja Eib über die politische Bildungsarbeit der Stiftung in Osteuropa. Seit einigen Jahren gebe es ein Auslandsbüro für Belarus (so der Name Weißrusslands in politischen und diplomatischen Kreisen), das jedoch vom litauischen Vilnius aus arbeitet. Auslandsmitarbeiter Wolfgang Sender informiert in sozialen Netzwerken (bei Twitter: @KAS_Belarus) über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Land, das seit 1994 von Alexander Lukaschenko regiert wird.

Oppelland: Szenen im Roman zeichnen Repressionsapparat nach.

Mit „Wir müssen dann fort sein“ hat der Schriftsteller und Journalist Dirk Brauns einen politischen Roman vorgelegt, der in Ostdeutschland und in Minsk spielt. Der Protagonist Oliver Hackert trifft sich konspirativ mit dem ehemaligen Gefängnisdirektor Oleg Mitrochin und im Romanverlauf im Interview auf den Diktator Arkadij Lomon – mit dessen Repressionsapparat ihn mehr verbindet als er, der in der DDR wie sein Vater als Volkspolizist gedient hat, lange wahrhaben will. Politikprofessor Torsten Oppelland vermerkt in der Diskussion, wie verschiedene Szenen im Roman den Repressionsapparat nachzeichnen und erläutert die Wesenszüge von autoritären Systemen.

Unterstützung des Diplomaten Wieck für den Schriftsteller

Hans-Georg Wieck berichtet von seinem zivilgesellschaftlichen Engagement als OSZE-Beobachter in Belarus.

Dirk Brauns erzählt, wie Wieck ihn mit seinen Erinnerungen und Einschätzungen bei der Recherche für den Roman unterstützt hat. Wieck schilderte ihm seine Begegnungen mit Präsident Lukaschenko; Brauns traf Emigranten, deren Angehörige in Weißrussland verfolgt und getötet worden sind und die in Deutschland politisches Asyl erhalten haben. „Solche Treffen prägen einen tief“, erzählt der Autor, „und jedes Mal musste ich die vielen Fakten und die Realität sortieren, um überhaupt künstlerisch weiterarbeiten zu können.“

Brauns: „Literatur hat mehr Freiheit“

Dirk Brauns‘ Roman zeigt die spannende Verflechtung, in die Literatur mit realer Politik geraten kann. Slawistik-Professorin Andrea Meyer-Fraatz fragt den Autor schließlich, warum er die fiktionale Form für sein Werk wählte, obwohl er als ausgebildeter Journalist mit Korrespondenten-Erfahrung in Osteuropa doch auch Reportagen darüber hätte schreiben können. „Die Literatur hat mehr Freiheit, sie ist ein anderer Raum, in dem erzählt werden kann“, antwortet Brauns und verweist ebenfalls auf Grenzen, die er in seiner journalistischen Arbeit erfahren habe – professioneller wie auch privater Natur.

Textauszug:

Beim Interview mit dem Diktator Lomon:„Mein Name war Oliver Hackert. Meine Eltern waren Eleonore und Franz Hackert. Darja Tschernakowa war meine Frau und Swetlana Tschernakowa unsere Tochter. Ich betete das. Immer wieder. Ich war ein besessener Mann. Zorn brodelte in meinen Venen. Ich kappte die Leinen Ich würde ihm meine Frage hinwerfen, meine blutige Frage: „Sind Sie ein Mörder?“

S. 311.

Angaben zum Roman:

Dirk Brauns

„Wir müssen dann fort sein“

erschienen bei Galiani Berlin 2016

336 Seiten, 19,99 EUR

ISBN 978-3-86971-120-1

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