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Event Reports

Addressing inter-religious tensions - Holy sites in the Holy Land

Im Rahmen einer gemeinsamen Konferenz mit dem KAS Israel-Partner Search for Common Ground (SfCG) Jerusalem fand am 18. November ein Dialogforum für Vertreter der großen Weltreligionen zum Umgang mit heiligen Stätten im Heiligen Land statt. Jüdische, muslimische und christliche Vertreter diskutierten in Jerusalem engagiert über dieses hochaktuelle Thema.

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Mit mahnenden Worten eröffnete die Co-Leiterin des Jerusalemer Büros von Search for Common Ground, Sharon Rosen, die Veranstaltung: „Wir sitzen hier in Jerusalem auf einem Vulkan, und er raucht“. Gerade deshalb seien Dialogveranstaltungen wie diese, und die Verständigung auf einen „Universal Code of Conduct“ zu heiligen Stätten, von allergrößter Wichtigkeit. Nachfolgend begrüßte Anna Jandrey die Anwesenden. Heilige Stätten seien ein „Safe Haven“ für Religionen, so die stellvertretende Leiterin der KAS Israel. Fehlender Respekt vor und Beschädigung derselben heiße daher, an der kollektiven Identität Gläubiger Schaden zu nehmen. Der norwegische Botschafter S.E. Jon Hanssen-Bauer wiederum kritisierte in seinem Grußwort vor allem, dass man im Zuge des Oslo-Prozesses versäumt habe, Vertreter der beteiligten Religionsgruppen mit einzubeziehen. Dies sei ein entscheidender Fehler gewesen.

Das erste Panel der eintägigen Konferenz widmete sich der Frage nach den Beziehungen zwischen jüdischer Mehrheit und religiösen Minderheiten im Heiligen Land. Rabbi David Menachem (Rassco) mahnte an, religiöse Führer aller Glaubensrichtungen stünden im aktuellen Konflikt in der Pflicht, für ihre Gläubigen Verantwortung zu übernehmen - auch für Schäden, welche im Namen der jeweiligen Religion verübt werden. Pater David Neuhaus sprach als christlicher Vertreter für seine Community als Ganzes, jedoch, so betonte er, seien die Christen im Nahen Osten tief gespalten und täten sich schwer, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Gerade dies erschwere einen interreligiösen Dialog noch zusätzlich. Christen würden in dem Konflikt oft übersehen, so Neuhaus. Prekär sei die Lage der Minderheit vor allem im Gaza, wo es für rund 1.300 christliche Schüler nur drei konfessionelle Schulen gebe.

Sheikh Samir Assi wusste aus seiner Stadt Akko zu berichten, dass es dort eine „Atmosphäre der Vergebung“ herrsche, begleitet von gegenseitigem Respekt zwischen den Kulturen. Er wünsche sich sehr, dass dies als Vorbild für andere Städte im Heiligen Land dienen kann. Die Basis für friedliche Koexistenz der Religionen müsse jedoch vor allem bereits in den Schulen gelegt werden.

Im darauffolgenden Panel wurde diskutiert, wie religiöse und bürgerliche Werte in Bezug auf den Umgang mit heiligen Stätten in Einklang gebracht werden können. Dabei fokussierte sich die Diskussion auf den aktuellen Konflikt um den Zugang zum Tempelberg und die angeblich geplante Änderung des Status Quo. Ofer Zalzberg (KUMU Council) kritisierte, der vorherrschende Status werde den Anforderungen aller beteiligten Gruppen nicht gerecht. Die einzige gangbare Lösung des Konflikts sei nur durch einen Dialog innerhalb der beteiligten Parteien erreichbar. Nadav Shrapai wiederum hob hervor, ein „Status quo“ als solcher existiere überhaupt nicht, da sich der Status konstant ändere. Salwa Alenait beleuchtete das Thema vor allem aus der Perspektive der muslimischen Frauen. Prof. Aviad Hacohen hingegen kritisierte, das Recht auf Ausübung der Religion sei ein Grundrecht innerhalb einer Demokratie – dieses werde Juden jedoch gerade auf dem Tempelberg, der heiligsten Stätte des Judentums, verwehrt.

Im letzten Panel der Veranstaltung stand eine weitere heilige Stätte in Jerusalem im Mittelpunkt, der Berg Zion (Sion). Als eines der Herausforderungen für eine friedliche Koexistenz auf dem heiligen Berg nannte Yisca Harani in ihrem Vortrag, dass seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 eine offizielle Rechtsprechung über das Gebiet de facto fehle. Damit gebe es auch keine Autorität, welche das Leben vor Ort regeln könne. Ami Metav hingegen unterstrich vor allem die Chancen für die beteiligten Parteien, welche sich aus den vielen ungenutzten Stellen auf dem Zionsberg ergeben.

In einem emotionalen Vortrag gab Pater Dr. Nikodemus Schnabel einen Einblick in das Leben der Mönche der Dormitio-Abtei, welche täglichen Angriffen, sowohl verbaler als auch physischer Natur, durch Andersgläubige ausgesetzt sind. Insbesondere stellten Vertreter der „Hilltop Youth“, welche gelegentlich in der angrenzenden Yeshivat Hatfuzot unterkommen, eine Gefahr dar. In den vergangenen Monaten seien von diesen neben einem Brandanschlag auf die Abtei auch Graffiti-Schmierereien und Grabschändungen ausgegangen. Eine Überwachung des Areals durch Polizeikameras sei anzudenken, so Nikodemus, diese könnten zur Schaffung von mehr Sicherheit beitragen. Als Vertreter der Jerusalemer Polizei stimmte ihm Johnny Kassabri in diesem Punkt zu. Er stellte das Projekt der Mount Zion-Polizeistreife vor. Täglich würden Angriffe auf Religionsvertreter innerhalb des Areals von Mount Zion gemeldet, so Kassabri. Als Vertreter der erwähnten Yeshivat Hatfuzot betonte Eli Dan, das Problem der Angriffe auf nicht-jüdische Stätten durch radikale Gäste der Yeshiva sei bekannt, und man übernehme dafür Verantwortung. Die größte Gefahr für ein friedliches Miteinander auf dem Zionsberg sei die Ignoranz, so Eli Dan. "Zu oft werden die Menschen dort nach ihrem äußeren Erscheinen und ihrer Religion beurteilt und behandelt. Was zählen sollte, sind die Taten".

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