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Event reports

Verteidigung der Freiheit – Wie wehrbereit ist Deutschland?

by Tanissa Conradi

Forum Wirtschaft und Gesellschaft

Beim fünften Forum Wirtschaft und Gesellschaft auf dem HessenChemie Campus diskutierten Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kirche über Resilienz und Wehrfähigkeit Deutschlands. Insbesondere bei der Podiumsdiskussion wurde hervorgehoben, dass Sicherheit nicht nur militärisch, sondern auch gesellschaftlich und ethisch gedacht werden müsse.

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„Frieden, Freiheit und Demokratie lassen sich nur aus einer Position der Stärke schützen.“ Dies hob Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), beim fünften Forum Wirtschaft und Gesellschaft auf dem HessenChemie Campus in Wiesbaden hervor. Mang betonte, dass es darum gehe, Brücken zwischen Bundeswehr, Unternehmen und Gesellschaft zu bauen. Resilienz beginne auch mit der Klarheit über personelle Ressourcen – etwa über die Anzahl von Reservisten oder THW-Mitgliedern in Betrieben. Er hob ebenfalls hervor, dass viele Unternehmen, besonders in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, bereits Notfallpläne entwickelt haben, die sich bereits in der Corona-Pandemie bewährt haben.

Prof. Dr. Dr. Alaric Searle, Leiter der Abteilung Forschung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, sprach in seiner Keynote über strukturelle Defizite der deutschen Verteidigungspolitik. Zwar gebe es breite Zustimmung zu höheren Verteidigungsausgaben, doch mangele es an Reformfähigkeit und strategischer Kultur.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Kira Kramer Leiterin des FAZ-Online-Feuilletons, ging es um den Aufbau von Brücken zwischen Unternehmen, Bundeswehr und Gesellschaft und welche Schritte unternommen werden müssen, um Deutschland wehrfähiger zu machen.

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt und Leiterin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, betonte, dass Wehrbereitschaft weit über militärische Aspekte hinausgeht. Aus ihrer Sicht müsse die gesamte Gesellschaft einbezogen werden, um mit neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen umzugehen. Sie plädierte dafür, schwierige Fragen offen zu diskutieren – etwa, wie Verantwortung und Belastungen gerecht verteilt werden können. Deitelhoff machte zudem deutlich, dass viele Menschen derzeit verunsichert seien: Die Gesellschaft befinde sich in einem Spannungsfeld zwischen Frieden und Konflikt. Besonders jüngere Generationen blickten weniger optimistisch in die Zukunft als frühere, weshalb es eines neuen gesellschaftlichen Zukunftsversprechens bedürfe, das Sicherheit und soziale Verantwortung miteinander verbindet.

Aus sicherheitspolitischer Sicht unterstrich Sicherheitsexperte Frank Christian Sprengel, die Bedeutung von Widerstandsfähigkeit. So sei in einer Zeit hybrider Bedrohungen Resilienz – also Widerstandsfähigkeit bei gleichzeitiger Flexibilität – das entscheidende Mittel zum Erfolg. Der Mainzer Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf, betonte, dass neben Aufrüstung auch eine klare Vision von Frieden nötig sei.  So müsse man stärker darüber sprechen, wie Frieden eigentlich aussehen soll. Die Kirchen seien im Ernstfall bereit, humanitäre Hilfe und Seelsorge zu leisten, doch ihre Aufgabe sei nicht, Menschen „wehrbereit“ zu machen. Vielmehr gehe es um Zivilschutzfähigkeit und um die ethische Dimension der aktuellen Debatten – eine Perspektive, die seiner Ansicht nach bislang zu kurz kommt.

 

Fotos: Julia Reisinger 

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Felix Kraft

Felix Kraft
Regional Representative of the Konrad Adenauer Foundation and Head of the Hessen Political Education Forum
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