Leitkultur - Das Wort und die Sache
Der 1998 von dem Politikwissenschaftler Bassam Tibi zur Beschreibung eines gesellschaftlichen Wertekonsenses aufgeworfene Begriff „Leitkultur“ wurde im Kontext der Einwanderungsdebatte schnell zum Stein des Anstoßes politischer Kontroversen. Im Blick auf einen Bevölkerungsanteil von achtzehn Prozent mit Migrationshintergrund in Deutschland gilt es, die Redefigur von ihrem Schlagwortcharakter in eine sachliche Diskussion zu den Bedingungen einer gelingenden Integration zu überführen. Dieser Aufgabe stellt sich die aktuelle Ausgabe und dokumentiert dazu Vorträge einer Tagung zur Thematik, die im Mai 2006 von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet wurde. Die Beiträge von Norbert Lammert, Hans Maier und Josef Isensee erörtern wesentliche Bedingungen und normative Übereinkünfte, die - als Parameter einer „Kultur der Gemeinschaft“ - für den Zusammenhalt einer Gesellschaft unabdingbar sind. Eine Vergleichsperspektive eröffnet Hans-Peter Schwarz mit seiner Betrachtung der nordamerikanischen Einwanderungsgesellschaft und ihrer Geschichte.Grundwerte und ihre engen Beziehungsgeflechte sind in der Rubrik „Säulen der Gesellschaft“ das Thema zweier weiterer Essays. „Außenpolitische Perspektiven“ nehmen zum einen die EU-Reife der Türkei und zum anderen die Glaubwürdigkeit von Putins Demokratiebekenntnissen sowie das neue Gesetz zum Umgang des russischen Staates mit Nichtregierungsorganisationen in den Blick.Unter dem Titel „PM trifft WM“ zollt eine eigene Rubrik dem aktuellen Spielgeschehen ihren Tribut: „Fußballgeschichten“ beschreiben die Symbiose der Welt der Literatur mit derjenigen des runden Leders – von Sepp Maier bis Peter Handke. Die Sammelrezension „Doppelpass mit der Diktatur“ befasst sich mit den politischen Verwicklungen der Globalen Sportart Nummer Eins in totalitäre Regime.