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Veranstaltungsberichte

Werte ▪ Leistung ▪ Subsidiarität: Was bedeutet „konservative Bildungspolitik"

Vorträge und Podiumsdiskussion

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Beim Schlagwort von der „Konservativen Bildungspolitik“ handelte es sich im Grunde stets um einen der Leitbegriffe christlich-demokratischen Denkens. In den letzten Jahren scheint dieser allerdings mehr und mehr von seiner einstigen Schärfe verloren und einer Vielzahl unterschiedlicher und vom jeweiligen räumlichen und personellen Kontext abhängigen Deutungen Platz gemacht zu haben. Worin liegen die Ursachen für diese Entwicklung? Sind die Grundlagen konservativen bildungspolitischen Denkens wie konsequente Werteorientierung, Individual- bzw. Leistungsprinzip, Subsidiarität oder Freiheitsdenken bereits erodiert und damit auch aus bildungspolitischen Debatten verschwunden?

„Gute Bildungspolitik braucht die Familie als Keimzelle“ ( Mike Mohring)

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Josef Erhard: „Erfolgreiche Strukturen bewahren, bei Bedarf reformieren“

Diesen Fragen widmete sich das bildungspolitische Forum des Bildungswerks Erfurt der KAS am 10. Mai im ComCenter der Landeshauptstadt. Dabei diskutierten drei Experten aus unterschiedlichen Bundesländern den Begriff der „Konservativen Bildungspolitik“ vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Thüringen und Deutschland. Die Veranstaltung begann mit einem Grußwort des Fraktionsvorsitzenden der CDU im Thüringer Landtag, Mike Mohring, in dem dieser auf sein kürzlich erschienenes Buch „Was ist Konservativismus?“ sowie auf seine erst am Tag zuvor publizierten „Zehn Thesen für eine Bildungspolitik mit Zukunft“ hinwies. Dabei hob Mohring insbesondere auf den Wert der Familie als Keimzelle konservativer Bildungspolitik ab, forderte mehr Vergleichbarkeit zwischen den Bildungspolitiken der einzelnen Länder unter Beibehaltung des Bildungsföderalismus und setzte sich für einen einheitlichen Begriff (die s.g. „Oberschule“) für alle Schultypen neben dem Gymnasium ein.

Auf dem Podium diskutierten anschließend der Staatssekretär des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern und designierter Generalsekretär der KMK, Udo Michallik, der Ministerialdirektor des Bayrischen Ministeriums für Unterricht und Kultus, Josef Erhard, sowie der ehem. Staatssekretär des Thüringer Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Kjell Eberhardt. Die Moderation übernahm Christian Tischner, wiss. Mitarbeiter an der Professur für die Didaktik der Politik der FSU Jena und KAS-Stipendiat.

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Kjell Eberhardt: „Politik im Einvernehmen mit Eltern und Lehrern gestalten“

Während der Podiumsdiskussion äußerten sich zunächst alle Diskutanten zu ihrer persönlichen Perspektive auf den Begriff der „Konservativen Bildungspolitik“. Hier hob Josef Erhard hervor, dass der Begriff für ihn bedeute, erfolgreiche Strukturen zu bewahren, sich aber auch nicht gegen Wandel und Reformen zu sperren wenn eine Notwendigkeit hierzu offensichtlich wäre. Udo Michallik betonte, man müsse „Konservative Bildungspolitik“ stets vom einzelnen Kinde her denken, während Kjell Eberhardt den Begriff bewusst als Gegenentwurf zum verbreiteten bildungspolitischen „mainstream“ sieht.

In einer zweiten Runde sollten sich die Teilnehmer zur praktisch-projektbezogenen Seite der Debatte um die „Konservative Bildungspolitik“ aus Sicht ihrer jeweiligen Bundesländer äußern. Josef Erhard berichtete in diesem Zusammenhang von der Effektivität der bayrischen Schulaufsicht, aber auch von der Notwendigkeit die Familien bei der Wahrnehmung ihrer bildungspolitischen Pflichten zu unterstützen. Kjell Eberhardt berichtete von zahlreichen Projekten aus seiner Amtszeit, bspw. der Direktwahl des Schülersprechers im Rahmen des Projekts „Demokratie in der Schule“, kritisierte aber bspw. auch die Politik der gegenwärtigen Führung des Ministeriums mit Blick auf die aus seiner Sicht verfrühte und überhastete Einführung der Gemeinschaftsschule bzw. der individuellen Schuleingangsphase. Wichtig war es Kjell Eberhardt zu dem darauf hinzuweisen, dass gute Bildungspolitik nur im ständigen Dialog bzw. in Übereinkunft mit Lehrern und Eltern gelingen könne.

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Udo Michallik: „Konservative Bildungspolitik ist effektiv, nicht teuer!“

Im Anschluss wurde das Publikum über Fragen und kurze Stellungnahmen in die Diskussion einbezogen. Dabei ergab sich ein breites Spektrum an Fragen, insbesondere zum Bildungsföderalismus, zum Projekt der Eigenverantwortlichen Schule, zur Frage der Verbeamtung von Lehrern, zum lebenslangen Lernen sowie zur immer wieder behaupteten „Unterfinanzierung“ des deutschen Bildungssystems. In einer Abschlussrunde nahmen die Diskutanten hierzu sowie zur Abschlussfrage, was Schule überhaupt leisten solle, Stellung. Josef Erhard betonte noch einmal, wie wichtig gerade bei Projekten wie dem der „Eigenverantwortlichen Schule“ eine maßvolle und vorsichtige Umsetzung aufgrund unterschiedlichster Interessenlagen wäre. Im abendländisch-christlichen Weltbild sah er zudem eine gute Grundlage um die aufgrund neuer Herausforderungen wie der zunehmenden Migration notwendige Toleranz zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise zu sichern. Udo Michallik bemühte sich die These von der „Unterfinanzierung“ des Systems zu widerlegen, nannte die Förderschulstrukturen in Mecklenburg-Vorpommern als Beispiel und sprach sich für effiziente, und damit keineswegs teurere Strukturen aus. Kjell Eberhardt beschloss das Forum mit dem Hinweis, dass er zum Bildungsföderalismus keine Alternative sehe und selbigen vielmehr als Grundlage der bisherigen Erfolge Thüringer Schulpolitik betrachte.

Das Bildungswerk wird den zahlreichen Bitten aus dem Publikum und von Referentenseite Rechnung tragen und in Bälde weitere bildungspolitische Veranstaltungen ankündigen. Dabei sollen neben der Schule aber auch andere Institutionen und Themen wie die Hochschule oder die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule im Vordergrund stehen.

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