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Event Reports

"Wir sitzen in einem Boot"

Regionaler Workshop "Einführung in den Investigativen Journalismus" in Mosambik

Wie geht man mit handfesten Drohungen um? Das ist nur eine von vielen brisanten Fragen und Herausforderungen, mit der sich investigative Reporter und Redakteure in Angola und Mosambik konfrontiert sehen. Die Ausübung der journalistischen Tätigkeit stößt im Alltag dieser Länder auf eine Vielzahl von Hindernissen.

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Um die gesellschaftspolitische Informations- und Wächterfunktion im Sinne der Demokratisierung zu stärken, veranstaltete KAS Medien Afrika einen regionalen Workshop für lusophone Journalisten beider Staaten in Catembe in Mosambik am 6. und 7. September 2011. Der abschließende Tenor lautete: „Wir sitzen in einem Boot und engagieren uns für dieselbe Sache.“

Seit geraumer Zeit gehört der Investigative Journalismus (IJ) zu den zentralen Pfeilern des Sektorprogramms Medien Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit einem sorgfältig aufeinander abgestimmten Massnahmenbündel gehen die Verantwortlichen auf die Bedürfnisse in der Region ein. Im Überblick stellt sich dies so dar:

Erstens: Die vielbeachtete Investigative Journalism Manual (IJM) der KAS ist (über Grenzen hinweg und kostenfrei) in englischer und portugiesischer Sprache im Internet verfügbar. Um noch mehr Medienschaffende in Subsahara-Afrika erreichen zu können, wird voraussichtlich noch in diesem Jahr eine französische Fassung online gestellt. (Die Webseite durchläuft gerade einen Relaunch, um noch effizienter das Wissen transportieren zu können.)

Zweitens: Die IJM wird kontinuierlich um neue Kapitel erweitert, die nach gemeinsamer Erörterung mit der Partnerorganisation FAIR (Forum for African Investigative Reporters) in Auftrag gegeben werden, aktuell u.a. Gesundheit und Umwelt. Auf diese Weise können Interessierte studieren, wie man zu diesen relevanten Themen investigativ arbeiten kann.

Drittens: Zusätzlich zu den traditionellen Printmedien soll der IJ auch verstärkt den Mitarbeitern weiterer Medienplattformen zugänglich gemacht werden. Bei einem Pilotprojekt mit dem Partner Soweto TV in der Republik Südafrika wurden die Methoden des Investigativen Journalismus den Redakteuren und Reportern eines unabhängigen Lokalfernsehsenders nahe gebracht – und erfolgreich auf Wahlberichtstattung im Kontext der Kommunalwahlen in Südafrika angewandt. Wegen seines Erfolges wurde das Projekt auf Wunsch des Partners gerade bis zum Jahresende 2011 verlängert.

Viertens: KAS Medien Afrika unterstützt die führende Veranstaltung der Region zum Investigativen Journalismus – die Konferenz „Power Reporting“ in Johannesburg. Im Fokus stehen hier die Themenfelder Energie, Klimawandel und Umwelt.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen wird ein besonderes Augenmerk auf Workshops im Einsatzgebiet gelegt, um direkt und ungefiltert Informationen über den Zustand des IJ in der Region zu erhalten. Nur vor Ort kann man die Bedürfnisse der investigativen Journalisten besser verstehen lernen und folglich zukünftige Maßnahmen ideal auf die Zielgruppen zuschneiden. In diesem Jahr stand die lusophone Edition auf dem Programm. Für 2012 ist ein französischsprachiger Workshop geplant.

Zum Workshop in Mosambik wurden in enger Zusammenarbeit mit OSISA und KAS Maputo sieben Journalisten aus Angola und fünf weitere aus Mosambik eingeladen. Zudem nahmen fünf Chefredakteure/Redaktionsleiter an der Diskussion zu Beginn des ersten Tages teil. Die Teilnehmer kamen von Zeitungen, Magazinen und Radiostationen. Die Herkunft und die Medien mögen unterschiedlich sein – die Herausforderungen sind es nicht, wie die einführende Debatte zeigte. Die Liste der Hindernisse ist lang: Fehlender Zugang zu Veranstaltungen bzw. Informationen, fehlende Ausbildung/Training, „die Schere im Kopf“, Abhängigkeit von offiziellen Quellen, mangelndes Selbstbewusstsein, Zeitdruck, zunehmende Tendenz zu Spekulationen und zuwenig Personal gehörten zu den meistgenannten Faktoren.

Medientrainer Daniel Walter adressierte diese Probleme mit einem sorgfältig vorbereiteten Lehrplan, der engen Bezug zur Investigative Journalism Manual hatte. Auf dem Programm standen u.a.: Die Definition von Investigativem Journalismus, die Entwicklung von Storyideen, die Planung der Recherchen, das investigative Interview, die korrekte Behandlung von Quellen sowie Formulieren & Schreiben.

Als wichtigste Lehreinheit entpuppte sich jedoch der regionale Erfahrungsaustausch und die Netzwerkbildung. Bereits die Erkenntnis, dass andere Kollegen vor ähnlichen Herausforderungen stehen, wirkte für fast alle ein Stück weit befreiend und ermutigend. Das Fazit fiel denn auch überwiegend positiv aus. „Man kann der KAS zu dieser Initiative nur gratulieren“, sagte Antonio Inacio aus Beira in Mosambik. Paulo Jotamo von Radio Mosambik ergänzte: „Ich fühle mich ein bisschen stärker.“ Nahezu alle Teilnehmer erwähnten abschließend, dass sie ihre Erkenntnisse mit den Kollegen daheim teilen wollten. Zu diesem Zweck erhielten sie die bisherigen Kapitel der Investigative Journalism Manual auf einer Daten-CD: leicht zu transportieren – und zu kopieren.

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Contact

Christoph Plate

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Director Media Programme Southeast Europe

christoph.plate@kas.de +359 2 942-4971 +359 2 94249-79

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