Informes sobre los eventos
Im Rahmen der Studienreise "Ortserkundungen in West- und Ostpreußen. Auf den Spuren deutscher Geschichte in die Gegenwart Polens" des Bildungswerkes Potsdam der Konrad-Adenauer-Stiftung empfing der Primas von Polen, Erzbischof Dr. Józef Kowalczyk, Metropolit von Gnesen, im Mai die 40 Teilnehmer aus ganz Deutschland in seiner Residenz in Gnesen/Gniezno.
In dem gut einstündigen Gespräch hob der Primas die Bedeutung Konrad Adenauers als eines deutschen Christdemokraten und als einen der Gründerväter der Europäischen Union ausdrücklich hervor. Adenauer habe gemeinsam mit anderen Christdemokraten wie dem Franzosen Robert Schuman und dem Italiener Alcide De Gasperi nach dem furchtbaren Zweiten Weltkrieg das gemeinsame Europa auf der Grundlage christlicher Versöhnung und christlicher Grundüberzeugungen inspiriert. Diese Inspiration drohe heute in Vergessenheit zu geraten oder ins Abseits gestellt zu werden innerhalb der EU, mahnte der Erzbischof. Deshalb bedürfe es immer wieder christlicher Politiker, die über die Ländergrenzen hinweg, für die christlichen Grundlagen und Wertorientierungen der politischen Gemeinschaft in Europa gemeinsam einträten.
Primas Kowalczyk, der über zwei Jahrzehnte von 1989 bis 2010 in seinem Heimatland Polen Nuntius, das heißt Päpstlicher Gesandter im diplomatischen Dienst des Vatikan war, lobte in diesem Zusammenhang auch das Zusammenwirken von christlichen Politiker aus Polen und Deutschland in Europa. Heute könnten sich Gott sei Dank auch die polnischen Politiker beim Bau des gemeinsamen euroäischen Hauses mit einbringen. Zudem dankte er Deutschland und auch der Konrad-Adenauer-Stiftung für das Engagement und die Hilfe auf dem Weg Polens in die Europäische Union. Diese dürfe - bei allen großen Herausforderungen - aber nicht ihre Wurzeln vergessen und bedürfe des politischen Engagments von Christen heute genaus wie in ihrer Gründungszeit.
Der Leiter der Studienreise, die über Gnesen und Thorn zunächst nach Danzig und dann über Allenstein in die Masuren führte, Stephan Raabe, Landesbeauftragter der Adenauer-Stiftung in Brandenburg, erinnerte seinerseits an den beeindruckenden Freiheitskampf der polnischen Gewerkschaft Solidarność, der wesentlich durch den großen polnischen Papst Johannes Paul II. angeregt und bestärkt wurde und schließlich in die friedliche Revolution von 1989/90 einmündete. Deutschland sei Polen zu großem Dank verpflichtet dafür, dass der Nachbar damals im Freiheitskampf vorangegangen sei und so am Ende auch die deutsche Wiedervereinigung mit ermöglicht habe. Dem Primas überreichte die Reisegruppe eine CD mit der Lieblingsmusik Konrad Adenauers.
Im Laufe des Gespräches ging es auch um das unterschiedliche Ansehen, dass der heutige aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI., ein enger Mitarbeiter und Vertrauter des polnischen Papstes, in Deutschland und Polen genösse. Manchmal könne man den Eindruck haben, so der polnische Primas, das der deutsche Papst in Polen mehr Zuneigung erfahre als in seinem eigenen Land. Das gab Anlass zu einigen Erwägungen über die unterschiedliche religiös-konfessionelle Struktur in Deutschland, Polen und Europa und die Bedeutung des ökumenischen Engagements von Christen in der europäischen Politik.
Versehen mit dem Reisesegen des Primas besuchte die Studienreisegruppe den aus dem 12. Jahrhundert stammenden Dom zu Gnesen, der historischen Wiege Polens, mit seinen berühmten Bronzetüren, die das Martyrium des heiligen Adalbert, eines wahrlich europäischen Heiligen, darstellen. Warum es denn keine Initiative zur Seligsprechung Konrad Adenauers in Deutschland gebe, hatte zuvor der polnische Primas gefragt. Das Vorbild eines großen christlichen Politikers sei das eine, ein kirchlicher Heiliger aber etwas anderes, meinten Teilnehmer der deutschen Gruppe. Dies auseinander zu halten, sei in einem konfessionell gespaltenen Land wie Deutschland doch ganz gut.
Übrigens: Die Studienreise wird im nächsten Jahr vom 29. April bis 3. Mai 2013 erneut durchgeführt. Interessen melden sich bitte beim Bildungswerk Potsdam der Konrad-Adenauer-Stiftung.