An gleich drei Veranstaltungsorten wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Was alle Gespräche gemeinsam hatten: Die Auseinandersetzung mit zentralen Fragen unserer Demokratie – darunter Vertrauen, Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit und die Rolle der Medien.
Maxhaus: Wie sicher ist Demokratie?
Im Maxhaus stand das Thema Sicherheit im Vordergrund – innenpolitisch wie außenpolitisch. In einer Diskussion zur inneren Sicherheit sagte NRW-Innenminister Herbert Reul, dass Vertrauen nur entsteht, wenn man Probleme offen anspricht: „Wenn du nicht über Probleme redest, sagen die Leute, du vertuschst irgendwas.“ Die Journalistin Paulina Fröhlich (Progressives Zentrum Berlin) führte das Unsicherheitsgefühl vieler Menschen stärker auf gezielte Erzählungen als auf reale Bedrohungen zurück. Gerade Populisten wüssten das gezielt zu nutzen.
Nico Lange, Senior Fellow der Münchner Sicherheitskonferenz, wies auf die sicherheitspolitische Verantwortung Deutschlands im europäischen Kontext hin. Viele Menschen nähmen den Krieg in der Ukraine als direkte Bedrohung wahr. Die Debatte machte deutlich: Sicherheit wird zunehmend als kollektive Aufgabe verstanden – und demokratische Wehrhaftigkeit bedeutet nicht nur militärische, sondern auch gesellschaftliche Resilienz.
Wie verletzlich die europäische Friedensordnung geworden ist, wurde in der Diskussion „Wehrhaftes Europa“ deutlich. Der Angriff auf die Ukraine, so das gemeinsame Fazit, habe auch das Sicherheitsverständnis in Deutschland erschüttert. Die Menschen spürten, dass unsere Sicherheit bedroht ist. Es brauche daher eine neue Debatte über Verantwortung, Solidarität und Verteidigungsbereitschaft – nicht nur militärisch, sondern auch wertebasiert.
Regionalbüro Rheinland der KAS: Wie geht Demokratie?
Im Regionalbüro der KAS ging es unter anderem um das Verhältnis von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Der frühere Ministerpräsident des Saarlands und ehemalige Bundesverfassungsrichter Peter Müller zeichnete in seinem Vortrag historische und aktuelle Linien auf. Er erinnerte daran, dass autoritäre Regime oft versuchen, den Rechtsstaat auszuhöhlen, ohne formell die Demokratie abzuschaffen – eine Strategie, die auch in Europa erkennbar sei.
Mit Blick auf ein mögliches AfD-Verbotsverfahren äußerte sich Müller skeptisch. Ein solcher Schritt sei rechtlich schwierig, politisch riskant und könne die Partei eher stärken als schwächen: „Wenn’s schief geht, wäre das eine Katastrophe – und die Gründe für den Erfolg der AfD wären damit nicht aus der Welt.“ Vielmehr müsse die Politik jedem Menschen das Gefühl geben, wichtig zu sein.
Müller beendete seinen Vortrag mit dem Appell, die Demokratie nicht nur juristisch, sondern vor allem gesellschaftlich zu verteidigen: „Das beste Recht versagt, wenn es der Demokratie an Demokraten mangelt.“
Zentralbibliothek: Wie wird Demokratie?
Im Panel „Fakt oder Fake“ diskutierten unter anderem Ann-Kathrin Horn (Lie Detectors), Viktor Marinov (CORRECTIV) und Alexandra Geese MdEP (Bündnis 90/Die Grünen), wie Falschinformationen unsere Debattenräume untergraben – und welche Kompetenzen es braucht, um dem zu begegnen. Ihr gemeinsames Plädoyer: Medienbildung muss gesamtgesellschaftlich verstanden werden, nicht nur als Aufgabe von Lehrkräften oder Eltern.
Ein weiteres Panel drehte sich um demokratische Teilhabe und politische Bildung. Autor und Journalist Jürgen Wiebicke warb dafür, dass Demokratie als etwas Positives vermittelt werden müsse – nicht nur als Pflicht, sondern als Möglichkeit, Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Fazit: Demokratie ist nicht bequem
Am Ende dieser langen Nacht stand das gemeinsame Fazit vieler Beteiligter: Demokratie ist weder selbstverständlich noch bequem. Sie erfordert Aufmerksamkeit, Streitkultur und politische Bildung – aber vor allem Menschen, die bereit sind, sich einzubringen.
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Sobre esta serie
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