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Picken

#KASkonkret

„Der Glaube gibt die Kraft, diese Krise auszuhalten“

de Maximilian Nowroth

#KASkonkret_02: Was machen die Kirchen in Zeiten von Corona?

Gemeinsam beten verboten: Wie erreichen Priester in diesen Zeiten ihre Gemeinde? Im zweiten Teil von #KASkonkret berichtete der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken über digitale Gottesdienste, neue Zielgruppen und die Kernkompetenz der Kirche.

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Zur Veranstaltungsreihe #KASkonkret

 

Ostern ist eine Zeit, in der die Kirchen proppevoll sind. Eigentlich. Denn dieses Jahr durften die Gläubigen die Gotteshäuser nicht für eine Messe betreten. Und während kleine Läden demnächst wieder öffnen dürfen, wird es in naher Zukunft keine Gottesdienste mit der Gemeinde geben. Dass der Glaube aber auch im digitalen Raum gelebt werden kann und damit ganz neue Zugänge schafft – das beweisen Wolfgang Picken und sein Bonner Stadtdekanat jeden Tag.

 

Der Priester streamt seit mehreren Wochen seine Sonntagsmessen sowohl live auf Facebook, als auch über den neuen Internet-Sender #Dabei. Mehrere hunderttausend Haushalte habe er so schon erreicht, sagte der Theologe im Facebook-Livegespräch mit der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Wir sehen aufgrund der hohen Akzeptanz, dass es für die Leute durchaus ganz interessant ist, mal in die Kirche zu gehen, ohne dass einen dabei jemand beobachtet.“

   

Alleine vor den leeren Rängen der Bonner Remigius-Kirche zu stehen sei für ihn am Anfang schon gewöhnungsbedürftig gewesen. Er habe sich sich dann aber einfach vorgestellt, „dass die Leute ja zu Hause sitzen. Und dann macht es irgendwann klick im Kopf und man hat’s gecheckt und nimmt keinen Anstoß mehr an der leeren Kirche.“

 

Mit einem Klick in die Kirche – das ist auch die Idee der Virtuellen Stadtkirche, die das Bonner Stadtdekanat Ende März ins Leben gerufen hat. Auf der Internetpräsenz finden sich täglich neue Angebote, darunter Online-Gottesdienste und ein Bibel-Podcast. Sogar die persönliche Seelsorge gibt es jetzt im Netz. „Wir stellen alle Beratungsdienste auf digital um, damit wir möglichst niederschwellig über die neuen Medien mit den Leuten in Verbindung treten können“, sagte der Stadtdechant. Egal ob zu Themen wie Schwangerschaft, Ehe oder Notlagen: „Das Angebot nutzen viele Leute.“

 

Gerade die Geschichte des Osterfestes habe bei vielen Menschen den Glauben in diesen Zeiten besonders relevant gemacht. „Jedem Kreuzgang folgt ein neues Leben – das ist ja genau die Botschaft, die in so einer Situation gebraucht wird. Dass der Mensch sich eben nicht runterziehen lässt und denkt: Die Krise ist der Rhythmus. Sondern wir glauben als Christen, dass das der Aufbruch ist. Und das gibt die Kraft, so eine Krise auch auszuhalten.“

 

Wolfgang Picken betonte aber auch, dass persönliche Begegnungen mit der Gemeinde trotz aller digitaler Möglichkeiten unverzichtbar bleiben – zum Beispiel für das gemeinsame Feiern der Eucharistie. Dass die Kirchen aktuell für Gottesdienste geschlossen sind, findet er zwar richtig. „Da kommen Menschen in großer Zahl zusammen. Das lässt sich nicht so organisieren, dass nicht eine erhebliche Ansteckungsgefahr bestehen würde.“

 

Allerdings würde er seiner Gemeinde sehr gerne ermöglichen, einzeln in die Kirche einzutreten, um zumindest die Kommunion zu empfangen. Aber: „Ich bekäme bestimmt Ärger, wenn ich als Bonner Münster-Pfarrer sagen würde: Ab nächstem Sonntag könnt ihr wieder von 12 bis 17 Uhr in die Kirche kommen und bekommt die Kommunion. Dabei hätte das mindestens die gleiche Relevanz und Bedeutung wie ein Gemüsemarkt, bei dem die Leute nach wie vor einkaufen gehen können.“

 

An den Reaktionen der live zugeschalteten Zuschauerinnen und Zuschauer auf Facebook ließ sich entnehmen, dass diese Aussage auf große Zustimmung stößt: Es gab zahlreiche digitale Daumen nach oben. Prompt kam eine Frage aus dem Publikum, ob Pfarrer Picken für die Zukunft eine Chance für eine höhere gesellschaftliche Relevanz der Kirche sehe.

 

In seiner Antwort wies der Theologe auf die besondere Aufgabe der Kirche hin: „Seelische Daseinsvorsorge, das ist unser Business! Religion sorgt für eine seelische Stabilisierung und vermittelt den Menschen Halt, gerade jetzt in dieser Krise.“ Er würde sich wünschen, dass die Kirche im Allgemeinen und Bischöfe im Besonderen jetzt „die Stimme für die Seele erheben“. Und zwar mutig und lautstark in der Öffentlichkeit, beispielsweise in Talkshows.

 

 


 

 

 

Dass diese Stimme in der aktuellen Debatte etwas untergeht, zeigt die politische Debatte in dieser Woche. In der 19-seitigen „Exit-Strategie“ der Forschungsgruppe Leopoldina kommt das Wort „Kirche“ kein einziges Mal vor. Und in dem Beschluss der Bundesregierung über die gelockerten Einschränkungen des öffentlichen Lebens heißt es: „Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie religiöse Feierlichkeiten und Veranstaltungen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sollen zunächst weiter nicht stattfinden.“

 

Johannes Christian Koecke, Experte für christliche Demokratie bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bonn, sieht neben Corona noch einen anderen Grund für den (erzwungenen) digitalen Wandel der Kirche: den Priestermangel. Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz gibt es nur noch rund 13.000 katholische Pfarrer in den Bistümern – ein Fünftel weniger als im Jahr 2000. „Die bisherige Präsenzspiritualität in einer Kirche wird deshalb immer schwieriger zu bewerkstelligen sein“, konstatierte Koecke. Die Corona-Krise sei nun eine Zeit der Einübung in eine neue Digitalspiritualität, die keinen räumlichen Beschränkungen mehr unterliege. „Dazu müssen die Kirchen aber noch mutiger und kreativer für neue Sendungsformate werden.“

 

Wolfgang Picken ist in dieser Hinsicht ein priesterlicher Pionier. Aktuell wird seine Stammkirche, das Bonner Münster, saniert. „Als es am Anfang Überlegungen gab, Kameras in die Kirche einzubauen, habe ich gesagt: Quatsch!“ Weil er jetzt aber aufgrund von eigenen Erfahrungen gelernt habe, welche Identifikationskraft ein digitaler Gottesdienst für die Gemeinde haben kann, wird es mehrere Kameras geben. Das Internet sei für die Kirche eine Riesenchance, sagte Picken: „Wir können Leute ansprechen, mit denen wir sonst gar nicht in Verbindung stehen würden.“

 

Die nächste Ausgabe unserer Veranstaltungsreihe #KASkonkret läuft am Mittwoch, 22. April. Um 17 Uhr wird der Journalist Maximilian Nowroth dann live auf unserer Facebookseite mit Katharina Jünger sprechen. Sie ist Gründerin und Chefin des Start-ups Teleclinic und profitiert mit ihrem Angebot für digitale Sprechstunden enorm von der aktuellen Situation.

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Interlocuteur

Dr. Johannes Christian Koecke

Dr

Referent Politische Grundsatzfragen und Internationale Politik, Büro Bundesstadt Bonn

Christian.Koecke@kas.de +49 2241 246 4400 +49 2241 246 54400

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