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Bildung als Voraussetzung für eine gemeinsame Zukunft

Seit zwei Jahren organisiert die Konrad Adenauer Stiftung mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union ein Projekt zur politischen Bildung, welches in israelischen, jordanischen und palästinensischen Schulen umgesetzt wird. Seit dem Anfang des Projektes sind mehr als 100 Lehrer fortgebildet und mehr als 2,000 Schüler in demokratischen Werten unterrichtet worden.

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Zum Abschluss des erfolgreichen Projektes brachte jetzt die Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem 73 Lehrer der involvierten israelischen, jordanischen und palästinensischen Schulen trotz der angespannten politischen Situation zusammen.

Der Workshop hatte zum Ziel, einerseits die persönlichen Kontakte unter den Lehrern zu stärken und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie die Erfahrungen und Kenntnisse konkret für die Erziehung zum Frieden angewendet werden können. In Grundsatzreferaten jeweils aus israelischer, jordanischer und palästinensischer Perspektive wurden folgende Themen zur Diskussion gestellt: Die Geschichte des Konfliktes, die Rolle der Medien für die Vermittlung von Friedensperspektiven und die Rolle von Erziehung und Bildung für die Vermittlung von Werten.

In der Diskussion wurde deutlich, dass verschiedene Sichtweisen auf die Geschichte existieren, die sich z. T. nicht überbrücken lassen. Viele Teilnehmer plädierten deshalb dafür, weniger in die Vergangenheit zu schauen, sondern sich stärker auf die gemeinsame Zukunft zu konzentrieren. Eine Teilnehmerin betonte, dass es vor allem wichtig ist deutlich werden zu lassen, wie Zusammenarbeit heute konkret gelingen kann.

In den Präsentationen über die Rolle der Medien wurden die Grenzen der Medien für die Vermittlung einer Friedensorientierung aufgezeigt. Medien müssten sich auch an ökonomischen Kriterien orientieren. Häufig würden keine positiven Entwicklungen gemeldet. Eine Teilnehmerin berichtete in der Diskussion über einen sehr konstruktiven israelisch-palästinensischen Workshop, an dem ein Medienvertreter teilnahm, aber nicht berichtete. „Wenn wir in diesem Workshop gewalttätig geworden wären oder gar einen Sprengsatz gezündet hätten, wären wir in allen Medien gewesen“, so die Teilnehmerin.

Bei der Rolle der Bildung wurde besonders die Rolle der Schulbücher für das kollektive Gedächtnis herausgestellt. „Wer die Schulbücher kontrolliert, kontrolliert das kollektive Gedächtnis und die Zukunft des Volkes“, sagt Dr. Rifat Shannak, Professor an der Universität Amman. In seinem Beitrag stellte er eine Studie zum Vergleich von israelischen, jordanischen und palästinensischen Schulbüchern vor. Schulbücher, die den Anspruch von Neutralität erheben und vorgeben legitim und offiziell unterstützte Darstellung zu sein, werden dennoch nicht selten für aktuelle politische Ziele manipuliert. Rudayna Mahadeen berichtete von einer Initiative, in jordanischen Privatschulen Jüdische Studien als Teil des offiziellen Curriculums einzuführen.

Der Erfolg des politischen Bildungsprojektes in den Schulen hat dazu geführt, dass mehr Lehrer und Schüler Teil des Projektes werden wollen. Am Anfang vor zwei Jahren überwog noch die Skepsis. Viele Lehrer, die seitdem ausgebildet wurden und dann das Programm für ein Jahr lehrten, haben sich nun bereit erklärt, das Programm freiwillig weiter in neuen Klassen zu unterrichten.

Das Projekt hat insofern auch eine Nachhaltigkeit erreicht, die häufig bei Projekten zur regionalen Kooperation fehlt.

Während des Workshops wurde mehrmals die Bedeutung von Begegnungen und persönlichen Kontakten unter den Lehrern, aber auch unter den Schülern hervorgehoben. Dies sei eine wichtige Erfahrung aus dem Projekt: Bei den Begegnungen haben die Schüler die Möglichkeit, die vermittelten Werte wie toleranter Umgang mit „dem Anderen“ zu praktizieren. Vor allem dienen Begegnungen dazu, eigene (emotionale) Erfahrungen zu machen und damit den Einfluss z.B. der Medien auf die eigene Meinungsbildung einzuschränken. Während des Workshops wurde sehr deutlich, dass die mehrfachen Treffen unter den Lehrern inzwischen zu Freundschaften geführt haben, die sich auch in schwierigen politischen Situationen bewähren. Dies ist allein daran zu erkennen, dass die Lehrer der Shaar HaNegev High School, in deren umliegenden Gebiet bis heute von radikalen Palästinenserorganisationen abgefeuerte Qassamraketen aus dem Gazastreifen fallen, zu den aktivsten Lehrern des Projektes gehören und besonders offen auf die palästinensischen (und jordanischen) Lehrer zugehen.

Am Ende des Workshops waren die Teilnehmer sich trotz vieler Differenzen in einer Sache einig: „Wir haben in unseren Schulen die Verantwortung, durch den richtigen Bildungsansatz zu einer friedlicheren Atmosphäre in unserer Region beizutragen.“

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