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"Die Menschen näher an Europa bringen"

S.E. Georges Santer zeichnet die Zukunft Europas aus Bildern der Vergangenheit

Manchmal machen Bilder sprachlos. Nicht so bei der Reihe "Europabilder - Mein EUropa". Zur Auftaktveranstaltung in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach S.E. Georges Santer, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, über zwei Fotos, die vor gut 25 und 65 Jahren entstanden. Sie stehen nicht nur für europäische Geschichte, sondern weisen auch in die Gegenwart.

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Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich

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v. l.: Konrad Adenauer (deutscher Bundeskanzler 1949-1963), Alcide De Gasperi (italienischer Premierminister 1947-1953), Robert Schuman (französischer Außenminister 1948-1952), Dirk Uipko Stikker (niederländischer Außenminister 1948-52), Joseph Bech (luxemburgischer Außenminister 1937-1953) bei einer Sitzung des Europarates um 1950 (Foto: Heinz-Jürgen Goettert / picture alliance)

Die Regierungschefs Deutschlands und Italiens mit den Außenministern Frankreichs, der Niederlande und Luxemburgs auf einem Foto, lachend und sich angeregt unterhaltend: „Ich sehe in diesem Bild, dass wir die Fehler nach dem Ersten Weltkrieg nicht nach dem Zweiten Weltkrieg erneut gemacht haben“, sagte Santer und bezeichnete das Foto als Bild der Aussöhnung. Zudem zeige es einen bewegenden Moment für Luxemburg: Nachdem das Land jahrhundertelang Spielball fremder Mächte gewesen sei, habe es sich nun als Mitglied von NATO, Montanunion und WEU selbst in Europa einbringen können – und eine bedeutende Rolle bei der Wiedereingliederung Deutschlands in Europa gespielt.

Fortschritte in der sozialen Dimension

Santer betonte, dass auf dem Bild fünf christdemokratische Politiker zu sehen seien: „Diese Leute stehen für Soziale Marktwirtschaft.“ Damit schlage das Bild einen Bogen zu den Herausforderungen von Euroskeptizismus und Nationalismus. Den Menschen heute fehle der Enthusiasmus – im Gegensatz zu den Abgebildeten, für die Europa eine Willensbekundung war, für die man sich einsetzte. Deswegen gelte heute: „Wir müssen in der sozialen Dimension Fortschritte machen, wenn wir die Menschen näher an Europa bringen wollen.“

Europa als Friedensprojekt

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Der ungarischer Premierminister Gyula Horn und der österreichische Außenminister Alois Mock am 27. Juni 1989 (Foto: Bernhard J. Holzner / picture alliance / AP Images)

Europa rückte auch durch das Ende des Kalten Kriegs näher zusammen. Hatte die KSZE-Schlussakte von Helsinki noch die Unverletzlichkeit der Grenzen festgestellt, habe man nach 1989/90 eine friedliche Umgestaltung des Kontinents feststellen können. So stehe das zweite Bild, das Botschafter Santer besprach, für Europa als Friedensprojekt: „Hier sehen wir die Aufhebung der Grenzen mit friedlichen Mitteln.“

Probleme gemeinsam bewältigen

Europa sei heute jedoch fragiler geworden, so Santer. Doch trotz Griechenlandkrise, drohenden Brexits, Europamüdigkeit und Flüchtlingskrise bräuchten wir ein Mehr an Europa und müssten verstärkt gemeinsam an die Aufgaben herangehen. Eines dürfe dabei auf keinen Fall zu kurz kommen: „Es kann nicht sein, dass nachher ein Europa der Freiheit für Waren und Kapital besteht, aber nicht der Freiheit für Menschen.“

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Rita Schorpp

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13. April 2016
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