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Event Reports

Neue Techniken, harte Fakten und regionaler Austausch

by Markus Brauckmann

„Power Reporting“ – Mehr als 270 Teilnehmer bei Afrikas führender Konferenz auf dem Feld des Investiga

Nachdenklich blickt Ray Hartley vom Rednerpult in das sehr gut besuchte Auditorium. Ein Simultandolmetscher übersetzt die Frage eines französischsprachigen Journalisten aus dem Senegal ins Englische: Ob Hartley in dem „Protection of Information“-Gesetz, das die südafrikanische Regierungspartei African National Congress (ANC) verabschieden will, eine Bedrohung für die freie Presselandschaft sehe? Der Redakteur der südafrikanischen Sunday Times antwortet mit einem „Jein“. Seiner Meinung nach bedroht die sich einschleichende Selbstzensur die Branche derzeit mehr als die aktuelle Gesetzgebung.

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Um dieser Gefahr entgegenzutreten, fordert der erfahrene Medienvertreter seine Kollegen zu „mehr Zusammenhalt unter Journalisten“ auf – auch über nationale Grenzen hinweg. Die Zielgruppe der angehenden und fortgeschrittenen investigativen Journalisten hörte aufmerksam zu.

Hartleys Vortrag mit dem Titel „The State vs Investigative Journalism“ ist Teil der regionalen Konferenz „Power Reporting: The African Investigative Journalism Conference 2011“ in Johannesburg. Das Medienprogramm Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS Medien Afrika) unterstützte das führende Forum für Investigativen Journalismus auf dem afrikanischen Kontinent gleich mit zwei unterschiedlichen Maßnahmen. Zum einen fungierte die Stiftung als Partner des Events bei den Workshops, Diskussionsrunden und den Experteneinsätzen im Kontext des allgemeinen Investigativen Journalismus. Zum anderen widmete sich – davon abgetrennt – eine zweite Maßnahme explizit dem extra ausgewiesenen Sonder-Schwerpunkt„Klimawandel und Energiefragen“ im Journalismus, um die Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für diesen Themenkomplex in der Region zu stärken (siehe dazu auch den gesonderten Bericht). An dieser Stelle geht es um die erstgenannte Maßnahme, d.h. dem generell gehaltenen Beitrag zum Investigativen Journalismus der Gesamtkonferenz.

Seit mehreren Jahren engagiert sich KAS Medien Afrika generell auf dem Feld des Investigativen Journalismus. Mit verschiedenen Projekten werden investigative Reporter in der Einsatzregion unterstützt, damit diese ihre gesellschaftspolitische Informations- und Wächterfunktion besser wahrnehmen können. Eine zentrale Maßnahme von KAS Medien Afrika auf diesem Gebiet ist die Unterstützung von „Power Reporting“. Zum dritten Mal wurde die Veranstaltung in diesem Jahr zusammen von den Partnerorganisationen des Regionalen Medienprogramms, „Wits Journalism“ und „Forum for African Investigative Reporters“ (FAIR), organisiert. Im Laufe der Konferenztage versammelten sich 270 internationale Top-Journalisten, darunter Reporter und Redakteure der BBC, New York Times und der südafrikanischen Sunday Times auf dem Gelände der Wits University. Sie diskutierten in der afrikanischen Medienhauptstadt Johannesburg u.a. über die globale Lebensmittelproduktion, die Lebensmittelknappheit auf dem afrikanischen Kontinent sowie Chinas Einfluss auf die Einsatzregion. Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Leitfrage: Wie kann Investigativer Journalismus über diese Probleme berichten?

An dieser Frage orientierten sich die renommierten Medienschaffenden und Experten aus Afrika und dem Rest der Welt, die insgesamt über 60 unterschiedliche Veranstaltungen auf der Konferenz abhielten. Ein kurzer Auszug der Sprecherliste verdeutlicht das hohe Niveau der Veranstaltung: Ken Silverstein, (Harper's Magazine und Los Angeles Times), Felicity Lawrence (Special Correspondent, The Guardian), die preisgekrönte südafrikanische Publizistin Leonie Joubert und Martin Plaut (BBC) waren nur einige der international anerkannten Dozenten. Themen der Vorträge und Workshops waren u.a.: „The Global Food Industry and Its Impact on Africa“, „Lobbying for Oil“, „China in Africa “, „Data Analysis for Stories“ und „Reporting the Food Crisis “. Viele der Vorträge gingen in die „Verlängerung“: Es entwickelten sich Diskussionen bis in die Pausen hinein – ein deutliches Zeichen für die Brisanz und die hohe Qualität der Vorträge. Zusätzlich wurden viele Workshops angeboten, die sich an der praktischen Arbeit von Journalisten orientierten. Hier konnten nicht nur junge Studenten und Journalisten, sondern auch erfahrene Reporter neue Techniken und verbesserte Methoden lernen. Dazu gehörte beispielsweise, wie sich Informationen mithilfe von Datenverarbeitung organisieren lassen, der richtige Ton in Interviews mit Unternehmensführern, die persönliche Sicherheit in Gefahrengebieten sowie die Suche in Firmen-Jahresberichten nach relevanten Fakten.

Der niederländische Journalistencoach Luuk Sengers eröffnet eine dieser Trainingseinheiten mit den Worten: „Ich werde Euch nützliche Werkzeuge für den Reporteralltag zeigen, von denen Ihr bisher nichts wusstest. Und von heute an werdet Ihr sie regelmäßig nutzen!“ Er sollte Recht behalten: Die anwesenden Studenten und jungen Reporter saugten die Tipps des Niederländers förmlich auf. Der bringt das Grundmotto seines Kurses „Investigators’ Tool Box“ auf den Punkt: Er wolle soviel wie möglich über die behandelten Themen erfahren – aber im Gegenzug so wenig Informationen wie möglich von sich selbst preisgeben. Nach dieser intensiven Lehrstunde verließen die Teilnehmer, in angeregte Gespräche vertieft, den Raum. Sie diskutierten, welche Tipps sie zuerst in ihrer praktischen Arbeit ausprobieren werden.

Neben dem Lernen von harten Fakten und neuen Techniken bot die Konferenz Journalisten eine sehr gute Möglichkeit, sich in der Region zu vernetzen. Damit wurde ein weiterer Grundsatz der Arbeit von KAS Medien Afrika aufgegriffen – der regionale Austausch. Die Organisatorin Margaret Renn war mit dem Ergebnis ebenfalls sehr zufrieden: „Power Reporting ist für Wits Journalism das Event des Jahres“, sagte die Britin. Sie sei den Sponsoren, besonders der KAS, für die Förderung der dreitägigen Veranstaltung sehr dankbar. Markus Brauckmann, Leiter von KAS Medien Afrika, zieht ebenfalls ein positives Fazit. Die Konferenz sei der ideale Ort, um sowohl Entscheider als auch aufstrebende Talente der Medienbranche von der Bedeutung des Investigativen Journalismus zu überzeugen und über aktuelle Entwicklungen dieser Disziplin zu diskutieren. „Alle Teilnehmer sind mit vielen Anregungen und neuen Kontakten nach Hause gefahren – die Konferenz war also ein Schritt in die richtige Richtung.“

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Christoph Plate

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Director Media Programme Southeast Europe

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