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Veranstaltungsberichte

Die Auswirkung des Kominforms auf das kommunistische System in Ungarn

13. gemeinsame Fachkonferenz der Stiftung Verbrechen des Kommunismus und der Konrad-Adenauer-Stiftung am 5. Oktober 2017.

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Die rund 100 interessierten Teilnehmern der Fachkonferenz erörterten die kurz- und langfristigen Folgen des Informationsbüros der Kommunistischen und Arbeiterparteien (Kominform). Ziel war es, die Auswirkungen der 1947 von Moskau gegründeten und geleiteten Organisation auf das kommunistische System Ungarns zu untersuchen.

Peter Eötvös, Vorsitzender der Stiftung Verbrechen des Kommunismus, eröffnete gemeinsam mit Frank Spengler, Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung, und Dr. Bence Rétvári, parlamentarischer Staatsekretär beim Minister für Humanressourcen, die Fachkonferenz. Der wichtige Stellenwert der Aufarbeitung des Kommunismus wurde von allen Eröffnungsrednern betont. Die von dem kommunistischen Machtanspruch ausgehende politische Teilung Europas in Ost und West und deren politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen wären auch in Zukunft präsent. Der Staatssekretär betonte deswegen die Bedeutung der Fachkonferenz und der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema.

Der Archivleiter des Institut VERITAS, Dr. Tibor Zinner, ging in seinem Einführungsvortrag auf die Hintergründe der Entstehung des Kominforms und des Ausbaus der sowjetischen Hegemonie in Ungarn ein. Der Lehrstuhlinhaber für gesellschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung (BTK) an der Pázmány Péter Katolikus Egyetem (PPKE), Dr. István Ötvös, richtete die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf das Thema „Volksfont und Parteienherrschaft“. Er skizzierte die Entwicklung der Umstrukturierung Ungarns in einen kommunistischen Staat und betonte die Rolle der gesellschaftlichen Organisationen und der politischen Partei in diesem Prozess.

Dr. Frigyes Kahler, Richter a. D., betrachtete die kommunistische Entwicklung Ungarns aus rechtshistorischer Sicht am Beispiel des Richters Dr. Ferenc Vida, der 1958 den Gerichtsprozess gegen Imre Nagy und sieben weitere Angeklagte leitete. Von Bedeutung wären die politischen Motive und die persönliche Einstellung des Richters gewesen, die letztlich zu den Todesurteilen führten.

„Die Sowjetisierung der Wirtschaft in Ungarn und in Osteuropa zwischen 1945 und 1949“ war das Thema von Dr. Pál Germuskas. Der Historiker und Dozent der Eötvös Loránd Universität (ELTE) ging davon aus, dass die Sowjetunion kein Interesse an einem wirtschaftlich starken Ungarn gehabt hätte. Vielmehr wäre erwartet worden, dass Ungarn sich der Verwirklichung der Planwirtschaft fügen würde.

„Die ungarischen Kommunisten hatten ihre eigene Interpretation von faschistischer, gegen die Sowjetisierung gerichteter und antidemokratischer Kunst und Kultur“. Künstler und Vertreter von Religionsgemeinschaften hätten unter staatlichen Repressionen gelitten, so Dr. Károly Szerencsés, Dozent an der ELTE. Dabei ging er besonders auf die kommunistischen Maßnahmen zur Lenkung des kreativen Denkens ein.

Der letzte Redner Dr. József Estók, Oberstleutnant a. D., ging auf das Gefängniswesens Ungarns von 1945 bis 1956 ein. Besonders die willkürliche Behandlung der Gefangenen und die harten Arbeitsbedingungen wurden dabei in den Vordergrund gestellt. Nach Stalins Tod 1953 wäre die Bestrafungspolitik kritischer betrachtet worden, sodass es zu Amnestien vieler Verurteilter gekommen sei.

Im Anschluss konnten im informellen Rahmen des Empfangs die Diskussionen mit den Referenten fortgesetzt werden.

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