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Veranstaltungsberichte

WillkommensKULTUR in Thüringen - Das internationale Opernensemble des Theaters Erfurt

Matinee im Theater Erfurt

Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe "Interkulturelle Woche 2014" diskutierten am 28. September Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und Ministerpräsident Thüringens a. D. sowie Guy Montavon, Generalintendant des Theaters Erfurt und Honorarkonsul der Schweiz auf der Studiobühne des Theaters Erfurt. Das spannende Podiumsgespräch und das bunte musikalische Programm haben fast 200 Gäste gefolgt.

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Nach dem musikalischen Auftakt – Nocturno op. 7 vom Franz Strauss, gespielt von dem australischen Hornist Wesley Chong, begleitet von Pianistin Yuki Nishio – begrüßte Maja Eib, Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für Thüringen, die gut 200 Gäste der Matinee. Motto der "Interkulturelle Woche" war in diesem Jahr: "Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern". Kein Ort hätte besser passend sein können, als das Theater - so Eib. Wenn wir über interkulturelles Zusammenleben, Integration und Willkommenskultur reden, kann das Theater für uns Schaufenster und Vorbild sein. Die Welt des Musiktheaters ist international, und zeigt ein gutes Beispiel für die Gestaltung einer weltoffenen Gesellschaft. Hier wird nicht gefragt woher die Menschen kommen, sondern man begegnet sich im Respekt und Achtung vor der künstlerischen Leistung des anderen, denn in der Praxis muss man zeigen, was man kann - fügte die Leiterin des Politischen Bildungsforums Maja Eib hinzu.

Das Podiumsgespräch moderierte der Landeskorrespondent von Deutschlandradio in Thüringen Henry Bernhard, der mit der Frage an die Gesprächspartner begann, mit welchen Gefühlen und Erwartungen beide damals als „Ausländer“ in den Freistaat kamen. Prof. Dr. Bernhard Vogel, damals als Westdeutscher und Guy Montavon, als gebürtiger Schweitzer, berichteten über ihren ersten Begegnungen mit Thüringern und ihre Erfahrungen die sie sammelten. Der ehemalige Ministerpräsident Thüringens hob die wichtige Rolle der deutschen Sprache heraus, und betonte, dass sie über die Jahrzehnte des Getrenntseins die Bürger verbunden hat. Er fand auch, dass Ost-Deutschland der deutschere Teil geblieben ist, einfach weil die Menschen in der DDR ihre Zeit anders genutzt haben, sich mehr mit Kultur, Sprache und Geschichten beschäftigen konnten.

Der Generalintendant des Theaters Erfurt erinnert daran, dass wir heute nicht mehr über Ost und West sprechen sollen, sondern nur über Deutschland, und seine Rolle in Europa. Prof. Dr. Vogel und Montavon unterstrichen beide, dass Thüringen stolz auf die Entwicklung der letzten 25 Jahren sein kann, und dass Erfurt eine der schönsten Hauptstädte Deutschlands geworden ist.

Über die vielen Facetten der Internationalität der Musikwelt, und das internationale Ensemble des Erfurter Opernhauses sprachen die Referenten dann in einem zweiten Diskussionsblock ausführlich. Das Theater Erfurt hat 35 ausländische Mitarbeiter aus 18 Ländern, was knapp 12 Prozent allen Angestellter darstellt. Der Generalintendant betonte, dass das Theater eine kleine Welt ist, ein Mikrokosmos, Ort der Auseinandersetzung und es muss immer offen bleiben. Hier findet man viele Farben, viele Identitäten, aber bei der Arbeit auf der Bühne spielt diese Verschiedenheit keine Rolle, es soll für die Zuschauer nicht relevant sein, aus welchem Land ein Musiker kommt. Richtig multikulturell wird es erst nach der Vorstellung, beim Feiern – so Montavon.

Prof. Dr. Vogel war mit Montavon sich einig, dass das Theater der Ort der geistigen Auseinandersetzung, und der wirkliche Mittelpunkt im Leben einer Stadt sein soll. Im Zusammenhang mit dem Thema Integration stellte der Altministerpräsident fest, dass in Thüringen immer noch nicht so viele Ausländer leben, wie in anderen Bundesländern, trotzdem ist die ausländerfeindliche Stimmung relativ groß. Man muss kennenlernen, um schätzen zu lernen – so Vogel, und ergänzte es damit, dass Selbstbewusstsein heißt, die eigene Kultur zu akzeptieren, und sich für die anderen Kulturen zu interessieren.

Zwischen den Diskussionsrunden rundeten Solisten des Theaters das Programm mit musikalischen und inhaltlichen Beiträgen ab. Kartal Karagedik, Bariton aus der Türkei, Marisca Mulder, Sopranistin aus der Niederlande und Máté Sólyom-Nagy, Bariton aus Ungarn, sangen Lieder aus ihrer Heimat, in ihrer Muttersprache, begleitet von der japanischen Pianistin Yuki Nishio. Henry Bernhard nutzte die Chance auch die Künstler nach Ihrer Herkunft und Ankunft in Thüringen zu befragen. So berichteten alle über ihr Leben in Deutschland, über die oft als falsch erwiesenen Vorurteile und die Freiheit in der Theaterwelt.

Zum schönen Ausklang der Matinee spielte die britische Geigerin, Nicola Hatfield, ein Musikstück von dem englischen Komponist, Edward Elgar.

Nach der Veranstaltung nutzten die Gäste bei einem Sektempfang im Foyer die Möglichkeit zur Begegnung und persönlichen Gesprächen mit den Künstlern und Referenten.

Emöke Ebner

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