Lebewesen aus Menschenhand
Die Dezemberausgabe der Politischen Meinung fragt in ihrem Schwerpunkt nach den Konsequenzen jüngster, hoch brisanter Forschungsergebnisse der Synthetischen Biologie: Im Mai dieses Jahres wurde die Erschaffung eines Bakteriums bekannt, dessen DNA von Wissenschaftlern künstlich zusammengesetzt worden war. Aus dieser möglich gewordenen Kreation von Lebewesen ergeben sich zunächst Verständnisfragen, aber auch Fragen nach der Sicherheit derartiger Forschung selbst, insofern etwa synthetisierte Organsimen mit Lebewesen außerhalb des Labors interagieren könnten, sowie Bedenken im Hinblick auf sicherheitspolitisch relevanten militärischen und terroristischen Ge- bzw. Mißbrauch. Diesen gehen die Autoren der Politischen Meinung aus den Bereichen Biologie, Philosophie und Wisenschaftjournalismus nach. Hoffnungen verbinden sich mit der energiepolitischen (Schaffung neuer Rohstoffe) und der medizinischen Nutzung der Ergebnisse des neuen Forschungszweiges, die bei der Optimierung von Medikamenten eine wichtige Rolle spielen könnten. Jenseits von Gefahren und Nutzen im Einzelnen stellt sich mit der Sythetisierung von Lebewesen die Frage nach den Axiomen des menschlichen Selbstverständnisses und des Menschen- und Weltbildes: Steht der Mensch an der Schwelle vom Homo faber zum Homo creator? Die Rubrik "Rückblick deutsche Einheit" stellt interessante demoskopische Erhebungen zur deutsch-deutschen Selbsteinschätzung seit der Wiedervereinigung vor und erinnert exemplarisch für viele Protagonisten der Bürgerbewegung in der DDR an den Weg des Liedermachers Staphan Krawczyk. "Nukleus Glaubwürdigkeit" untersucht in zwei Beiträgen die Rolle dieses kostbaren Gutes im Hinblick auf die Medien sowie auf die politischen Parteien und ihre Zukunftsfähigkeit in der Bürgergesellschaft. Die "Literarischen Einblicke" führen den Leser in die spannungsreiche Welt des diesjährigen Literaturnobelpreisträges Mario Vargas Llosa und mit einer Weihnachtsgeschichte in die heimischen Gefilde einer komplizierten Einladung zum Fest.