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„Il metodo Merkel“ - Erste Merkel-Biografie auf Italienisch

di Markus Goller

Buchbesprechung

In Italien ist das Interesse an der deutschen Politik groß. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel beschäftigt die Italiener sehr. Über „la Merkel“ und ihre Politik berichten die italienischen Medien ausführlich. Daher ist davon auszugehen, dass das Interesse an der ersten Biografie der Bundeskanzlerin („Il metodo Merkel“ – „Der Stil Merkels“), die soeben erschienen ist, sehr groß sein wird.

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Autorin Veronica De Romanis untersucht den Werdegang, die Politik und die Vorgehensweise von Angela Merkel. Sie charakterisiert letztere durch Pragmatismus, Wissenschaftlichkeit, Strategie und Authentizität.

Insgesamt handelt es sich um eine rundum positive Darstellung von Angela Merkel. Die vier aufgezählten Eigenschaften werden von Italienern an Deutschen im Allgemeinen und bei der Bundeskanzlerin im Besonderen geschätzt. Allerdings wird „la Merkel“ als eher kühl und emotionsarm wahrgenommen, was in Italien weniger Zuspruch erntet.

Angela Merkel könnte bei den Italienern durchaus ein Ansehen erreichen, wie es bisher nur Bundeskanzler Helmut Kohl gelungen ist. Im Folgenden geben wir eine kurze Zusammenfassung des Buches wider.

Pragmatismus

Ihre Sozialisation in der ehemaligen DDR haben Angela Merkel sehr geprägt. Die Werte ihrer Eltern – Freiheit, Familie und Hilfe für Schwächere – hat Merkel im herrschenden System nicht wiedergefunden. Sie fand diese erst nach dem Fall der Mauer in der Bundesrepublik Deutschland und in der CDU. In ihrer gesamten politischen Karriere setzte sie sich stets für Freiheit und die Unterstützung der Familien ein. Dies lässt sich u.a an der Auswahl ihrer Familienministerin und der Familienpolitik der Bundesregierung in den letzten fünf Jahren ablesen.

Allerdings musste die Bundeskanzlerin sich auch der Realität stellen und ihre klaren Werthaltungen dieser bisweilen anpassen. So stimmte sie der Verstaatlichung der Hypo Real Estate in der Wirtschaftskrise zu, obgleich dies im Gegensatz zu den Grundsätzen individuelle Freiheit und Freie Marktwirtschaft steht. Der Pragmatismus der Bundeskanzlerin zeigt sich auch in Form von einer ausgeprägten Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft. Diese Eigenschaft hat es ihr ermöglicht, die Große Koalition in den letzten vier Jahren zu führen.

Wissenschaftlichkeit

Neben den Erfahrungen in der DDR hat sie das Studium der Physik stark beeinflusst. In der wissenschaftlichen Arbeit müssen Probleme genau analysiert, Lösungsvorschläge schlüssig argumentiert und miteinander verglichen werden. Daneben zählen Präzision und die Eigenschaft, stets auf dem neusten Stand zu sein. Die Politik wird kaum vom wissenschaftlichen Denken bestimmt, der große Anteil der Politiker kommt aus der Wirtschaft oder der Juristerei. Diese wissenschaftliche Herangehensweise an die Lösung von Problemen, hat Angela Merkel bis heute beibehalten.

Dies führte u.a. bisweilen zur Einsicht, dass auch unpopuläre Maßnahmen umgesetzt werden müssen. Dazu zählte in den vergangenen vier Jahren etwa die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent und die Rentenreform. Die Bundeskanzlerin legte dabei stets Wert auf eine sachliche Argumentation, um den Menschen in Deutschland die Notwendigkeit dieser Maßnahmen zu vermitteln.

Strategie

Der „Stil Merkels“ ist gekennzeichnet durch langfristiges und nachhaltiges Denken. Als Wissenschaftlerin ist ihr bewusst, dass man häufig über mehrere Jahre hinaus arbeiten und warten muss, bis die gewünschten Resultate eintreten. Zwischenschritte zeigen an, ob man sich in die richtige Richtung bewegt; Fehler dienen dem Lernprozess.

Angela Merkel ist in ihrer gesamten politischen Karriere stets strategisch vorgegangen und hat die langfristigen Ziele immer an oberste Stelle gesetzt. So hat sie etwa 2002 Edmund Stoiber den Vortritt in der Frage der Kanzlerkandidatur überlassen. Ihre Geduld wurde 2005 belohnt. Auch in anderen innerparteilichen Auseinander-setzungen hat sie durch Ruhe, Flexibilität und Geradlinigkeit stets die Oberhand behalten, ohne zu schmutzigen Tricks zu greifen.

Authentizität

Trotz ihres Erfolges ist die Bundeskanzlerin nicht abgehoben. Sie pflegt einen einfachen und ehrlichen Stil. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Gerhard Schröder sucht sie nicht ständig die Aufmerksamkeit der Medien. So hat sie sich in der aktuellen Wirtschaftskrise nur mit sachlichen Lösungsvorschlägen zu Wort gemeldet. Wenn sie zu den Bürgern spricht, tut sie dies stets in einer klaren Sprache.

Neben Pragmatismus, Wissenschaftlichkeit, Strategie und Authentizität zählen auch Arbeitswille, Opferbereitschaft und Mut zu den Eigenschaften Merkels. Mut hat sie insbesondere während des Spenden-skandals um Helmut Kohl mit der Veröffentlichung eines Artikels in der FAZ gezeigt, welcher zum Wendepunkt ihrer politischen Karriere wurde. Die Autorin beginnt die 180-Seiten umfassende Biografie mit diesem Ereignis.

Außenpolitik

Ihre größten Erfolge feierte Angela Merkel auf internationaler Bühne. Trotz großer innenpolitischer Reformen musste sie sich sehr stark mit der Außenpolitik des Landes befassen, da ihr Vorgänger die Grundlinien der deutschen Außenpolitik seit Ende des Zweiten Weltkrieges teilweise verlassen hatte. Merkel bemühte sich mit Erfolg um eine Verbesserung der transatlantischen Beziehungen. Darüber hinaus sorgte sie sich um die Pflege der guten Beziehungen zu Frankreich. Im Sinne des Pragmatismus folgt die deutsche Außenpolitik unter Bundeskanzlerin Merkel aber keinem der beiden Partner blind, sondern ist bedacht darauf, gute Beziehungen und eigene Interessen zusammenzuführen. Neben den Beziehungen zu Frankreich und den USA lag der Kanzlerin eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den kleineren Staaten in Osteuropa sehr am Herzen. Dies stellt einen weiteren Unterschied zur Außenpolitik Gerhard Schröders dar.

Merkel gelang es, sich als EU-Ratspräsidentin und Initiatorin der Berliner Erklärung Respekt bei den europäischen Partnern zu erwerben. Mit viel Geduld und Verhandlungsgeschick hat sie zur Unterzeichnung dieser Erklärung beigetragen. Als Gastgeberin des G8-Gipfels in Heiligendamm schaffte sie es, die anderen Staats- und Regierungschefs von der Notwendigkeit der Bekämpfung des Klimawandels zu überzeugen. Des Weiteren machte sich Merkel stets für die Einhaltung der Menschenrechte stark. Sie tat dies auch gegenüber Russland und China, obgleich die Wirtschaftsbeziehungen mit beiden Ländern sehr wichtig für die Bundesrepublik Deutschland sind.

Grenzen des Merkel-Stils

Der „Stil Merkels“ hat laut De Romanis aber auch seine Grenzen. Die Kanzlerin denkt manchmal zu mechanisch und handelt häufig in einer emotionsarmen Form. Gerade in der Wirtschaftskrise wären jedoch Emotionen neben intelligenten Sachentscheidungen wichtig. Es besteht die Gefahr, dass Populisten, welche die Menschen emotional ansprechen, der Kanzlerin ihre Wähler streitig machen.

Eine weitere Grenze ihres Stils besteht in der langen Wartezeit. Die Kanzlerin denkt langfristig und zieht kleine Schritte großen Reformen vor. In der Behandlung der Wirtschaftskrise wurde sie aus diesem Grunde auch kritisiert. Allerdings zeigt sich, dass dies bislang keinen Nachteil gegenüber anderen Ländern dargestellt hat. In der Außenpolitik hat diese Politik der kleinen Schritte auch Kritik hervorgerufen. So haben einige Beobachter sich mehr von der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands und ein stärkeres Bekenntnis zur Bekämpfung des Klimawandels in Heiligendamm von der ehemaligen Umweltministerin erwartet.

Laut De Romanis muss insgesamt gesagt werden, dass den Deutschen Merkels Stil gefällt, da die Kanzlerin eine sehr hohe Zustimmung in der Bevölkerung genießt.

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