Was war die Mauer, die ab dem 13. August 1961 vom SED-Regime der DDR als Grenzanlage gebaut wurde? Die Segregation der Stadt Berlin und des deutschen Volkes; eine Freiheitsberaubung an Millionen von Menschen; ein Stellungskrieg gegen Zivilisten seitens der „roten Nazis“; ein Zeichen der Schwäche des sozialistischen Regimes, dass sich angesichts der Massenflucht der eigenen Bürger nicht mehr anders zu helfen wusste.
Das sind Antworten von Matthias Walden, die er in seinem vom „Sender Freies Berlin“ nur zwei Wochen nach dem Beginn des Mauerbaus ausgestrahlten Dokumentarfilm gab. Walden (1927 – 1984), damals stellvertretender Chefredakteur des SFB, ist ein liberalkonservativer Journalist, der 1981 Mitherausgeber der Tageszeitung Die Welt wurde und von Axel Springer als dessen Nachfolger in der Konzernleitung vorgesehen war. Ihm war schon damals als Zeitzeuge klar, dass dieses Skandalon und Zeichen der Unmenschlichkeit vorübergehen werde, vorübergehen müsse. Ob er aber damit rechnete, dass dies immerhin 28 Jahre, eine ganze Generation lang dauern würde?
Das Politische Bildungsforum Brandenburg zeigte am 58. Jahrestag des Mauerbaus die Dokumentation Matthias Waldens als Zeitdokument im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam vor über 80 Zuschauern. Nils Lange, Projektreferent der KAS Potsdam, der über Matthias Walden promoviert, führte in den Film ein. Nach dem Film erläuterte einer der besten Kenner dieser Geschichte, Prof. Dr. Klaus Schroeder, Leiter des „Forschungsverbundes SED-Staat“ an der Freien Universität Berlin, wie es zum Mauerbau gekommen ist und welche Auswirkungen er hatte. Interessant und nicht unumstritten ist seine These, der Mauerbau sei erst durch ein informelles Stillhalte-Signal der USA möglich geworden, die keinen Krieg um Berlin habe führen wollen. Schröder ging auf die hohen Flüchtlingszahlen aus der DDR von an die vier Millionen Menschen bis 1961 und ca. Vierzig tausend bis 1989 ein, auf die horrenden Kosten für die Absperranlangen und Sicherheitsdienste und auf die Opfer des Grenzregimes. Dass es einen Schießbefehl gegeben hätte, sei vielfach belegt und stünde außer Frage. Dass die Täter insgesamt mit nur milden Strafen davongekommen seien, bedauerte er. Schröder definierte die Mauer als „logische Konsequenz einer menschenverachtenden sozialistischen Diktatur“. Zu ihrer Geschichte gehöre aber auch, dass sie selbst von manchen Intellektuellen als Chance zum Aufbau des Sozialismus gerechtfertigt wurde und bis heute von einigen so verteidigt werde. Sehr eigenartig sei es zudem, dass die Nachfolgepartei der SED, Die Linke, heute in Berlin und Brandenburg mitregiere, in der Region, die vor 58 Jahren für lange Zeit durch ihre Mutterpartei gewaltsam getrennt und gespalten worden sei.
In der Diskussion ging es unter anderem um die „Grenzschützer“ und die Mauer-Justiz, aber auch um die Frage, inwieweit die Grenzanlage zu einer politischen wie wirtschaftlichen Konsolidierung in der DDR beigetragen habe. Angesprochen wurden ebenfalls die Widerstände, die es an Universitäten oder in der Gesellschaft seitens Linker gegen die kritische Aufarbeitung der sozialistischen Diktatur oder gar gegen eine vergleichende Diktaturforschung gebe. Damit in Zusammenhang steht eine teils nostalgisch, teils ideologisch bedingte Verharmlosung der Ein-Parteien-Herrschaft der SED.
Vor diesem Hintergrund ist es gut, dass die CDU in Berlin und Brandenburg in guter Tradition jedes Jahr am 13. August an der Glienicker Brücke, die Berlin und Potsdam verbindet, zum Mauerbau-Gedenken einlädt. Dieses Jahr mit der CDU-Vorsitzenden und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die KAS war mit einem zeithistorischen Informationsstand dabei. Unter anderem mit den Handreichungen zur Politischen Bildung "Was war die Mauer?" und "Was war die Stasi?".