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Schock und Gelassenheit nach dem Brexit-Votum

Weltweite Reaktionen

Die Stimmungslagen aus 28 Auslandsbüros aus allen Regionen der Welt geben einen Eindruck, wie die Entscheidung der Briten aus der EU auszutreten global aufgenommen worden ist.

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Am 23. Juni 2016 waren etwa 46,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger des Vereinigten Königreiches aufgerufen, über die Zukunft ihres Landes innerhalb oder außerhalb der Europäischen Union abzustimmen. Ein noch nie dagewesener Vorgang und in allen Belangen historischer Akt, der weit über die Grenzen Europas hinaus für Aufsehen gesorgt hat.

Der Ausgang des britischen Referendums, das den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zur Folge hat, hat in den Tagen danach weltweit Reaktionen hervorgerufen. Dabei ist die Ungewissheit über die nun anstehenden Verhandlungen innerhalb der Europäischen Union und die weitere Ausgestaltung der gegenseitigen Beziehungen allgegenwärtig.

Die Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung haben unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses Äußerungen der Medien, der Politik sowie aus der Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengetragen und analysiert. Dieser Beitrag fasst diese Einschätzungen in ein globales Stimmungsbild von Reaktionen zusammen. Stimmungslagen aus 28 Auslandsbüros aus allen Regionen der Welt geben somit einen Eindruck, wie die Entscheidung der Briten global aufgenommen worden ist.

Die Betroffenheit in den jeweiligen Ländern ist dabei tendenziell abhängig von der Lage des Landes, seiner Geschichte mit dem Vereinigten Königreich und seinen wirtschaftlichen Anknüpfungspunkten. Es überrascht daher nicht, dass die Reaktionen differenziert ausfallen. Dies zeigt allerdings auch, vor welch großen Herausforderungen Großbritannien bei der zukünftigen Ausgestaltung und teilweise auch Neuformulierung seiner bilateralen Beziehungen weltweit stehen wird. Für die Europäische Union und damit auch für Deutschland gilt dies in besonderem Maße. Die Sichtweise auf Europa als Ganzes wird sich womöglich ändern – auch dies geht aus den weltweiten Stimmungsbildern hervor. Die Konrad-Adenauer-Stiftung wird diesen Prozess auch zukünftig weiter mit ihren Auslandsbüros vor Ort begleiten.

Das Vereinigte Königreich hat sich dazu entschlossen, aus der Europäischen Union auszutreten. Dass sich eine Mehrheit der britischen Bevölkerung dafür entschieden hat, bedauere ich sehr, doch muss diese Entscheidung nun akzeptiert und auch umgesetzt werden. Formal wird dieser Schritt erst beantragt werden müssen, um dann die Ausgestaltung des Austritts sowie die künftige Zusammenarbeit Großbritanniens mit der Europäischen Union und mit Drittstaaten zu verhandeln.

Der Austritt Großbritanniens ist nicht das Ende der Europäischen Union. Er ist aber mehr als nur ein Warnschuss: Innerhalb der letzten sieben Monate ist dies - nach Abstimmungen in Dänemark und den Niederlanden - die dritte und folgenreichste Niederlage für die europäische Idee in einem Referendum. Dies zeigt deutlich, wie sehr die Europäische Union Reformen benötigt, die letztlich auch wieder das Positive an einer Europäischen Integration hervorheben sollten. Das heißt, wir müssen uns alle, die Europa als Vernunft- und Herzensangelegenheit sehen, dafür anstrengen, die Zusammenarbeit in Europa wieder wirksamer und vor allem erfahrbarer für die Bürgerinnen und Bürger zu gestalten.

Dazu bedarf es erstens eines mutigeren Bekenntnisses zur Europäischen Union. Das britische Referendum hat gezeigt: Die Entschlossenheit der Gegner Europas setzte sich zu oft gegenüber einer nur halbherzigen Verteidigung der Europäischen Union durch. Man kann nicht glaubwürdig für die Europäische Union werben, wenn man zuvor über Jahre Brüssel als Quell allen Übels dargestellt hat. Wir müssen auch die Erfolge Europas besser vermitteln. Dazu gehört, energischer bewusst falschen Behauptungen der Gegner Europas zu widersprechen. Zweitens muss die Europäische Union nun anhand von konkreten Ergebnissen zeigen, dass sie Teil der Lösung für aktuelle Herausforderungen, etwa die Migrationskrise, ist. Wenn die Europäische Union für Sicherheit, Solidarität und Zukunftsfähigkeit steht, dann wird sie auch das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Dabei muss klar sein, dass sich die Europäische Union mehr auf die wichtigen politischen Herausforderungen konzentrieren muss, für die die gemeinschaftliche Zusammenarbeit unabdingbar ist.

Die weltweiten Reaktionen, wie sie in diesem Stimmungsbild zusammengefasst sind, verdeutlichen wie sehr das Schicksal Europas darüber hinaus auch außerhalb unseres Kontinents wahrgenommen wird. Die Globalisierung lässt eine allein europäische Sichtweise nicht mehr zu. Dies bedeutet auch, dass sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten über ihre Rolle in der Welt bewusst werden müssen. Der Austritt Großbritanniens sollte dafür Anlass geben, diese Rolle neu zu definieren.

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